Null-Emission bis 2050Ehrgeizige Klimaziele für Bornheim aufgestellt

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Windräder in Wesseling

Strom aus Windkraft wie hier bei Wesseling soll Vorrang haben vor fossilen Brennstoffen.

Bornheim – Energiestadt ist Bornheim bereits – auch wenn eine neue Konzentrationszone für Windkraft gerade noch gesucht wird. Spätestens 2050 soll die Stadt auch klimaneutral sein, das heißt, eine CO2 -Emission im Netto von Null erreicht haben. So will es der Stadtrat, der sich mit großer Mehrheit dem vorherigen Votum des Umweltausschusses angeschlossen hat. „Das ist eine klare Willensbekundung“, sagte CDU-Fraktionschef Lutz Wehrend, „jetzt müssen die einzelnen Beschlüsse folgen. Das wird ein langer Weg.“

CDU, Grüne, SPD und UWG hatten den Antrag gemeinsam eingebracht, an dessen Formulierung sie gut drei Monate lang gefeilt hatten, um die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen. Der wichtigste Punkt: „Die Stadt Bornheim beschließt, in ihren Zuständigkeitsbereichen bis 2035 die klimarelevanten Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 80 Prozent bezogen auf die zu ermittelnden Emissionen in 1990 zu senken und bis spätestens 2050 Klimaneutralität zu erreichen.“ Aktivitäten sind dann klimaneutral, wenn sie keine Treibhausgasemissionen verursachen, das Klima also nicht belasten. Was die Stadt dazu tun kann, ist, ihr Planungsrecht zu nutzen, um Rahmenbedingungen zu schaffen für Gewerbe, Industrie sowie Land-und Forstwirtschaft. Dabei gilt es, Energie effizient zu nutzen und einzusparen. Wind, Sonne, Erdwärme – auf diesen Energieträgern soll der Fokus liegen.

Radverkehr und ÖPNV stärken

Im Mobilitätsbereich sollen insbesondere der Öffentliche Personennahverkehr und der Radverkehr gestärkt, Verkehrsmittel effizient vernetzt werden. Auch das Potenzial, langfristig CO2 in Bornheim zu speichern, gelte es auszuschöpfen, steht in dem Klima-Papier – etwa mit mehr Bäumen und Humusaufbau.

Das Klima ist auch eines der zentralen Themen auf der Agenda von Bürgermeister Christoph Becker, der bereits 2019 im Wahlkampf vom Posten des Verwaltungschefs einer klimaneutral arbeitenden Stadt Bornheim sprach. Er soll dem Rat bis zum Sommer 2022 einen Maßnahmenkatalog vorlegen, ein Konzept, wie das hehre Ziel erreicht werden könne und die Klimapolitik in den kommunalpolitischen Alltag einfließen kann. Weil die Verwaltung dies aus personellen Gründen nicht selbst stemmen könne, kann sie sich externen Sachverstand einkaufen. Steht das Konzept, soll es „pro-aktiv gegenüber der Bevölkerung kommuniziert werden“.

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Dies alles soll vor dem Hintergrund geschehen, dass 2015 nahezu alle Staaten der Welt in Paris vereinbart haben, die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Kommunen spielen laut der interfraktionellen Vorlage eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Schutz und Klimaanpassung seien zunehmend ein fester Bestandteil des kommunalen Handelns in Deutschland. Da will Bornheim nicht zurückstehen. Weil die Erde aber nicht mehr so lange warten kann, sollte die Klimaneutralität für Bornheim früher erreicht werden.

Interaktive „KlimaMap“

Anregungen und Ideen von Bürgern aus Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg sowie Akteuren aus Wirtschaft, Industrie und Politik sind gefragt beim Klimaanpassungskonzept für die Region Rhein-Voreifel. Dafür können Interessierte eine interaktive Karte nutzen. Über http://www.rhein-voreifel.klimamap.de können Vorschläge verortet werden, die Auswirkungen von Hitze, Starkregen und Sturm verringern. Zudem können Orte benannt werden, an denen mit Bäumen und anderen Pflanzen Hitzeinseln reduziert werden.

Über das seit März 2021 freigeschaltete Kartentool wurden bereits mehr als 100 Einträge gesammelt, von denen sich der Großteil bislang auf Wachtberg bezieht. Nach Themen geordnet sind bislang mehr als 50 Prozent der Anregungen Vorschläge für Orte, an denen Bäume gepflanzt werden könnten, 23 Prozent beziehen sich auf Maßnahmen zur Reduzierung von Hitze, jeweils zwölf Prozent auf Anpassungen im Bereich Sturm und Niederschlag. Klimaschutzmanager Tobias Gethke hofft, dass weitere Kommunen noch nachziehen: „Wir wissen, dass sowohl der Handlungsdruck als auch das Interesse in allen sechs Kommunen hoch ist und hoffen deshalb auf weitere Einträge.“

Die Nutzung der „KlimaMap“ ist noch in den kommenden Wochen möglich. Neben der interaktiven Karte sollen in dieser Zeit Experten verschiedener Fachrichtungen auch über Online-Veranstaltungen beteiligt werden. Diese sollen mit ihrem Fachwissen, beispielsweise aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, ihre Betroffenheiten und möglicherweise schon geplante Maßnahmen erörtern, sodass das Konzept an den entsprechenden Stellen ansetzen kann. „Die Land- und Forstwirtschaft sowie verschiedene andere Bereiche leiden besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels. Deshalb spielen sie bei der Konzepterstellung eine sehr wichtige Rolle“, erklärt Tobias Gethke.

Neben den Online-Veranstaltungen ist auch noch eine größere Bürgerveranstaltung in der zweiten Jahreshälfte vorgesehen. Dort haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich über die entwickelten Maßnahmen zu informieren und diese zu diskutieren. Sollte sich der aktuelle Trend des Corona-Infektionsgeschehens weiter fortsetzen, soll diese Veranstaltung auch vor Ort stattfinden.

Kontakt: Region Rhein-Voreifel Klimaschutzmanager Tobias Gethke Rathausstraße 2 53332 Bornheim E-Mail: tobias.gethke@stadt-bornheim.deoder Innovation City Management GmbH Projektleiter Kamil Folta Südring-Center-Promenade 4 46242 Bottrop E-Mail: kamil.folta@icm.dehttp://www.rhein-voreifel.klimamap.de

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