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Hangsanierung in Bornheim angemahnt„Lösung darf nicht zu Lasten der Anrainer gehen“

Lesezeit 4 Minuten

Im Bereich Richard-Piel-Straße kam es zu einem leichten Hangrutsch, das Areal ist abgesperrt.

Bornheim – „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir möchten die Unwetterkatastrophe der vergangenen Woche nutzen, um auf das seit Jahren ruhende Verfahren zur Standsicherheit der Rheinuferböschung aufmerksam zu machen“, betonen die Ortsvorsteher Christoph Kany aus Widdig und Bernd Marx aus Uedorf bei einem Ortstermin am Rheinuferweg.

Gemeinsam mit dem Herseler Ortsvorsteher Toni Breuer haben sie dazu auch einen offenen Brief an Bürgermeister Christoph Becker geschickt.

Letztlich kamen die Rheinorte vergangene Woche noch glimpflich davon, lediglich einige Risse am Rheinuferweg taten sich auf, bereits vorhandene wurden ein wenig breiter. In Hersel rutschte jedoch ein Stück Hang ab Richtung Leinpfad, der parallel unterhalb des Rheinuferweges entlang führt. Die idyllische Stelle mit dem markanten Anker ist seit vergangener Woche durch Flatterband abgesperrt, ein Schild mahnt die Bürger, sich vom Hang fernzuhalten. „Diese Entscheidung war sicher richtig, denn auch für uns Ortsvorsteher steht die Sicherheit der Bevölkerung an erster Stelle“, kommentieren Breuer, Marx und Kany.

Sperrungen möglichst zeitnah aufheben

Das Hochwasser hat sich mittlerweile zurückgezogen, der Leinpfad steht nicht mehr unter Wasser, ist aber verschlammt und bleibt zwischen Widdig und Hersel für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Vielen scheint dies nicht bewusst zu sein, andere ignorieren das Verbot schlicht.

Risse am Rheinuferweg zwischen Uedorf und Widdig haben Bernd Marx (l.) und Christoph Kany nachgemessen.

Radfahrer passieren den Weg trotzdem und zahlreiche Fußgänger schlenderten hier am Mittwochnachmittag bei schönem Sommerwetter umher. Gerade für Fußgänger scheint die Situation unklar. Die drei Ortsvorsteher fordern daher, die Sperrungen „sofern möglich zeitnah wieder aufzuheben.“ Das auch, damit die direkten Anrainer ihre Häuser wieder anfahren können und gastronomische Betriebe wie das Caféhäuschen in Uedorf wieder für die Gäste erreichbar ist.

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Grundsätzlich sind Breuer, Marx und Kany der Meinung, dass es „im Hinblick auf die Sanierung der Rheinböschung endlich weitergehen muss, um die beim Oberverwaltungsgericht Münster verfahrene Situation aufzulösen“. Sie bitten daher Bürgermeister Christoph Becker um „Einflussnahme der Beschleunigung des Verfahrens und eine Lösung zur Finanzierung der Hangsanierung zu finden, die nicht zu Lasten der Anrainer geht“. Die Ortsvorsteher sehen Land und Bund in der Pflicht, da der Rhein eine Bundeswasserstraße ist, und somit in der Hoheit des Bundes liegt. Gleichzeitig appellieren die Ortsvorsteher an die Stadt zeitnah die Standsicherheit gutachterlich überprüfen zu lassen und „direkt faktenbasiert“ zu handeln. Gleichzeitig solle die Stadt prüfen, wie sie selbst tätig werden könne. Bernd Marx kritisierte beispielsweise die provisorischen Risssanierungen der Vergangenheit, es werde immer mehr Teer in die zerstörten Stellen gegeben, dies würde den Druck auf den Hang aber nur noch mehr erhöhen und wirke daher kontraproduktiv.

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Marx schlug auch vor, die Neigung des Rheinuferweges zu verändern. Bislang neigt sich der Weg Richtung Fluss, was die Gefahr des Absackens des Hanges begünstige. Der Uedorfer Ortsvorsteher regte an, die Neigung in Richtung Bebauung zu ändern und dort eine Entwässerungsrinne anzulegen, die das Wasser sicher ablaufen lässt.

Das Verfahren läuft immer noch

„Wir haben klare Startsignale von allen“, sagt der Erste Stadtbeigeordnete Manfred Schier auf die Frage, ob sich Bund und Land in Sachen Rheinufersanierung auf die Stadt Bornheim zu bewegen. 2019 hatte die Stadt Projektgruppen vorgeschlagen aus Politikern zum einen und Technikern zum anderen. Die haben bis heute nicht getagt. „Es handelt sich hier um ein Multimillionenprojekt“, relativiert Schier. Es geht auch maßgeblich um die Frage, ob und wie sich die Stadt Bornheim an den enormen Kosten beteiligen muss.

Bei der provisorischen Sanierung vor rund zehn Jahren war dies bereits zum Streitfall geworden, der immer noch beim Oberverwaltungsgericht Münster anhängig ist. Bund und Land hatten seinerzeit die Kosten erstmal übernommen, bis das Verfahren abgeschlossen ist. „Wir müssen abwarten, wann die Richter zu ihrer Entscheidung kommen“, sagt Schier. Wer die globale Sicherung, also das Millionenprojekt Gesamtsanierung, am Ende bezahlen muss, dazu hätten sich die Münsteraner Richter nicht äußern wollen. „Bornheim kann keine Blankoschecks ausstellen, wir brauchen Konzepte“, betont der Beigeordnete. Bund und Land hätten sich bereits abgestimmt. Schier: „Wir sind optimistisch, in diesem Jahr anfangen zu können.“ (jr)