Gastro-Szene Bonn/Rhein-SiegHier gibt es kulinarischen Kurzurlaub im Vorgebirge

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Chefkoch David Nguan und Gastgeber Maurice Schmitz vom Vorgebirgsblick.

Chefkoch David Nguan und Gastgeber Maurice Schmitz vom Vorgebirgsblick.

Michael Sachse hat das Comeback des Vorgebirgsblicks in Bornheim-Merten verfolgt und die neue Gastgeberin im Bad Godesberger Restaurant Maternus besucht.

Im Juni hat Maurice Schmitz den Biergarten des Vorgebirgsblicks übernommen. Damit schloss er eine gastronomische Lücke, die seit Ende des vergangenen Jahres bestand. Sein Vorgänger Daniel Hendricks hatte die Gastronomie im Sommer 2020 von den langjährigen Betreibern Renate und Peter Bräutigam übernommen und zog sich nach zweieinhalb Jahren zurück.

„Wir hatten ursprünglich geplant, das Restaurant samt Gästehaus weiterhin zu verpachten, haben aber keinen geeigneten Nachfolger finden können“, sagt Schmitz, dessen Familie den Vorgebirgsblick vor drei Jahren gekauft hat. So kam es, dass der 26-jährige ins kalte Wasser sprang und seine gastronomische Karriere im Frühsommer startete. Schmitz hat Agrarwissenschaft in Bonn studiert und war eigentlich beruflich in Süddeutschland eingebunden. Nun konzentriert er sich auf den Vorgebirgsblick.

Mit Tobias Frede hat der junge Betreiber einen Mitstreiter an seiner Seite, der sich hauptsächlich um die Veranstaltungen kümmern wird, die als Standbein künftig noch wichtiger sein werden. Mit 240 Terrassenplätzen und dank seiner idyllischen Lage mitten in den Feldern zwischen Merten und Sechtem ist der Biergarten im Vorgebirge nahezu unschlagbar. Aufgrund der angespannten Personalsituation in der Gastronomie, die auch den Neustart des Vorgebirgsblicks erschwert, war ein Parallelbetrieb von Biergarten und Innenbereich bislang noch nicht möglich. Draußen herrscht das Prinzip der Selbstbedienung. Speisen und Getränke lassen sich am Rondell inmitten der Außenanlage bestellen. Die Grillhütte im Garten hat ihren Betrieb bereits eingestellt.

„Wir versorgen unsere Gäste mittlerweile aus der Küche im Innenbereich“, so Schmitz. Sobald die Temperaturen fallen und der Herbst einzieht, wird sich das Geschehen nach innen verlagern und das À la carte-Geschäft Fahrt aufnehmen. Das Erscheinungsbild hat sich weder im Biergarten noch im Innenbereich verändert. Allerdings wurde die Küche renoviert und mit neuen Geräten ausgestattet. „Außerdem haben wir eine Vorbereitungsküche im Untergeschoß eingerichtet“, berichtet der Gastgeber. Der Außenbereich umfasst einen großen Spielplatz und eine Boule-Bahn. In Kürze sollen auch wieder Tiere angesiedelt werden, was den Besuch vor allem für Familien mit Kindern noch attraktiver machen dürfte. Die Küche leitet David Nguan, der zuvor unter anderem in der Godesburg und im italienischen Ristorante Il Punto in der Bonner Südstadt am Herd stand.

Beim Einkauf der Lebensmittel stehen regionale Partner im Vordergrund. Das beginnt bei den Äpfeln, dem Cider und den Säften von Schmitz-Hübsch aus der unmittelbaren Nachbarschaft, setzt sich fort mit Ziegenkäse vom Ziegenhof in Rösberg und Kräutern von Dreesen in Bornheim sowie Fleisch von der Metzgerei Schmitz in Bonn-Endenich. Auf der Speisekarte finden wir Gerichte wie Schnitzel vom Duroc-Schwein mit Kartoffelsalat (14,90 Euro) oder Kalbsrippchen mit Pommes frites und Dip (19,90 Euro). Die Currywurst (mit Pommes und Dip für 11,50 Euro) kommt vom Wildschwein. Für Wildgerichte hat Schmitz ein Faible. Er geht zudem wie sein Kompagnon Tobias Frede selbst auf die Jagd. Vor allem während der kälteren Jahreszeit werden daher immer wieder Wildgerichte die Speisenauswahl bereichern.

Aktuell gibt es zudem Vorspeisen wie Carpaccio mit Salat (7,90 Euro), Maiskolben mit Butter (4,90 Euro) oder einen vegetarischen Vorspeisenteller (12,90 Euro). Hinterher und zwischendurch schmecken Crème Speisen und Kuchen (jeweils für 3,50 Euro) oder Tiramisu (6,50 Euro). Gezapft werden Reissdorf Kölsch und Bitburger Pils. Die Weinauswahl kann mit sieben offenen Tropfen aufwarten. Darunter La Chapelle Merlot und Chardonnay „Vom Quarzit“ aus dem Weingut Pflüger (je 0,2 l für 7,90 Euro).

Vorgebirgsblick, Händelstraße 45, 53332 Bornheim, (02227) 90 53 33, mittwochs, donnerstags und sonntags 15 bis 21.30 Uhr, freitags und samstags 15 bis 23 Uhr. vorgebirgsblick.com

Traditionshaus im alten Diplomaten-Stadtteil

Das Restaurant Maternus in Bad Godesberg besitzt eine einzigartige Atmosphäre. Die dunkle Deckenvertäfelung und die Wandverkleidung aus Holz stammen wie weite Teile der Einrichtung noch aus der Zeit der Bonner Republik. Damals strömte die Prominenz aus Politik und Gesellschaft zu Ria Maternus, die das Lokal begründet hatte. Egal ob Ronald Reagan, Walter Scheel, Helmut Kohl oder Willy Brandt, sie alle fühlten sich auf der Löbestraße bestens aufgehoben. Das Erbe der Promi-Wirtin hatte zuletzt Albert Laukert angetreten. Nach anderthalb Jahren hat er jetzt die Leitung seiner vormaligen Restaurantleiterin Marcella De Marchi übergeben. Die Stammgäste müssen sich somit nicht umstellen. Nicht nur personell herrscht Kontinuität, sondern auch die Atmosphäre und die Speisekarte bleiben unangetastet.

„Warum sollte ich etwas verändern, das sich bewährt hat? Ich liebe es so, wie es ist“, sagt die neue Chefin. Sie ist bereits seit Jahrzehnten in der lokalen Gastronomie tätig. Jetzt steht sie erstmals als Gastgeberin an vorderster Front. Die Speisekarte ist wohltuend übersichtlich gestaltet, setzt immer wieder saisonale sowie regionale Akzente und verzichtet dabei keineswegs auf Klassiker. Zu den Evergreens zählen zum Beispiel Zürcher Kalbsgeschnetzeltes mit frischen Waldpilzen in Sahne geschwenkt und hausgemachten Rösti (25,90 Euro) oder Wiener Kalbsschnitzel in Butter gebraten mit warmem Kartoffelsalat und Preiselbeercrème (25,50 Euro).

Aufgetischt werden zudem kleinere Speisen wie Ziegenkäse mit Strauchtomaten und Zwiebelkompott überbacken, dazu Roggenbrot (18,50 Euro) oder Tomatensuppe aus Strauchtomaten mit frischem Basilikum (8,50 Euro). Das Weinsortiment ist mit alleine zehn offenen Positionen üppig bestückt. Zum Angebot zählen sowohl Tropfen von der Ahr als auch Primitivo aus Apulien oder einen Châteauneuf du Pape aus der Domaine Clos Saint Jean im Burgund. Aus den Zapfhähnen fließen Peters Kölsch und Krombacher Pils.

Restaurant Maternus, Löbestraße 3, 53173 Bonn, (0228) 36 28 51, montags bis samstags 17 bis 22 Uhr. restaurant-maternus.de

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