Zwei Spielplätze hat die Gemeinde Swisttal nach dem Großbrand in einer Müllsortieranlage gesperrt. Der NRW-Umweltminister informierte sich vor Ort über Schadstoffe und falsch entsorgte Lithium-Akkus.
Großbrand in MüllsortierhalleNRW-Umweltminister besucht Brandort in Swisttal-Ollheim

Mit einem Radlader zieht ein THW-Helfer in der Nacht beim Brand in Ollheim Teile der Hallenwand beiseite.
Copyright: THW/Simon Streichardt
Die Rauchwolke ist weg, aber der Wind trägt den Schmorgeruch der abgebrannten Sortierhalle des Swisttaler Entsorgungsunternehmens vom Ortsrand von Ollheim weiter. Wo er die Asche hingeweht hat, ist noch nicht ganz klar, aber die Gemeinde Swisttal hat vorsorglich auch die beiden Kinderspielplätze in Morenhoven gesperrt und dem katholischen Kindergarten im Ort geraten, das Außengelände zunächst nicht zu nutzen. Spätestens morgen sollen Proben ausgewertet sein.

Aufräumarbeiten auf dem Gelände des Entsorgungsbetriebs in Ollheim.
Copyright: Marcus Bierlein
Was mit der Anlage, in der üblicherweise Inhalte der gelben Tonne sortiert werden, alles verbrannt ist, muss noch untersucht werden. NRW-Umweltminister Oliver Krischer widmete sich am Montagnachmittag an dem Ort, wo am Sonntag noch 260 Feuerwehrleute tätig waren, vor allem der Frage, was mit vergessenen Lithium-Akkus aus dem Müll in einer Verwertungsanlage passiert, und wie brandgefährlich sie sind.
Unterdessen hat das Lanuk bereits Ratschläge für Bürger gegeben, die sich wegen des Rußniederschlags in ihrem Garten an die Gemeindeverwaltung gewandt hatten. Das Lanuk ist die wissenschaftlich-technische Fachbehörde für Natur, Umwelt und Klima des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Tipp: Abwaschen mit Wasser und Seife sei ausreichend, teilte auch Gemeindesprecher Bernd Kreuer mit.
Alles zum Thema Technisches Hilfswerk
- „Nacht der Technik“ 1500 Besucher erlebten im Oberbergischen Kreis Technik zum Anfassen
- Einsturzgefahr Teil des Brandhauses in Kerpen abgerissen
- Katastrophenvorsorge THW-Experte im Interview: „Viele Menschen sind zu technikgläubig und sorglos“
- Großeinsatz Ehemaliges Kolpinghaus in Mechernich-Bleibuir geht in Flammen auf
- Am 9. Mai Warum die Feuerwehr bei der „Nacht der Technik“ Oberberg gut aufgehoben ist
- Gedenkmarsch Soldaten und Reservisten erinnerten in Erftstadt an gefallene Kameraden
- Feuerwehr-Einsatz Großbrand im Münsterland – Hunderte Kräfte im Einsatz

Dieser Spielplatz in Morenhoven ist gesperrt.
Copyright: Marcus Bierlein
An den beiden Spielplätzen in Morenhoven brachte die Gemeinde am Montagmorgen Sperrschilder an. Das Lanuk hatte den Hinweis dazu geben. Sogenannte Wischtests hatten die „vorsorgliche Maßnahme“ nahegelegt. Das Landesamt beabsichtige, die Flächen noch genauer zu untersuchen. „Nach derzeitigem Kenntnisstand waren die bisherigen Messungen jedoch negativ“, teilte die Gemeinde am Montag mit.
Die Polizei ist derweil zurückhaltend wegen der Unglücksursache. „Bislang liegen keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandsetzung vor“, sagte Simon Rott, Sprecher des Polizeipräsidiums in Bonn. Die Fachleute rücken noch später an. Einen Termin gibt es noch nicht, möglicherweise kann die Kripo aber heute bereits mit der Analyse beginnen.

THW-Einsatz beim Brand in Ollheim
Copyright: THW/Jens Schulz
Helfer ziehen bereits Bilanz. Etwa das Technische Hilfswerk (THW). Die Feuerwehr hatte die THW-Fachberater aus Siegburg und Bonn-Beuel vor Ort. Der Zugtrupp aus Bornheim bereitete den Arbeitsraum für nachrückende THW-Einheiten vor. Bornheimer und Siegburger THW-Helfer machten mit ihren Leuchten die Nacht zum Tag. Unter Atemschutz betrieb das THW zudem Radlader und Radbagger, um die teilweise eingestürzte Müllhalle so zu öffnen, dass effektiver gelöscht werden konnte. Helfer aus Bergisch Gladbach, Essen, Herne, Köln-Ost, Nörvenich, Siegburg und Wuppertal räumten auf dem Gelände. Aus Remscheid war sogar die Fachgruppe Schwere Bergung angerückt. THW-Logistiker aus Leverkusen tankten die Fahrzeuge auf. Pumpenspezialisten blieben in Wartestellung.

Christian Hündgen informiert Umweltminister Oliver Krischer.
Copyright: Marcus Bierlein
Gestern Nachmittag kam NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) nach Ollheim, um sich über den Stand der Aufräumarbeiten zu informieren. Er wurde von Geschäftsführer Christian Hündgen, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Swisttals Feuerwehrchef Christian Klein empfangen, Christian Hündgen lobte die Zusammenarbeit mit den Behörden in dieser schwierigen Lage.
Gebrannt haben in einem 3000 Quadratmeter großen Hallenteil rund 600 Tonnen recyclingfähige Verpackungsmaterialien wie Joghurtbecher oder Seifenflaschen, aber auch nicht Wiederverwertbares, so genannte Ersatzbrennstoffe für Kohle, Öl oder Gas, wie sie dann in der Industrie verwendet werden. Genau dieses „Heizöl“ hat den Feuerwehren beim Löschen dann die Arbeit so schwer gemacht und für die massive schwarze Rauchwolke gesorgt, die noch aus 50 Kilometern Entfernung zu sehen war.
Hündgen sagte, das Unternehmen werde weiter an den Sicherheitsvorkehrungen arbeiten, die schon auf dem neuesten Stand seien. Obwohl die Brandursache noch nicht feststeht, geht Christian Hündgen davon aus, dass sich ein Akku in einem der Müllteile, beispielsweise von einem Mobiltelefon oder einer E-Zigarette, entzündet und die Katastrophe mit Millionenschaden ausgelöst hat.
Oliver Krischer ist dieses Problem nicht unbekannt. Immer wieder komme es mittlerweile zu Feuern in Sortieranlagen, weil Geräte mit Akkus achtlos in den Hausmüll geworfen werden. Am Wochenende habe es einen weiteren Fall in Kleve gegeben; im ganzen Jahr seien es fast 100 Brände gewesen. „Dieses Problem müssen wir in den Griff kriegen! Wir brauchen mehr Aufklärung, dass Elektronikmüll ordnungsgemäß zurückgegeben werden muss.“ Die Umweltministerkonferenz forderte zudem seit Jahren die Einführung von Rückhol- oder Pfandsystemen. Bei dem Familienunternehmen in Ollheim werden Abfälle von rund vier Millionen Menschen aus der Region verarbeitet. Es gilt durchaus als „Schwergewicht“ in der Branche.