„Rheingärten“ von Bonn bis BornheimDieses Projekt soll das Klima schützen

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4. Mai 2023. Bornheim-Hersel. Zwischen Hersel und Graurheindorf entlang des Rheinufers können Erholungssuchende auch gut ihre Seele baumeln lassen. Foto: Frank Engel-Strebel

Zwischen Hersel und Graurheindorf entlang des Rheinufers können Erholungssuchende auch gut ihre Seele baumeln lassen.

Der idyllische Abschnitt zwischen dem alten Herseler Sportplatz und der Mondorfer Fähre könnte Teil eines Naherholungsgebietes werden, das von Hersel bis zum Ortsteil Auerberg im Bonner Norden reicht.

Was für eine wunderbare Landschaft sich doch zwischen dem alten Herseler Sportplatz und der Mondorfer Fähre erstreckt! Wer dort bis zum Rheinufer entlang wandert, der staunt nicht schlecht. Genau dieser Abschnitt könnte Teil eines Naherholungsgebietes werden: von Hersel bis zum Ortsteil Auerberg im Bonner Norden. Das soll nicht nur der Rekreation, sondern auch als Frischluftschneise dem Klimaschutz dienen. Die Idee kommt aus dem Ortsausschuss Auerberg und könnte für den brach liegenden „Masterplan Rheinaue“ der Stadt Bornheim frischen Wind bedeuten. Die langgezogene Fläche, ausgehend vom Vereinsheim des Herseler Fischervereins am alten Sportplatz, der mittlerweile von Unkraut überwuchert ist, am Rhein entlang bis zum Anleger der Mondorfer Fähre mit seinem Café-Pavillon und der Außenterrasse hat zweifelsohne Potenzial.

Knapp zwei Kilometer geht es durch idyllische Auenlandschaft, wo die Stadt eine Wiese mit „Hochzeitsbäumen“ angelegt hat, durch Felder und Wiesen. Feldhasen und Graugänsen grüßen. Fußgänger und Radfahrer haben genügend Platz, um gut aneinander vorbeizukommen. Bonn ist auf Bornheim zugekommen, um die Möglichkeit einer interkommunalen Zusammenarbeit bei dem Projekt mit dem Arbeitstitel „Rheingärten“ abzuklopfen. Die beiden Bornheimer Ausschüsse für Umwelt und für Stadtentwicklung haben jedenfalls schon zugestimmt, der Stadtrat ist am kommenden Donnerstag gefragt.

Durchgehende Frischluftschneise von Auerberg bis Hersel?

Gemäß einem Bürgerantrag im Ortsausschuss Auerberg soll der Grünzug im Bonner Norden von Auerberg bis Hersel als durchgehende Frischluftschneise gesichert werden. Die landwirtschaftliche Nutzung soll bleiben, er könnte mit neuen Bäumen ökologisch aufgewertet werden und Frei- und Naherholungsraum für mindestens 30 000 Bewohner von Bonn-Castell, Bonn-Nord, Auerberg, Graurheindorf, Buschdorf und Hersel erhalten werden. Zudem soll eine „Grüne Brücke“ zur Siegaue auf der rechten Rheinseite entstehen.

Derzeit gehen die Verwaltungen davon aus, dass für die Umsetzung dieser Freiraumplanung keine formale Bauleitplanung erforderlich ist. „Das Projekt passt gut in den Bonner Freiraumplan“, der gerade erarbeitet wird, schreibt die Stadt Bornheim. Hier ist die Herseler Rheinaue ebenfalls Teil der Freiraumplanung, die „Masterplan Rheinaue“ heißt, aber bisher nicht umgesetzt werden konnte, weil die beantragten Fördermittel nicht gewährt wurden. „Die Stadt Bornheim sieht in der interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn eine Chance, auch die Ziele des Masterplans umzusetzen“, heißt es. Man könnte Fördermittel gemeinsam beantragen. Die Bundesstadt Bonn und fünf Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises haben bereits mit dem Regional-Projekt „Grünes C“ solche Freiräume über Stadt- und Kreisgrenzen hinweg gesichert und verknüpft.

Anforderungen an Freiräume verstärkt

In den vergangenen Jahren hätten sich die bisherigen Anforderungen an die Freiräume weiter verstärkt, neue Herausforderungen seien hinzugekommen: ein dramatischer Verlust der Artenvielfalt, der Klimawandel mit deutlich spürbaren Konsequenzen vor Ort und die weltweite Lebensmittelknappheit. Die neuen Herausforderungen waren Anlass für die beteiligten Kommunen, diese Freiraumkulisse und ihre Bedeutung für Mensch und Natur neu zu betrachten und zu bewerten.

„Für den Lebensraumverbund bedrohter Arten, den Erhalt wertvoller Böden zur regionalen Nahrungsmittelproduktion, die Kalt- und Frischluftproduktion in Zeiten des Klimawandels und die örtliche Naherholung für die wachsende Stadtbevölkerung sind gerade diese interkommunalen Freiräume von ganz entscheidender Bedeutung für die zukunftsfähige Entwicklung“, heißt es in der Begründung. Der Bonner Stadtrat hat im Februar beschlossen, das Stadtgrenzen überschreitende Projekt zu prüfen, zu planen und auf möglichst zu realisieren.

Bei einer Besprechung der Umweltämter von Bonn und Bornheim hat man sich auf „Rheingärten“ als Arbeitstitel des Projektes verständigt. Wenn alle einverstanden sind, sollte ein interkommunaler Vertrag zur Zusammenarbeit unterzeichnet und bis Ende 2023 ein konkreter gemeinsamer Förderantrag gestellt werden. Bonn würde die Planung im Rahmen des Freiraumkonzepts übernehmen, für das insgesamt rund 60.000 Euro veranschlagt werden, der Bornheimer Eigenanteil wäre schon aus Klimaschutzmitteln gedeckt. Planungskosten in Höhe von rund 25.000 Euro stehen bereits im Haushalt.

Stadtrat Bornheim, Donnerstag, 11. Mai, 18 Uhr, Rathaus


Die Historie des „Masterplans Rheinaue“

2016 hatten die Bornheimer Verwaltung und das Bonner Büro S+P Freiraumplaner in Hersel einen Vorentwurf für die Gestaltung des Gebietes zwischen dem Gelände des Fischervereins, des ehemaligen Sportplatzes und der Flur zwischen Auenweg und Leinpfad bis zur Bonner Stadtgrenze vorgestellt, der bis auf Details auf Zustimmung gestoßen war. Im selben Jahr noch beschloss der Rat diesen „Masterplan Rheinaue“ als Grundlage für die weitere Entwicklung des Freiraumes. Ursprünglich war das Projekt als Folgemaßnahme der „Regionale 2010“ aus dem Fördertopf „Grüne Infrastruktur NRW“ gemeinsam mit weiteren Projekten der Kommunen Bonn, Alfter, Niederkassel, Königswinter und Bad Honnef geplant.

2017 ging dieses interkommunale Projekt allerdings leer aus. 2019 hatte die Verwaltung dann Fördermittel aus dem Programm „Soziale Integration im Quartier“ zur Umsetzung des „Masterplans Rheinaue“ beantragt – wieder vergeblich. 2023 könnte das neue Projekt mit dem Arbeitstitel „Rheingärten“ zusammen mit der Bundesstadt Bonn der Bornheimer Freiraumplanung neuen Schub geben. (jr)

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