ForschungsprojektKampf gegen die Sommerhitze in der City

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Die Antworten gibt Tobias Kühne selbst ins Tablet ein. Simon Wagner ist einer der Befrager, die durch die Straßen ziehen.

Die Antworten gibt Tobias Kühne selbst ins Tablet ein. Simon Wagner ist einer der Befrager, die durch die Straßen ziehen.

Bonn – Hitzewellen, Starkregen und Stürme: Extreme Wetterereignisse werden in Deutschland und in der Region immer häufiger zum Problem. Unter den hohen Temperaturen im Sommer leiden vor allem Menschen in Städten. Davon kann auch manch Bonner ein Lied singen. Deshalb wird verstärkt nach Mitteln und Wegen gesucht, die Menschen zu schützen. Ein interdisziplinäres Forscherteam will nun in enger Zusammenarbeit mit den Städten Bonn und Ludwigsburg Methoden und Instrumente entwickeln, um solche Entwicklungen schon bei der Stadtplanung zu berücksichtigen.

ZURES heißt das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte Projekt, das bis zum Sommer 2019 läuft und an dem neben der Bundesstadt auch das in Bonn angesiedelte Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen beteiligt ist. Neben den beiden Städten und der UN-Universität beteiligen sich an ZURES das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart (IREUS), das Institut für Raumplanung der Technischen Universität Dortmund (IRPUD), die Büros agl Landschafts-, Stadt- und Raumplanung aus Saarbrücken und Geo-Net Umweltconsulting aus Hannover.

Nach Informationen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit forderte zum Beispiel die Hitzeperiode im Jahr 2003 rund 7000 Tote. Zusätzlich habe es zahlreiche Krankheitsfälle gegeben, die durch die Hitze hervorgerufen worden seien, wie Dehydrierung, Hitzschlag sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Hier setzt ZURES an. Im Rahmen des Projekts sollen Prüf- und Planungsverfahren, Planungsinstrumente wie die Umweltverträglichkeitsprüfung sowie Verfahren zur Fortschreibung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen weiter entwickelt werden, um die Belastungen für die Menschen zu reduzieren. Bonn und Ludwigsburg weisen nach Einschätzung der Forscher ähnliche Problemlagen in Bezug auf die Verwundbarkeit und Risiken in Zusammenhang mit Naturgefahren und Hitzestress auf. Beide Kommunen sind zudem eine Zuzugsregion und haben deshalb einen erheblichen Nutzungsdruck auf unbebaute Freiflächen.

UN-UNIVERSITÄT

Das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) mit Sitz in Bonn erforscht Risiken und Anpassungen in Zusammenhang mit Umweltgefahren und globalem Wandel. Die Forschung fördert politische Maßnahmen und Programme, die diese Risiken reduzieren. Zu den Forschungsbereichen zählen umweltbedingte Migration und Modelle und Werkzeuge zur Analyse von Verwundbarkeit und Risiken in Zusammenhang mit Naturgefahren. Die UNU-EHS bietet nach eigenen Angaben mit der Universität Bonn einen gemeinsamen Masterstudiengang „Geografie von Umweltrisiken und menschlicher Sicherheit“ an, betreut internationale Promotionsprojekte und organisiert Lehrveranstaltungen zu globalen Themen in den Bereichen Umweltrisiken und nachhaltige Entwicklung. (wki)

Befragungen in der Alstadt und Bad Godesberg

Mitarbeiter der Universität der Vereinten Nationen wollen nun mit Hilfe einer Umfrage von den Bonnern erfahren, wie sie die sommerliche Hitze in der Stadt wahrnehmen und wie sie sich darauf vorbereiten. Einer davon ist Simon Wagner, der an der Universität in der Vereinten Nationen studiert. „Ich habe schon an anderen Befragungen teilgenommen und weiß deshalb, was auf mich zukommt“, sagt Wagner. Er und seine Mitstreiter haben im Vorfeld auch ein Training absolviert. Außerdem wurden in den beiden Stadtteilen Flyer verteilt und über die Umfrage informiert.

25 Fragen werden insgesamt gestellt. „Interessant ist auch, welche Maßnahmen wie der Kauf von Ventilatoren ergriffen werden, um die Belastung zu minimieren“, erklärt Dr. Simone Sandholz von der Universität der Vereinten Nationen. Ferner wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Menschen besonders unter den hohen Temperaturen leiden, wo sie bei großer Hitze hingehen und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen, wenn es noch wärmer wird. „Wir haben uns für die Befragung mit der Altstadt und Bad Godesberg zwei dicht besiedelte Stadtteile ausgesucht, die sich im Sommer mit am meisten erwärmen“, erläutert Sandholz. Parallel werde von einem Büro ein neues Klimamodell für Bonn erstellt. „Durch die Zusammenführung der Ergebnisse der Befragung und des Modells erhoffen wir uns wichtige Hinweise für die zukünftige Stadtplanung in Bonn“, betont die Wissenschaftlerin.

Seit Mittwoch sind die Befragungsteams der UN-Universität nun unterwegs. Ausgestattet mit Tablets ziehen sie durch die Straßen und befragen Passanten und Anwohner. „Wenn wir am Ende 800 ausgefüllte Fragebögen haben, wäre das toll“, sagt Sandholz. Dafür müssten sich etwas mehr als zehn Prozent der rund 7500 Haushalte in den Stadtteilen an der Umfrage beteiligen.

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