Rheinbacher EntwicklungAuf dem Wolbersacker ist viel Platz für Gewerbe

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Das Gewerbegebiet Wolbersacker aus der Luft

  • Für die Stadt Rheinbach ist die Entwicklung des Gewerbegebietes Wolbersacker von zentraler Bedeutung.
  • Aber die Stadt nimmt auch viel Geld in die Hand, um in die Jahre gekommene Kanäle zu sanieren und viele Schulen zu modernisieren.
  • Ein Überblick.

Rheinbach – Der Wolbersacker in Rheinbach gehört zu den größten Gewerbeprojekten im linksrheinischen Kreisgebiet. Die etwa 46 Hektar große Fläche zwischen dem „Handelshof“, der Autobahn 61 und der Landstraße Meckenheim-Rheinbach, zuvor überwiegend landwirtschaftlich genutzt, wurde zu einem Gewerbe- und Industriegebiet umgewidmet.

Eigentlich ist das Plangebiet noch größer, doch auf Grundlage der regionalplanerischen Vorgaben darf zunächst nur der nördliche Teilbereich ausgewiesen werden.

Während die Nachbarstadt Meckenheim im neuen Unternehmerpark vorzugsweise nachhaltig produzierende Firmen ansiedeln möchte, will Rheinbach die Nachfrage nach größeren, zusammenhängenden, möglichst konfliktarmen Flächen decken, die als Standort für die gewerblich-industrielle Nutzung in Verarbeitung und Produktion sowie in Logistik und Konfektionierung benötigt werden. Rheinbach hat langfristig auch noch andere Pläne und arbeitet an einer Lösung mit, um dem Mangel an Gewerbeflächen entgegenzuwirken. Stichwort: regionales Gewerbeflächenkonzept.

Gemeinsames Projekt mit Bonn

Bürgermeister Stefan Raetz will neben dem Wolbersacker mit der Stadt Bonn ein elf Hektar großes gemeinsames Gewerbegebiet schaffen. Die Investitionskosten sollen sich Bonn und Rheinbach teilen, ebenso wie die dann erwarteten Einnahmen aus der Gewerbesteuer.

2017 ebnete der Stadtentwicklungsausschuss den Weg für ein Projekt des Logistikdienstleisters DHL, am östlichen Stadtrand von Rheinbach ein Großlager für die Firma Eaton zu errichten. Dafür musste die Kommune einige planerische Voraussetzungen erfüllen, beispielsweise den Flächennutzungsplan ändern.

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Der Beschluss dazu fiel im Fachausschuss einstimmig. Laut Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) sei der Standort Wolbersacker dafür besonders geeignet, auch wegen der hervorragenden Anbindung an die nahe Autobahn 61 (Köln-Koblenz). In der Vergangenheit war dieses Gelände für eine eventuelle Ansiedlung des Bonner Süßwarenproduzenten Haribo reserviert, doch nach der Entscheidung der Goldbären-Hersteller, ihre Konzernzentrale nebst Produktion und Logistikzentrum im Innovationspark Rheinland in der Gemeinde Grafschaft (Rheinland-Pfalz) zu bauen, stand das Gelände wieder zur Verfügung.

Um die Vermarktung kümmert sich die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Rheinbach (WFEG).

Archäologischer Sensationsfund

Im Januar 2019 machten Archäologen aus dem Rheinland einen sensationellen Fund bekannt, der bereits ein Jahr zuvor bei den Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Wolbersacker zutage getreten war. Auf einem Feld unweit der Autobahn 61 haben sie ein menschliches Skelett entdeckt, dessen Alter auf mehr als 4500 Jahre geschätzt wird. 

Es soll das erste erhaltene Skelett im Rheinland aus der Zeit um 2800 bis 2200 vor Christus sein. Ein Jahr lang wurde die Entdeckung geheim gehalten, um „Hobbyarchäologen“ vom wilden Buddeln abzuhalten, aber dann kam die aufsehenerregende Entdeckung ans Licht der Öffentlichkeit: In einem Blog auf der Internetseite des LVR Landesmuseums Bonn berichtete die wissenschaftliche Volontärin Susanne Domke über die Bergung, die Untersuchung und die Restaurierung, bevor der „Ötzi von Rheinbach“ ganz ins Rheinische Landesmuseum nach Bonn umzog.

Im selben Jahr ging das Distributionszentrum der „DHL Supply Chain“ – der auf Kontraktlogistik spezialisierte Geschäftsbereich der Deutschen Post DHL Group Bonn – in Betrieb, in das ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wurde. Kunde ist die Firma Eaton, ein weltweiter Anbieter für Energiemanagement-Lösungen.

In direkter Nachbarschaft zur Autobahn 61 entstand das 28.000 Quadratmeter große, unübersehbare Zentrallager aus drei mächtigen Gebäudeteilen. Die meisten der Beschäftigten wechselten aus dem bisherigen Meckenheimer Eaton-Distributionslager zu dem neuen Dienstleister.

Im Juli 2019 haben alle die Ruhe bewahrt, als an einem Freitagmorgen kurz nach 9 Uhr am Wolbersacker bei Kanalbauarbeiten eine 500 Kilo schwere Fliegerbombe gefunden wurde. Das „Andenken“ an den Zweiten Weltkrieg erwies sich schließlich als „nur“ halb so schwer und war innerhalb von etwas mehr als 30 Minuten entschärft. 

Rheinbach saniert viele Kilometer Kanäle

Mehr als zwei Millionen Euro investiert die Stadt Rheinbach in die Kanalsanierung in Merzbach und in der Rheinbacher Kernstadt. Der Anlass: Altersgründe.

165 Kilometer lang ist das Kanalnetz der Stadt. Neben den Mischwasser- (110 km), Schmutzwasser- (25 km) und Regenwasserkanälen (30 km) gehören auch noch 24 Stauraumkanäle und 11 Regenbecken mit einem Speichervolumen von insgesamt 21.000 Kubikmetern sowie vier Pumpwerke dazu. Die ältesten Kanäle sind in den 1930er Jahren gebaut worden und befinden sich in der Rheinbacher Innenstadt.

„Etwa ein Drittel der Kanäle wurden zwischen 1960 und 1970 angelegt. Auch die sind in einem Alter, in dem vermehrt Schäden festzustellen sind“, informiert Norbert Sauren, Pressesprecher der Stadt Rheinbach. Insbesondere bei den Anschlüssen der Grundstücksleitungen an den Hauptkanal treten häufig Undichtigkeiten auf.

Um Schäden im Kanalnetz feststellen zu können, würden die Kanäle regelmäßig mit einer Kanalkamera untersucht. Derzeit sei bei 51 Kilometern des Kanalnetzes ein kurzfristiger Sanierungsbedarf festzustellen. Die Sanierung soll bis 2023 erledigt sein.

In Merzbach wurde mit der Kanalsanierung im Sommer 2019 begonnen, jetzt steht sie kurz vor dem Abschluss. Von den in Merzbach vorhandenen zirka 10.000 Metern Kanal mussten etwa 2000 Meter saniert werden. Dies konnte überwiegend mittels Reparaturverfahren in geschlossener Bauweise oder durch Einbau von sogenannten Inlinern – eine Art der grabenlosen Rohrsanierung – erfolgen.

In der Bergstraße wurde ein Mischwasserkanal auf einer Länge von rund 330 Metern außer Betrieb genommen und die betroffenen Anschlussleitungen umgelegt, und dies in offener Bauweise. „Im Rahmen dieses Projektes konnten auch hydraulische Engpässe im Talweg und im Tannenweg durch den Bau neuer, optimierter Schachtbauwerke und einer weiteren Kanalleitung aufgehoben werden“, so die Stadt. Kosten: etwa 930.000 Euro.

In der Kernstadt wurde im Juli das Sanierungsgebiet „Rheinbach Süd-Ost“ in Angriff genommen. Es umfasst die Straßen Ebereschenweg, Kiefernweg, Lurheck, Mörikeweg, Ahornweg, Akazienweg, An den Märkten, Buchenweg, Eichendorffweg, Lönsweg, Rotdorn, Uhlandweg, Unter Linden, Bei den Birken, Erlenweg, Gartenstraße, Koblenzer Straße, Lessingweg, Meckenheimer Straße, den Stifterweg, Zu den Fichten sowie die Münstereifeler Straße im Bereich des Freizeitparks – einfacher gesagt das Gebiet zwischen Meckenheimer Straße und Ölmühlenweg.

Der Sanierungsbedarf wurde nach Auswertung der überwiegend in den Jahren 2017 sowie 2018 bei Kanal-TV-Inspektionen festgestellt und in einer Sanierungsplanung dokumentiert. Von den hier vorhandenen 10.649 Metern Kanal wurde bei knapp der Hälfte Sanierungsbedarf festgestellt. Die Sanierung soll überwiegend in geschlossener Bauweise, beispielsweise mit Inlinern oder Robotertechnik erfolgen.

Der Mischwasserkanal im Lessingweg wird wegen des sehr geringen Gefälles und wegen des schlechten baulichen Zustandes in offener Bauweise erneuert. „Hierbei wird auch in Kooperation mit dem Wasserwerk der Stadt Rheinbach die Trinkwasserleitung erneuert. Zudem sind im Sanierungsgebiet Tiefbauarbeiten für die Erneuerung von Schachtabdeckungen erforderlich“, heißt es von der Stadtverwaltung. Kosten: rund 1,15 Millionen Euro.

Viel Geld für die Schulen

Die umfangreichen Sanierungsarbeiten schlagen mit einem Gesamtvolumen von rund 600.000 Euro zu Buche.

Gesamtschule Dederichsgraben: Verschattung für die Westfassade; 100.000 Euro; neues Selbstlernzentrum, 25.000 Euro; ein neuer Aufenthaltsraum für die Oberstufe, 5000 Euro.

Gesamtschule Villeneuver Straße: Sanierung des Laubengangs, 30.000 Euro.

Gemeinschaftsgrundschule Sürster Weg: Neue Lautsprecheranlage, 82.000 Euro.

Grundschule Merzbach: Restarbeiten an der elektronische Lautsprecheranlage, 66.000 Euro; Erneuerung der WC-Anlagen, 40.000 Euro; Sanierung Sekretariat, 8000 Euro.

Städtisches Gymnasium: Sanierung von vier Klassen im Oberstufentrakt: 50.000 Euro.

Katholische Grundschule Bachstraße: Instandsetzung der historischen Maueranlage für 10.000 Euro; Sanierung der Turnhallen-Fassade, 15.000 Euro.

Grundschule Wormersdorf: Sanierung einer Teilfläche des Schulhofs, 30.000 Euro. Turnhalle Berliner Straße: Sanierung Dachfläche bei den Umkleiden, 120.000 Euro.

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