Das Interesse war enorm: Gut 150 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung zur Informationsveranstaltung über die städtische Windenergieplanung gefolgt.
„Halten wir die Villehöhe frei“Landschafts-Schutzverein informiert über Windenergieplanung in Bornheim

Michael Pacyna erläuterte die Position des LSV, der die Natur auf dem Villerücken schützen möchte.
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Die Resonanz überraschte: 120 Stühle hatte der Verein zuvor laut dem LSV-Vorsitzenden Michael Pacyna aufgestellt. Der Abend markierte gleichzeitig den Beginn der öffentlichen Bürgerbeteiligung zum Entwurf des sogenannten „Teilflächennutzungsplans Windenergie“. Michael Pacyna und sein Stellvertreter Norbert Brauner machten unmissverständlich deutlich: „Windenergie und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien ja, aber nicht um jeden Preis.“
Auf zwei Konzentrationsflächen hatten sich Stadt und Politik mehrheitlich festgelegt: Eine in der Rheinebene zwischen Sechtem und Widdig, eine weitere auf dem Villerücken. Letztere lehnt der LSV jedoch vehement ab, ebenso wie die FDP als einzige Fraktion im Stadtrat. Diese Ablehnung spiegelte auch größtenteils das Stimmungsbild bei den Bürgern am Montagabend wider.
Mehrheitliche Festlegung auf zwei Konzentrationsflächen
Die Ausweisung von Konzentrationsflächen und die damit verbundene Änderung des Teilflächennutzungsplanes beschäftigt Politik, Verwaltung und Bürger seit vielen Jahren. In den Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses und im Rat im März legte sich die Politik auf Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich auf die zwei genannten Konzentrationsflächen fest.
Wie genau am Ende diese Flächen aussehen und wie groß sie werden, dürfte erst in einigen Monaten feststehen, wenn die erneute Offenlage abgeschlossen ist, die am Montag begann. Statt der sonst bei solchen Verfahren üblichen vier Wochen, beschloss die Politik die Beteiligung der Bürger und der Träger öffentlicher Belange, zu denen auch der LSV gehört, auf sechs Wochen auszudehnen, um bei diesem Thema möglichst viele mitzunehmen.
LSV lehnt Konzentrationszentrum auf der Ville ab
Die Zeit drängt mittlerweile, da der Bund ein neues „Wind-an-Land-Gesetz“ vorgelegt hat, das es ermöglicht, dass Investoren schneller Windenergieanlagen bauen können (WEA), die dann auch näher als bislang an die örtliche Bebauung heranreichen können. Zudem könnten Investoren ihre Anlagen verteilt über das Stadtgebiet bauen, was zu der seit Jahren befürchteten „Verspargelung“ führen würde. Das neue Gesetz tritt zum 1. Februar 2024 in Kraft. Daher muss spätestens zum 31. Januar ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegen.
Der LSV, der sich seit Jahrzehnten für den Landschaftsschutz im Vorgebirge einsetzt, lehnt eine Konzentrationsfläche von Windenergieanlagen (WEA) auf der Ville ab und spricht sich nur für ein Areal in der Rheinebene aus. Sein Hauptargument: Die Windräder auf dem Villerücken, die die Orte Merten, Rösberg, Hemmerich, Waldorf und Brenig betreffen, kollidieren mit dem Landschafts- und Artenschutz. So besteht Pacyna zufolge auf der Ville eine „extreme Kollisionsgefahr“ der Rotorblätter mit geschützten Vogelarten wie dem Mäusebussard, Kranichen, dem Rotmilan, aber auch mit Fledermäusen. Diese Gefahr wäre in der Rheinebene „deutlich geringer“.
Rheinebene bereits „vorbelastet“ durch Stromleitungen und Autobahnanschluss
Gegen die Ville spreche auch, dass dort noch keine Infrastruktur für WEA vorhanden sei im Gegensatz zu den Hochspannungsleitungen in der Ebene und dem Umspannwerk bei Sechtem. Daher würden dort oben nicht nur Windräder gebaut werden, sondern auch Leitungstrassen, um die Räder mit den Masten im Rheintal zu verbinden. Außerdem sei die Rheinebene bereits „vorbelastet“ durch Stromleitungen oder den Autobahnanschluss.
Der Villerücken jedoch sei als Landschaftsgebiet noch unberührt und ist ein wichtiges Naherholungszentrum. Das Rheinufer als Naherholungsgebiet in der Ebene wäre von der Konzentrationsfläche bei Sechtem nicht betroffen: „Halten wir die Villehöhe frei von Windrädern, gibt es keine Verlierer, sondern nur Gewinner. Die Ville bleibt ein Zentrum für die Erholung und ein Refugium für die Natur“, betonte Michael Pacyna.

Sehr groß war das Interesse der Bevölkerung an der Informationsveranstaltung. Bis Ende Mai läuft die Bürgerbeteiligung.
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Norbert Brauner kritisierte, dass die Stadt Bornheim 5,1 Prozent ihrer Fläche für die beiden Konzentrationsflächen anbiete, die gesetzliche Vorgabe für NRW liege jedoch bei gerade einmal 1,8 Prozent, die ermittelte Quote des Regierungsbezirks Köln bei 2,12 Prozent. Daher würde die Konzentrationsfläche in der Rheinebene mit 2,8 Prozent des Stadtgebietes völlig ausreichen als „substanzieller Raum für die Energiegewinnung“.
Eine Bürgerin kritisierte die mit dem Bau verbundene Flächenversiegelung, die alleine für nur ein Windrad schon sehr hoch sei. Das sah auch Michael Pacyna so: „Auf der Ville wäre der Versiegelungsgrad deutlich höher als in der Rhein-Ebene, da auch Zuwegungen zu den Stromtrassen geschaffen werden müssten.“
Politik verteidigt die beiden Konzentrationsflächen
Eine Rösbergerin sorgte sich um Mikroplastik, das durch die Rotorblätter abgegeben werde, die Menge an Beton, die verbaut werden müssten und die ungeklärte Entsorgungsfrage von Windrädern. Wiederum ein anderer Teilnehmer leugnete gar den menschengemachten Klimawandel und meinte, dass Deutschland alleine die Welt nicht retten könne.
Von Seiten der Politik äußerten sich der Grünen-Fraktionsvorsitzende Arnd Kuhn und Heinz Müller (UWG/Forum). Beide verteidigten die beiden Konzentrationsflächen, und wiesen darauf hin, dass es darum gehe, rechtssichere Flächen auszuweisen, damit die Bezirksregierung keinen Zugriff mehr auf andere Flächen im Stadtgebiet habe. Da sorgte wiederum für Kritik bei einem Bürger: „Wenn schon alles klar ist, wozu brauchen wir dann noch eine Bürgerbeteiligung?“
Radtour und Bürgerbeteiligung
Kommenden Samstag lädt der LSV zu einer Fahrrad-Exkursion zu den von der Stadt vorgeschlagenen Windenergiekonzentrationszonen ein. Der erste Teil der Tour auf der Ville startet um 13.30 Uhr an der „Roten Bank“ in Rösberg (Ecke Weberstraße/Metternicher Straße). Der zweite Teil in der Rheinebene beginnt gegen 14.45 Uhr am Haltepunkt Waldorf der Linie 18 (Dahlienstraße). Beide Strecken sind jeweils circa 8 Kilometer lang.
Bis zum 30. Mai können die Planungsunterlagen unter www.bornheim.de oder im Rathaus in den Zimmern 405, 407, 409, 412 oder 414 eingesehen und Stellungnahmen eingereicht werden.