Geschäft bestand 133 JahreSchuhmacher Basten schließt Laden in Königswinter

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„Das Handwerk stirbt aus, insofern bin ich froh, dass keiner meiner Söhne es erlernt hat“: Schuhmachermeister Ernst Theo Basten in der Werkstatt seines Ladens. Ende dieses Jahres schließt der 90-Jährige sein Geschäft in der Altstadt von Königswinter.

„Das Handwerk stirbt aus, insofern bin ich froh, dass keiner meiner Söhne es erlernt hat“: Schuhmachermeister Ernst Theo Basten in der Werkstatt seines Ladens. Ende dieses Jahres schließt der 90-Jährige sein Geschäft in der Altstadt von Königswinter.

Königswinter – Wenn am 31. Dezember Ernst Theo und Brigitte Basten ihr Geschäft in der Altstadt von Königswinter abschließen, dann geht eine Ära zu Ende: 133 Jahre lang war in der Hauptstraße 417 ein orthopädisches Schuhmachergeschäft, in dem Reparaturen erledigt und gerade in der Nachkriegszeit orthopädische Schuhe angefertigt wurden.

Großvater Stephan Basten gründete 1885 das Geschäft, Bastens Vater übernahm – und Ernst Theo Basten kam nach dem Krieg eher unfreiwillig zu diesem Beruf: Nach der Volksschule in Königswinter ging der heute 90-Jährige von 1938 bis 1945 aufs Gymnasium in Bad Honnef. „Aber vor der letzten Klasse war Schluss. Mit 16 Jahren musste ich als Luftwaffenhelfer ran“, erinnert er sich.

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Nach Heimatflak, Westwall und Arbeitsdienst musste Basten im letzten halben Jahr zur Wehrmacht und geriet in Kriegsgefangenschaft. Auf dem Transport von Iserlohn nach Kripp konnte er in Siegburg fliehen und erhielt dort für einige Tage Unterschlupf, bevor er zu seinen Eltern nach Königswinter kam. Und da schon Großvater und Vater orthopädische Schuhmachermeister waren, „habe ich bei meinem Vater die Lehre angefangen. Es war ja alles vorhanden.“

Nach dem Krieg gab es viele kriegsversehrte Kunden, die speziell angefertigte orthopädische Schuhe benötigten. Eine aufwendige Arbeit, die mehrere Tage in Anspruch nahm. So musste der Schuh von Grund auf neu gemacht werden. Zuerst wurde ein Gipsabdruck genommen, ein neuer Leisten angefertigt und auch ein neues Schaftmodell. „Das ist mir inzwischen zu anstrengend, körperlich wie vom Kopf her“, sagt der Schuhmachermeister. Immerhin dauert so eine Maßanfertigung mehrere Tage.

Wehmütiger Blick zurück

Ein bisschen wehmütig ist Basten schon. „Das Handwerk stirbt aus, insofern bin ich froh, dass keiner meiner Söhne das Handwerk erlernt hat“, sagt der drahtige Mann, der jeden Tag mehrfach die enge steile Treppe vom Laden hoch in seine Werkstatt läuft. Interessant sei es immer gewesen, orthopädische Schuhe zu fertigen. In Zukunft werde es so ein Handwerk vielleicht nur noch in wenigen Großstädten geben. Schließlich seien die Unikate immens teuer.

An der Ladentheke: Brigitte und Ernst-Theo Basten. 

An der Ladentheke: Brigitte und Ernst-Theo Basten. 

Das Paar ist jeden Tag für seine Kunden da. Unten verkauft Brigitte Basten Schuhe (aber keine Sneaker oder Turnschuhe) und sorgt für alles Organisatorische. Oben arbeitet ihr Mann. „Als ich die Ausputz- oder Poliermaschine bekam, mussten die mit einem Kran durchs Fenster in die Werkstatt gehievt werden“, erinnert er sich. Die Nähmaschine von Adler ist noch vom Vater. „So gute Qualität bekommt man heute nicht mehr.“

Auch dank seiner Frau konnte Basten so lange arbeiten. Kennengelernt haben sich die 75-jährige chemische Laborantin aus Wuppertal und der Schuhmachermeister 1970 in Köln, und zwar beim Tanztee in der Bastei. Beide fanden sehr schnell Gefallen aneinander. 1971 wurde geheiratet, drei Söhne kamen zur Welt. Urlaubsreisen konnte die junge Familie dank des Einsatzes des Vaters machen, an die Nordsee und an den Kochelsee beispielsweise. „Anfang der 1990er Jahre war die letzte Urlaubsreise“, so Brigitte Basten.

„Es ist doch so schön hier, warum soll ich weg, wenn drei Millionen Menschen herkommen“, sagt der 90-Jährige über seine Heimat und das Siebengebirge. Sein Hobby war neben dem Kegelclub das Filmen von Dampfloks. „Das hab ich mit einem Freund in der damaligen DDR gemacht. Da gab es im Gegensatz zu hier noch Dampfloks.“ Einige dieser Fotos zieren seine Werkstatt.

Was Ernst Theo Basten ab dem 1.  Januar 2019 macht, weiß er noch nicht. „Das lass ich auf mich zukommen. Vielleicht setzte ich mich auch in meinen Laden und sehe mir alles an“. Spazieren geht er immer noch gern, „vor allem am Rhein nach der Arbeit. Aber leider ist es jetzt so früh dunkel, da vermisse ich das“. Brigitte Basten möchte sich nach 47 Jahren im Geschäft weiter ihrem Ehrenamt widmen.

„Das Arbeiten hat mir immer Spaß gemacht, der Kontakt mit den Menschen“, bilanziert Ernst Theo Basten. Und seine Frau Brigitte ergänzt nicht ohne Stolz: „Das war ein erfülltes Arbeitsleben.“

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