30 Jahre Bonn-TriathlonDas Jahrzehnt des Olaf Sabatschus

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Den ersten Sieg feiert Olaf Sabatschus 1999, als das Rennen wegen Rheinhochwassers vom Triathlon zum Duathlon wird. Es ist sein erster von neun Podestplätzen.

Den ersten Sieg feiert Olaf Sabatschus 1999, als das Rennen wegen Rheinhochwassers vom Triathlon zum Duathlon wird. Es ist sein erster von neun Podestplätzen.

  • Der Bonn-Triathlon ist mittlerweile eine Traditionsveranstaltung und feiert in diesem Jahr sein 30. Jubiläum.
  • Dass ausgerechnet zum runden Geburtstag der Wettkampf wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste ist besonders ärgerlich.
  • Dennoch blicken wir in drei Teilen zurück auf die letzten 30 Jahre. Das ist Teil Zwei.

Bonn – War der Koblenzer Jürgen Zäck mit vier Siegen und sieben Podestplätzen die dominierende Figur der ersten neun Jahre des Bonn-Triathlons, löst ihn in dieser Rolle 1999 ein Mann ab, der in der Folge sogar neunmal auf dem Treppchen steht: Olaf Sabatschus. Er hat in seiner Karriere zunächst Erfolge im Duathlon gefeiert (Vizeweltmeister 1995 über die Langdistanz), ist dann zum Dreikampf gewechselt.

So kommt ihm entgegen, dass sich der PSV bei seinem neunten Triathlon kurzfristig den Naturgewalten beugen und umplanen muss: Wegen Hochwassers ist kein Rheinschwimmen möglich. Aber eine komplette Absage kommt für Organisator Joachim Sommershof und Co. nicht in Frage, sie machen aus dem Rennen kurzentschlossen einen Duathlon über 5 km Laufen, 60 km Radfahren und nochmals 10 km Laufen. Hier spielt Sabatschus seine Stärken eindrucksvoll aus, nimmt „Altmeister“ Jürgen Zäck auf der Radstrecke mehr als viereinhalb Minuten ab und gewinnt überlegen.

Nach Krebserkrankung feiert Sabatschus 2007 dritten Sieg

In den folgenden drei Jahren muss sich Sabatschus seinerseits einem klar Stärkeren beugen: Lothar Leder aus Darmstadt, der 1996 in Roth als weltweit erster Triathlet die Acht-Stunden-Marke für einen Ironman unterboten hat, dann aber 1997 sein Ziel verfehlt, erster deutscher Ironman-Weltmeister auf Hawaii zu werden. Dies gelingt statt dessen Thomas Hellriegel, der vor Zäck und Leder triumphiert – das WM-Podium ist fest in deutscher Hand und dokumentiert erneut, dass der PSV in diesen Jahren die absolute Weltspitze an den Rhein zu locken vermochte.

Leder gelingt in Bonn der bis heute einzige Hattrick bei den Männern, als er 2000, 2001 und 2002 triumphiert – mal vor Sabatschus, mal vor Andreas Niedrig, mal vor Hellriegel. Leder schafft mit Ehefrau Nicole 2001 auch etwas bis heute Einmaliges: den Doppelsieg eines Ehepaares. Dies 2002 zu wiederholen, gelingt nicht, weil Nicole Leder mit Rang zwei hinter Nina Kraft (Uerdingen) zufrieden sein muss.

Als Lothar Leder 2003 auf eine Titelverteidigung verzichtet, ist der Weg frei für den zweiten Sieg von Sabatschus – er ist zuvor hinter Leder einmal Zweiter und zweimal Dritter geworden. In diesem Jahr erklimmt die Veranstaltung auch organisatorisch die nächste Stufe: Erstmals stellen sich mehr als 1000 Athleten dem Abenteuer, ein Start in zwei Gruppen macht dies möglich .

Sabatschus bleibt auch 2004 (Zweiter hinter Stefan Holzner, Bad Reichenhall) und 2005 (Zweiter hinter Nils Görke, Kiel) auf Podiumsplätze abonniert, erst 2006 geht er als Vierter zum ersten und einzigen Mal bei seinen zehn Starts in Bonn leer aus. Umso emotionaler seine Rückkehr 2007. Im Winter haben Berichte über eine Krebserkrankung von Sabatschus die Triathlon-Welt in Sorge gestürzt, aber der 36-Jährige überwindet die Krankheit und feiert in Bonn ein fulminantes und umjubeltes Comeback.

Als Sabatschus die Konkurrenten auf den drei Runden der Laufstrecke deklassiert und einem überlegenen Sieg entgegenläuft, wartet Ehefrau Gabi mit Tränen in den Augen im Ziel auf ihn und empfängt ihn mit einer innigen Umarmung – eine Szene, die auch vielen Zuschauern nahegeht. Für Sabatschus sicher der emotionalste Auftritt in Bonn – auch weil dieser sportliche Erfolg dokumentiert, dass er die Krankheit besiegt hat.

Seine Bilanz rundet Sabatschus 2008 bei seinem letzten Start in Bonn mit einem dritten Rang (seinem neunten Podestplatz) ab. Der Sieg geht an Maik Twelsiek aus Lemgo, während der als Favorit gehandelte Faris Al-Sultan mit Rang elf zufrieden sein muss: Der Hawaii-Sieger von 2005 hat mit einem „Platten“ am Rad zu kämpfen, dazu verpasst er eine Abzweigung und muss zusätzliche Meter zurücklegen.

Dass er mit Wut im Bauch auf den abschließenden 15 Kilometern die zweitbeste Laufzeit erzielt, stimmt ihn versöhnlich: Er kommt im Folgejahr zurück, zeigt mit Rang zwei seine Qualitäten, kann aber nicht verhindern, dass Twelsiek seinen Titel verteidigt. 2012 steht Al-Sultan erneut als Zweiter ein zweites Mal auf dem Treppchen.

Der Sieger von 2004 kommt erst als Zweiter ins Ziel

Einen immer größeren Stellenwert nehmen Jahr für Jahr die Staffeln ein. Überwiegend sind es Trios von Hobbysportlern, aber es gibt auch topbesetzte Teams, die den Einzelprofis den Kampf ansagen. Und so passiert 2004 das Kuriosum, dass der Einzelsieger Stefan Holzner erst als Zweiter ins Ziel kommt: Eine hochkarätig besetzte Staffel des Sportparks Ennert mit dem Schwimmer Christo Rodosthenous (SC Hardtberg), Alberto Kunz (Zeitfahrweltmeister seiner Altersklasse im Jahr 2000) und Halbmarathonläufer York Nietfeld (Alfterer SC) nimmt ihm fast 80 Sekunden ab.

„Zum Glück hat er mir im Vorbeilaufen zugerufen, dass er Staffelläufer ist“, berichtet Holzner im Ziel von dem Moment, als er auf der Laufstrecke von einem ihm aus der Triathlonszene völlig unbekannten Athleten überspurtet wird. Der PSV zieht daraus die Konsequenz, dass er die Staffeln von da an nicht mehr in die erste Startgruppe einsortiert – die Einzelsieger sollen nicht um den verdienten Applaus beim Zieleinlauf gebracht werden.

Zunehmende Beachtung finden auch die spannenden Rennen der Damen. 2004 gelingt der PSV-Athletin Astrid Osterburg der zweite Heimsieg nach Susanne Fußel 1997, danach schafft Andrea Brede (Krefeld) 2005 bis 2007 das, was Lothar Leder bei den Herren vorgemacht hat: der Hattrick mit drei Siegen in Serie.

Beste Männer

Die meisten Podestplätze sammelten (bei gleicher Anzahl Rangfolge nach Zahl der Siege):

1. Olaf Sabatschus  9 (3/3/3)

2. Jürgen Zäck     7 (4/3/–)

3. Oliver Strankmann 5 (2/–/3)

4. Lothar Leder    3 (3/–/–)

5. Thomas Hellriegel 3 (1/1/1)

 Nils Goerke    3 (1/1/1)

 Konstant. Bachor  3 (1/1/1)

8. Andreas Niedrig    3  (–/2/1)

9. Joh. Ackermann   2  (2/–/–)

 Horst Reichel    2  (2/–/–)

 Maik Twelsiek     2  (2/–/–)

Einen vierten Erfolg verpasst Brede 2009, als sie sich in einer Hitzeschlacht der Spanierin Virginia Berasategui beugen muss, aber die Zuschauer mit einer imposanten Aufholjagd begeistert: Nach dem Radfahren hat Brede drei Minuten Rückstand, die sie aber mit jedem Laufkilometer verkürzt. 38 Sekunden rettet die Spanierin ins Ziel, wo sie zunächst völlig entkräftet zusammenbricht: „Ich habe die Hitze unterschätzt“, erklärt sie, als sie Minuten später wieder bei Kräften ist.

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Wegen der Sanierung der Kennedybrücke hat der PSV die Wechselzone von 2007 bis 2010 auf das Areal vor dem Kameha-Hotel in Ramersdorf verlegen müssen, seit 2011 schlägt das Herz des Bonn-Triathlons aber wieder unterhalb der Kennedybrücke auf Beueler Seite. In dem Jahr gibt es auch bei den Herren endlich einen Heimsieg: Oliver Strankmann verewigt die SSF Bonn in der Siegerliste.

Dieses, drei Doppelsiege und die diversen Promi-Starts folgen in Teil 3 des Rückblicks.

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