Hotel oder Wohnheim?Stadt Bornheim und Investor streiten um „Campus Hersel“

Um den „Campus Hersel“ herrscht enormer Streit.
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Bornheim – „Wohnen auf Zeit“ sei die Philosophie hinter seinem Projekt „Campus Hersel“ hatte Stefan Schepers, Geschäftsführer der bonafide Immobilien aus Monschau, bereits im November 2018 ausgeführt, als er das Studentenhotel auf dem Gelände der Firma Collo an der Simon-Arzt-Straße in Hersel vorstellte. Doch bisher ist nicht viel passiert, das bisherige „Collo“-Verwaltungsgebäude auf dem 11 000 Quadratmeter großen Gelände steht noch. Wohl auch, weil es hinter den Kulissen nicht ganz rund läuft.
Stein des Anstoßes ist offenbar die Kategorie Hotel: „Von Anfang an haben wir an diesem Standort die Errichtung eines Hotels mit 264 Zimmern und Servicenebenflächen wie einer Lobby mit Bar, Tagungsräumen, einem 24 Stundenshop, Co-Working Space, einem umfangreichen Sportangebot und mehr verfolgt. Das Hotel richtet sich vorzugsweise an junge Leute, insbesondere an Studenten und junge Professionals“, erklärt Stefan Schepers. Für die Stadt Bornheim hingegen war das „Wohnen auf Zeit“ in einem „Boardinghouse“, wie Schepers es nannte, hingegen nicht ganz klar definiert.
Investor erhob Untätigkeitsklage gegen Stadt
Ist es nun ein Wohnheim, in dem junge Leute längerfristig leben? Ist eine wohnähnliche Nutzung ausgeschlossen? „Das Problem ist, dass Wohnen im Gewerbegebiet ausgeschlossen ist“, gibt Bürgermeister Wolfgang Henseler auf Anfrage Auskunft. In einem Wohngebiet gelten zum Beispiel deutlich niedrigere Immissionswerte. Genau deshalb hatte auch eine Firma aus der Nachbarschaft Klage eingereicht beim Verwaltungsgericht Köln.

264 Zimmer, Serviceflächen, Lobby, Bar, Sportangebot und mehr soll der „Campus Hersel“ Studierenden bieten.
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Schon seit 2018 gibt es offenbar einen regen Schriftverkehr zwischen der Stadt Bornheim und dem Investor, der im Mai 2018 den Bauvorbescheid beantragt hatte. Im Oktober signalisierte die Stadt, den Vorbescheid abzulehnen mit dem Hinweis, das Vorhaben sei „nach der Art der baulichen Nutzung im Gebiet nicht zulässig“. Weiterer Schriftverkehr folgte, bis der Investor im Dezember 2018 eine Untätigkeitsklage gegen die Stadt beim Verwaltungsgericht erhob.
„Stadt hat bisher keine Baugenehmigung erteilt“
Im Verfahren wurde, so geht es aus der Klagebegründung hervor, von Schepers die Bezeichnung Boardinghouse in Hotel geändert, es handele sich „um einen hotelähnlichen Gewerbebetrieb mit den entsprechenden Serviceleistungen“. Dies sei keine inhaltliche Änderung der Bauvoranfrage, „sondern „lediglich eine für den Nicht-Hotelfachmann verständlichere Bezeichnung“. Aus Sicht der Stadt hatte „der Antragsteller seine Anträge verändert“, sagte Wolfgang Henseler der Rundschau. Mitte März 2019 wurde der beantragte Bauvorbescheid erteilt.
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Auch die Abbruchgenehmigung für das Collo-Gebäude liege vor, so der Bürgermeister. Die Containeranlage für Flüchtlinge, für die Collo-Chef Lutz Irgel noch Gelände zur Verfügung gestellt hatte, soll umgesetzt werden, und zwar nach Waldorf. Parallel laufe das Baugenehmigungsverfahren. Dazu Stefan Schepers: „In der Tat hat die Stadt Bornheim bisher keine Baugenehmigung erteilt, was aber nicht an der Unzulässigkeit der geplanten Nutzung, sondern schlichtweg am Unvermögen der mit der Prüfung des Bauantrages beauftragten Mitarbeiter liegt“, wirft er der Stadt vor. „Wir haben das Grundstück erworben und bezahlt und werden im Laufe des Februar mit dem Abriss der auf dem Grundstück stehenden Gebäude beginnen“, so Schepers weiter.
Hervorragende Lage für Hotel-Nutzung
Projektstand sei der, „dass wir nach Erteilung der Baugenehmigung unverzüglich mit den Bauarbeiten beginnen können, da die Finanzierung des Vorhabens gesichert ist, ein entsprechender Generalübernehmervertrag für die Errichtung des Gebäudes abgeschlossen und ein Betreibervertrag für das Hotel geschlossen wurde.“
Grundsätzlich sei das Bornheimer Stadtgebiet „hervorragend geeignet für eine Hotelnutzung zwischen Bonn und Köln“, sagt Wolfgang Henseler. Ein Standort an der Stadtbahnlinie 16 sei optimal. Wenn die Gewerbeflächen am Mittelweg erschlossen sind, könne es auch Alternativen zur Zu- und Abfahrt geben.