Betrieb nach Corona-InfektionObsthof in Swisttal gibt zwei Felder „zum Naschen“ frei

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Auch Julia Jakobi aus dem Nachbarkreis Euskirchen hat gestern die Gelegenheit genutzt, sich mit frischen ErdFoto: Matthias Kehrein

Swisttal-Mömerzheim – Mit solch einem Ansturm hatten Irmgard und Ralf Hensen nun wirklich nicht gerechnet. „Zeitweise stand an unserem Erdbeerfeld in Büllesheim Auto an Auto auf dem Feldweg“, beschreibt es die Landwirtin. Die Hensens, auf deren Hof Saisonarbeiter positiv auf Corona getestet wurden und sich jetzt in Quarantäne befinden, hatten am Wochenende zwei Erdbeerfelder „zum Naschen freigegeben“, weil sie es nicht mehr schafften , sie abzuernten. Was folgte, „war der Wahnsinn“.

Es mögen insgesamt gut 1000 Leute gewesen sein, die sich auf dem großen Feld im Gebiet des Nachbarkreises Euskirchen getummelt haben, schätzt Irmgard Hensen. Woher sie alle wussten, dass hier zum Nulltarif geerntet werden konnte, das kann sie sich kaum erklären.

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Das schmeckt! Sarah Lang und ihre kleine Tochter haben auch fleißig Erdbeeren gepflückt.

„Wir haben das eigentlich nur Bekannten erzählt, so Irmgard Hensen. „Wir haben gesehen, die beiden Stücke schaffen wir wegen der Quarantäne nicht mehr.“ Also, bevor die Früchte verderben, lieber Felder freigeben – eines in Büllesheim, das andere in Ollheim. Einen Obolus wollten die Hensens auch schon aus organisatorischen Gründen nicht erheben.

Keine Tabelle

Durch einen Auswertungsfehler für Siegburg ergab sich nach Mitteilung des Kreises gestern in der Tabelle der Corona-Fälle, die täglich veröffentlicht wird und auch regelmäßig in der Rundschau erscheint, für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis eine Differenz von drei Fällen. Wir haben deshalb für die heutige Ausgabe auf den Abdruck verzichtet. Die Zahlen sollen heute korrigiert werden. (EB)

Ihnen und ihrem gesamten Stammpersonal gehe es gut, sagt Irmgard Hensen. Auch ihr Schwager bleibe auf dem Hof, um zu helfen, und um seine Familie nicht zu gefährden. Es gebe zurzeit „sehr, sehr viel Arbeit“. Derzeit richten die Eheleute einen kleinen Lebensmittelladen für diejenigen Erntehelfer ein, die den Hof nicht verlassen dürfen. Unterdessen liegen auch, bis auf eines, die Ergebnisse der erneuten Testung vom vergangenen Donnerstag vor. Demnach sind von den insgesamt 182 Proben zehn positiv, darunter sind laut Kreisverwaltung drei neu mit dem Corona-Virus infizierte Personen. Diese drei positiv Getesteten sind von den anderen Erntehelfern isoliert worden. Personen mit zunächst positivem und nun negativem Testergebnis, die keine Symptome und ihre Quarantäne beendet haben, dürfen jetzt wieder nach dem Hygienekonzept arbeiten. Für den Mittwoch ist der nächste Stäbchentest vorgesehen.

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Nach der ersten Testreihe war der Obsthof zunächst von 20 Corona-Infektionen betroffen. Das Team vom Abstrichzentrum Rheinbach hatte dann vergangene Woche insgesamt 180 Abstriche vor Ort genommen, drei weitere Personen wurden am Freitag nachgetestet. An diesem Nachtest sollten eigentlich alle, meist aus Rumänien stammenden Erntehelfer teilnehmen. Allerdings hatten sich in der Nacht zum Donnerstag 124 der Erntehelfer vom Mömerzheimer Erdbeerhof in die privaten Autos gesetzt und haben den Heimweg angetreten – „unerlaubt und eigenständig“, wie Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner betonte. Und das, obwohl für sie die Heimreise per Flugzeug nur wenige Tage später schon vorbereitet war.

Seit Mitte Juli steigen die Zahlen der mit Covid-19 Infizierten auch im linksrheinischen Kreisgebiet wieder an. Meldete der Kreis am 13. Juli noch für Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg keinen Infizierten, so sind es Stand gestern höhere Zahlen. In Alfter gibt es aktuell neun Fälle, in Bornheim und Meckenheim je fünf. Nur Rheinbach und Wachtberg sind weiter bei Null.

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