Heimerzheim nach der FlutEndlich shoppen – 12 Verkaufscontainer im Fronhof eröffnet

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Eröffnung Containershops 1

Floristikerin Roswitha Bell bezog mit Mitarbeiterin Valentina Kröcker einen der Container. 

Swisttal – „Endlich kommt wieder Leben ins Dorf“, freute sich Fahrschul-Unternehmer Wilfried Rang gestern auf dem Fronhof in Heimerzheim über den „ersten Schritt hin zur Normalität nach der Starkregenkatastrophe“.

Aufbruchstimmung herrschte dort unter den Heimerzheimer Gewerbetreibenden, denn Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) eröffnete zusammen mit Waltraud Gabriel, der 2. Vorsitzenden des Gewerbevereins Swisttal, offiziell zwölf von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Verkaufscontainer. Darin können die angrenzenden Betriebe des Fronhofs im kommenden halben Jahr ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, während sie zugleich direkt dahinter ihre von der Starkregenkatastrophe zerstörten Geschäftsräume wieder aufbauen. Kalkbrenner appellierte an alle Bürger, die Geschäfte zu unterstützen.

Lob für den Swisttaler Wirtschaftsförderer

„Schön, dass wir heute auf dem Fronhof stehen und hier wieder etwas los ist“, sagte Kalkbrenner mit Blick auf den gutgefüllten Platz im Ortskern von Heimerzheim, auf dem etwa 50 Gewerbetreibende, Kommunalpolitiker und Bürger den offiziellen Verkaufsstart verfolgten. Zehn der zwölf Verkaufscontainer, die auf Rangs Initiative hin vom Gewerbeverein und der Gemeinde organisiert worden waren, sind bereits von einheimischen Betrieben bezogen worden. Einige haben zum Teil auch schon seit Anfang der Woche geöffnet, wobei die Öffnungszeiten unterschiedlich sind. Zumindest morgens von 9 bis 12 Uhr haben alle ihre Pforten geöffnet, nachmittags macht jeder zu anderen Zeiten auf und zu.

Gemeinde bezahlt die Container

„Jetzt müssen nur noch die Kunden kommen und das Angebot auch annehmen“, so Kalkbrenner. Die Gemeinde hat die Container für zunächst sechs Monate zu Gesamtkosten von 30.000 Euro gemietet und den Betrieben kostenlos überlassen. „Es war uns wichtig, die Gewerbetreibenden bei der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit nach Kräften zu unterstützen“, erklärte sie und dankte dem Rhein-Voreifel-Unternehmernetzwerk, das mit einer Spende von 5000 Euro eine bedeutsame Unterstützung leiste. Den Spendenscheck nahm sie aus den Händen des Vorsitzenden Norbert Nettekoven entgegen, der überzeugt ist: „Das Geld ist gut investiert, denn die Wirtschaft im Ort kommt so wieder ans Laufen.“ Eine weitere Spende von 3000 Euro gehe an den Gewerbeverein Rheinbach. Das Projekt habe auch in der Region Aufmerksamkeit erregt, denn die IHK Bonn/Rhein-Sieg wolle es als Modell für die schnelle Wiederbelebung der örtlichen Unternehmen in den ebenfalls von der Überflutung betroffenen Kommunen übernehmen.

Eröffnung Containershops 2

Elisabeth Wegener vom Café Amorini und Mitarbeiter Nicklas Neumann arbeiten  in einer Art Marktwagen, mit einem Zelt davor. 

„Zwei Wochen nach der Flutkatastrophe habe ich mich mit einigen befreundeten Unternehmern vor meiner Fahrschule getroffen und gemeinsam dieses Projekt entwickelt“, erinnert sich Rang. Die Idee sei gleich hervorragend angekommen, denn damit könne die Übergangszeit bis zur Wiederherstellung der eigentlichen Geschäftsräume prima genutzt werden. „Jetzt entstehen wieder soziale Kontakte in dieser kleinen Einkaufsmeile, wenn man sich hier trifft und vielleicht nach langer Zeit wieder miteinander ins Gespräch kommt.“ Denn auch die sozialen Kontakte seien wichtig für ein gutes Miteinander im Dorf.

Gewerbetreibenden rückten enger zusammen

Ohnehin habe die Flutkatastrophe auch dafür gesorgt, dass die Heimerzheimer Gewerbetreibenden noch enger zusammengerückt seien. „Viele lernten sich neu kennen und formierten sich neu, ein echtes Netzwerk ist mittlerweile entstanden mit einem fast familiären Charakter“, bestätigte Andreas Reichelt vom Traditionsgasthaus „Zur Linde“, das ebenfalls seinen Betrieb provisorisch in einem Verkaufscontainer und einem Zelt vor dem Gasthaus wieder aufgenommen hat. „Wir haben seit Sonntag wieder abends ab 17 Uhr geöffnet und hatten gleich einen hervorragenden Zuspruch“, freut er sich. Viele Heimerzheimer seien froh, dass nun „das Zwischenmenschliche“ wieder zum Tragen komme und sie miteinander über die Erlebnisse in der Flutnacht und danach reden könnten. „Das ist zum Teil auch eine Art Gesprächstherapie“, weiß Reichelt, denn gemeinsam ließe sich eine schlimme Erfahrung doch besser verarbeiten als allein.

Eröffnung Containershops 3

Unterstützt wird das Projekt von der Kreissparkasse, dem Gewerbeverein, der Swisttaler Wirtschaftsförderung und dem Unternehmernetzwerk Rhein-Voreifel. 

Natürlich helfen sich die Gewerbetreibenden gegenseitig, ergänzte Tim Schellenberger von der Keuk Mediatechnik GmbH. Sein Unternehmen war zwar kaum betroffen, hat sich aber wie viele andere bereit erklärt, den hochwassergeschädigten Kollegen so gut es geht unter die Arme zu greifen. Über die WhatsApp-Gruppe des Gewerbevereins werden die Hilfsangebote koordiniert, Handwerker beauftragt und nach Lösungen für schwierige Probleme gesucht. „Die Zusammenarbeit war vorher bei weitem nicht so gut wie jetzt“, gewinnt auch er zumindest in dieser Hinsicht der Starkregenkatastrophe noch einen positiven Aspekt ab.

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Besonderen Wert legt Wilfried Rang aber auch auf die Feststellung, dass die Gemeindeverwaltung sich bei diesem Projekt überaus kooperativ gezeigt habe. Sein besonderes Lob ging an den Wirtschaftsförderer Martin Koenen, „denn der hat sich wirklich richtig reingehängt und war auch nach Feierabend immer für uns da!“ Sehr positiv ankommen sei auch der Beratungscontainer der Firma Faßbender-Tenten, in dem der Einheimische Dirk Kowalke den von der Flutkatastrophe Betroffenen eine hervorragende Beratung in Sachen Sanierung zuteilwerden lasse. Diese Beratung werde gern und viel in Anspruch genommen, besonders von den betroffenen Gewerbebetrieben.

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