Bonner Kinos in der Corona-Krise„Wir haben gerade schlaflose Nächte“

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Auf der Endenicher Kulturmeile ist es zurzeit still wie nie. Auch das Rex-Theater ist geschlossen, ebenso das Schwester-Kino „Filmbühne“ in Beuel.

Auf der Endenicher Kulturmeile ist es zurzeit still wie nie. Auch das Rex-Theater ist geschlossen, ebenso das Schwester-Kino „Filmbühne“ in Beuel.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – „007“ Daniel Craig und Film-Bösewicht Rami Malek mit Atemschutzmasken auf dem Werbeposter für den neuen Bond, dessen Filmstart auf November verschoben ist – eine Montage, die im Netz herumgeisterte und bei der viele sofort an Corona dachten. Die Produzenten versicherten, Grund für den neuen Starttermin sei eine „sorgfältige Evaluation des internationalen Kinomarkts“. Sie konnten zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht wissen, dass der Markt kurze Zeit später komplett brachliegen würde: Die wegen der Pandemie verordneten Schließungen treffen auch die Programmkinos der Region ins Mark.

Im Schaukasten des „Rex“-Kinos in Endenich hängt schon die Vorankündigung für „Leben und lügen lassen“ mit Catherine Deneuve – und gleich daneben der Hinweis auf die Spielpause im Rex und in der Beueler „Filmbühne“. Dazu Geschäftsführer Dieter Hertel: „Man hat den Eindruck, dass man die Kunstszene sehr von Bund und Land unterstützen will. Also auch die Kinos.

Bonn: Finanzielle Last für Kinos während der Corona-Krise

Wer hohe Ausgaben hat und wenig Rücklagen aufweist, ist direkt schon jetzt in großer Not. Das sind wir zum Glück nicht.“ Noch nicht: „Wird aber der Schließungstermin nach dem 19. April noch mal verlängert, zum Beispiel vier Wochen, ist die finanzielle Situation auch bei uns eine andere als jetzt.“ Hertel treibt noch eine ganz andere Sorge um, und zwar, „dass nach Wiedereröffnung keine attraktiven Erstaufführungsfilme für unsere Häuser da sind, weil fast alle Verleiher ihre Starttermine verlegt haben.

Hinzu kommt, dass ab Mai und Juni das sommerliche Wetter beginnt und wir bis dahin keine notwendigen Rücklagen mehr besitzen, um diese schwierige Zeit für die Kinos zu überbrücken. Also die Krise kommt eventuell bei uns erst nach der Wiederöffnung.“

Einmal am Tag muss Felix Bresser zurzeit ins „Woki“-Kino am Bertha-von-Suttner-Platz fahren, obwohl er sich gerade im Homeoffice eingerichtet hat. „Wir haben ein großes Gebäude ohne Fenster“, sagt Bresser, „das muss gelüftet werden. Und außerdem müssen die Projektoren gestartet werden. Wenn sich die Batterien entladen, wird der interne Speicher gelöscht.“ Wie fühlen sich Bresser und seine beiden Mit-„Wokis“ Tobias Kraemer und Vincent Bresser? „Es geht uns bescheiden, es ist nicht lustig. Wir haben gerade schlaflose Nächte.“

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Dass die Kinos geschlossen werden, damit hätten sie schon gerechnet, aber dann kam die Nachricht „ausgerechnet am Freitag den 13.“, sagt Felix Bresser. „Wie bereitet man sich auf etwas vor, auf das man sich nicht wirklich vorbereiten kann?“, fragt Bresser. Hier gehe es um Unternehmensrettung: „Wir haben einen hohen fünfstelligen Betrag an Fixkosten, die gilt es jetzt zu reduzieren.“

Das Trio sei auch bereits in Verhandlungen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ihre größte Sorge gelte aber den 32 Mitarbeitern, darunter Festangestellte, viele Studierende, Minijobber und Werkstudierende. „Sie sind alle komplett unterschiedlich betroffen.“ Ziel sei es natürlich, alle Arbeitsplätze zu erhalten – und die Kommunikation zu den Kollegen aufrechtzuerhalten.

Tipps auf Instagram für Kino-Hilfe

Wie sieht Felix Bresser die Probleme, beim Neustart zugkräftige Filme zu bekommen? „Viele Filmverleiher haben ihre Starts verschoben. Wir hätten ab Ende März auch keine neuen Filme mehr gehabt.“ Bundesweit sei deshalb eine Taskforce der Programmkinobetreiber gegründet worden. „Die Branche ist sehr generisch, sehr vernetzt, man hilft sich untereinander.“

Was das filmaffine Publikum angeht, da hat Bresser gar keine Zweifel: „Wir sind sicher, dass sie wiederkommen, ob wir neues Material haben oder nicht. Die Solidarität ist sehr groß.“ Das lässt sich zum Beispiel auch gut auf Instagram verfolgen. Mehr als 3000 Abonnenten folgen dem Woki-Account und bekamen schon Tipps, wie man den lokalen Kinos helfen kann.

Man sucht einfach im Internet sein Lieblingskino und schaut die Werbespots an, die vor den Filmen gelaufen wären. Jeder Klick unterstützt die Filmtheater. „All das hilft, um die Liquidität zu fördern“, sagt Bresser. Kinogutscheine sind auch eine Möglichkeit, die jetzt online bezahlt und später eingelöst werden. Für James Bond zum Beispiel.

www.hilfdeinemkino.de/#kino

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