Heftige DebatteWo und wie soll Swisttal-Odendorf wachsen?

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Ein freies Feld, an dessen Rand vereinzelt Gebäude stehen.

An den Odendorfer Ortsrändern bietet sich noch Wachstumspotenzial.

In Swisttal-Odendorf hat das Thema „Bauland an der Schiene“, das erneut auf der Tagesordnung des Swisttaler Planungs- und Verkehrsausschusses stand, bereits für heftige Diskussionen gesorgt

Die von Architektin Esther Weischede vom Planungsbüro Post, Welters & Partner (Dortmund) im Juni vorgestellte Rahmenplanung umfasst vier mögliche künftige Baugebiete am Ortsrand von insgesamt 48 Hektar Größe. Hier könnten zusammengerechnet bis zu 1230 neue Wohneinheiten in Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser entstehen, womit die bisherige Einwohnerzahl des Dorfes mehr als verdoppelt würde.

Rahmenplan für vier Baugebiete

Esther Weischede machte jetzt noch einmal klar, dass mit ihrer Rahmenplanung lediglich ausgelotet werde, was langfristig maximal überhaupt möglich sei. Wenn überhaupt, würden die vier angedachten Baugebiete nur in kleinen Schritten und in jeweils mehreren Bauabschnitten über einen langen Zeitraum hinweg verwirklicht. „Die Richtung stimmt aber“, bestätigte Jürgen Pump (CDU), und der Ausschuss sah das ähnlich, obwohl noch viele offene Fragen zu klären seien. Deshalb soll das Büro nun in einem ersten Schritt zwei „Lupenräume“ einer genaueren Betrachtung unterziehen. „Lupenraum 1“ befindet sich westlich der „Flamersheimer Straße“ am südlichen Ortsrand von Odendorf gegenüber der von der Flut zerstörten Tennisanlage.

Dort stellt das Planungsbüro zwei Varianten zur Auswahl, die nun näher ausgearbeitet werden sollen. Zum einen könnte dort bis zum Wirtschaftsweg in Verlängerung der Raiffeisenstraße ein kleines Wohnviertel mit zwei Dutzend Einfamilienhäusern und fünf Reihenhäusern entstehen. Alternativ wäre dort auch ein möglicher Standort für eine Gemeinbedarfsfläche, die passend zu den künftigen Erfordernissen gebaut werden könnte. Beispielsweise mit einem weiteren Kindergarten in direkter Nachbarschaft zu den nach der Flut neu entstehenden Sportstätten. Dann wäre im ersten Bauabschnitt nur noch für 17 Einfamilienhäuser und fünf Reihenhäuser Platz.

Dörfliche Entwicklung und ländlicher Charakter

„Lupenraum 2“ liegt am östlichen Ortsrand in Verlängerung der Frankenstraße direkt südlich der Bahnlinie und soll künftig mit einer neuen Verbindungsstraße von der Bundesstraße 266 zur Frankenstraße erschlossen werden, was eine neue Ortseinfahrt bilden könnte und damit für die weitere Entwicklung des Dorfes essenziell wäre. Hier soll zunächst der Fokus auf die Ausgestaltung dieser Erschließungsstraße gelegt werden. Dort sollen ebenfalls zwei Dutzend Einfamilienhäuser, zusätzlich aber 15 Reihenhäuser sowie zwei kleinere und zwei größere Mehrfamilienhäuser entstehen. Auch eine zweigeschossige oberirdische Quartiersgarage einschließlich einer Mobilitätsstation könnte dort gebaut werden. Die Parkpalette könnte komplett aus Holz errichtet und sogar ganz oder teilweise wieder zurückgebaut werden, sollte sich künftig die Anzahl der notwendigen Stellplätze durch neue Verkehrskonzepte verringern.

Im Vorfeld der Sitzung hatten sich die Fraktionen mit der Frage auseinandergesetzt, in welcher Größenordnung Odendorf überhaupt in den nächsten drei Jahrzehnten wachsen dürfe. Die CDU wolle die Identität der Gemeinde mit ihren zehn Ortsteilen, ihrem ländlich geprägten Charakter und ihren dörflichen Strukturen bewahren, dabei aber maßvoll weiterentwickeln. Dem gestiegenen Bedarf an Wohnraum solle durch die Schließung von Baulücken sowie durch eine bedachtsame Ausweisung von Baugebieten Rechnung getragen werden. Hierzu sei jedoch ein nachhaltiges Baulandmanagement erforderlich, das die verschiedenen Interessen der in Swisttal lebenden Menschen und die bestehende Infrastruktur ausgewogen berücksichtige.

SPD: Ausrichtung an der Infrastruktur

Für die SPD müsste sich der Bevölkerungszuwachs in den nächsten 20 Jahren an der zur Verfügung stehenden Infrastruktur ausrichten. Sofern für eine zukünftige Erweiterung der Infrastruktur keine gesicherten Rahmenbedingungen gegeben seien, müsse sich die Erweiterung an der vorhandenen Infrastruktur ausrichten. Eine Erweiterung Odendorfs ist für die SPD daher in absehbarer Zeit wohl in nur sehr geringen Ausmaßen möglich. Die BfS möchte den Flächenverbrauch ebenfalls so gering wie möglich halten, aus ökologischen Gründen ebenso wie zugunsten von Landwirtschaft und Natur. Auch sie bemängelte das Fehlen der notwendigen Infrastruktur, die bei dem enormen Zuwachs gleichlaufend und vorausschauend mit aufgebaut werden müsse. Ziel: Ein nachhaltiger Städtebau in diesem Zusammenhang machte Architektin Weischede noch einmal deutlich, dass die Rahmenplanung einen langfristigen Ausblick für die Entwicklung Odendorfs beinhalte und lediglich die maximal mögliche Ausnutzung des Plangebietes aufzeige.

„Ziel der Planung ist ein nachhaltiger Städtebau, dessen Bebauung und Freiräume für mehrere Generationen und unterschiedliche Nutzungsansprüche geeignet sind.“ Die Realisierung erfolge in verschiedenen kleinen Entwicklungsstufen, die der Gemeinderat vorgebe. Als Voraussetzung hierfür würden selbstverständlich leistungsfähige Haupterschließungsstraßen geschaffen, die sich in das bestehende Verkehrsnetz einfügen und dieses ergänzen sollen, ohne es weiter zu belasten. Die Freiflächen könnten zudem vielfältige Funktionen wie Aufenthalt, Spielen und Durchwegung erfüllen. Die bauliche Dichte soll nach Ansicht des Ausschusses auf 35 Wohneinheiten pro Hektar begrenzt werden. Außerdem solle es einen weichen Übergang zum Landschaftsraum geben, indem sich die Baustruktur der neuen Wohnquartiere an die Bestandsbebauung anpasst. (jst)

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