Bonn – Schon zwei Zahlen verdeutlichen die Dimension des Projekts: Baukosten von rund 24,6 Millionen Euro und eine Bauzeit von dreieinhalb Jahren, wohlgemerkt beides im günstigsten Fall. Die Sanierung der Viktoriabrücke, die im Prinzip ein Neubau ist, inklusive dem Bau einer Rampe zum geplanten Kreisverkehr Thomastraße/Alter Friedhof, Rabinstraße ist ein Mammutprojekt. Die Planung für die Durchführung der Arbeiten wurde am Dienstag im Stadthaus vorgestellt.
Die Viktoriabrücke ist wegen erheblicher Schäden schon seit 2010 für Fahrzeuge über 16 Tonnen gesperrt. Nach der Sanierung soll sie auch wieder vom Schwerlastverkehr genutzt werden können. Ferner soll die Bornheimer Straße durch die neue Rampe zum geplanten neuen Kreisel vom Verkehr entlastet werden. „Die Maßnahme ist technisch sehr anspruchsvoll, weil die Brücke die Gleise der Deutschen Bahn AG, die Rampe der Stadtbahn und die Thomastraße überquert“, erklärte der Leiter des Tiefbauamts, Peter Esch.
Anfang Juni wird mit dem Abriss der Viktoriabrücke begonnen
Beispielsweise habe die Brücke nur einen Abstand von wenigen Zentimetern zu den Oberleitungen der Deutschen Bahn. Dementsprechend lang sei die Planungsphase für das Projekt gewesen. Ein Knackpunkt sind laut Esch die Sperrpausen, die mit der DB Netz AG für bestimmte Bauabschnitte festgelegt werden mussten. „Sie mussten mehr als ein Jahr im Voraus abgesprochen werden“, so der Tiefbauamtsleiter. Für 2016 wurden bereits 45 Zeiten festgelegt, in denen der Bahnverkehr ruht. Los geht es vom 4. bis 8. Juli, wenn jeweils zwischen 9 und 17 Uhr nach Kampfmitteln gesucht und Kabel verlegt werden. „Die Sperrpausen für 2017 und 18 müssen noch von der DB bestätigt werden“, so Esch.
Vorboten der Brückensanierung sind die jetzt beginnenden und bis Mitte Februar angesetzten Rodungsarbeiten in der Nachbarschaft der Brücke und im Bereich des künftigen Kreisverkehrs. Sechs größere Bäume, für die 32 neu angepflanzt werden, sowie Gehölze und Sträucher werden entfernt, um das rund 1200 Quadratmeter große Baufeld freizumachen. Außerdem muss die Fernbushaltestelle an der Rabinstraße verlegt werden. Ausweichstandorte werden laut Esch zurzeit noch geprüft.
Anfang Juni wird dann mit dem Abriss der Brücke und parallel mit dem Bau des Kreisverkehrs begonnen. Der Kreiselbau wurde vorgezogen, weil 2017 die Bauarbeiten auf dem Nordfeld gegenüber dem am Hauptbahnhof beginnen sollen. Für den rund 1,3 Millionen Euro teuren Kreisel ist eine Bauzeit von einem halben Jahr vorgesehen. „Die alte Brücke wird dann im September und Oktober streifenweise abgerissen und neu gebaut. Begonnen wird an der Ostseite in Richtung Hauptbahnhof“, erläuterte Esch.
Mit Bau der Rampe zum Kreisel soll 2018 begonnen werden
Die Viktoriabrücke wurde 1949 erbaut und 1963 auf westlicher Seite um 6,50 Meter verbreitert. Die Stahlbrücke ist 94,5 Meter lang und 19,50 Meter breit und damit die viertgrößte städtische Brücke (Nord- und Südbrücke sind Eigentum des Landesbetriebs Straßen NRW). Hinzu kommen nochmals jeweils zirka 100 Meter Betonrampen. (wki)
Im Dezember sollen dann größere Trägerelemente ausgebaut und die Widerlager der Brücke umfangreich saniert werden. Wenn alles gut läuft, ist die Ostseite der Brücke bis Ende 2017 erneuert. Daran schließt sich die Sanierung der Westseite an. Mit dem Bau der Rampe zu dem neuen Kreisel soll 2018 begonnen werden. Da es während der Arbeiten im Regelfall auf der Brücke eine Spur für beide Fahrtrichtungen geben wird, rechnet Esch nicht mit großen Verkehrsbehinderungen.
Der Gestaltungsentwurf des Architektenbüros Kolb Ripke sieht unter anderem eine transparente Brüstung mit Geländer-Lamellen, die zur Brückenmitte in größerem Abstand stehen, sowie vier hohe Masten an den Brückenauffahrten vor. Zwischen diesen Masten soll ein Lichterbaldachin mit LED-Leuchten gespannt werden. Ob dieser Lichterhimmel errichtet wird, hängt allerdings maßgeblich von der Zustimmung der Deutschen Bahn Netz AG ab. Denn Verwechslungen mit Signallichtern sind für den unter der Brücke verlaufenden Bahnverkehr nicht auszuschließen.
Stadt rechnet mit 60-prozentiger Förderung durch Land und Bund
In einer ersten Stellungnahme hat die Bahn laut Stadt zwar keine generellen Bedenken, die endgültigen Ausführungspläne müssen aber noch freigeben werden. Sollte der LED-Baldachin abgelehnt werden, muss eine alternative Beleuchtung der Brücke geplant werden. Außerdem hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, kurzfristig eine Planung zur Gestaltung des Umfeldes, insbesondere der Fuß- und Radwegeunterführung unter den Bahngleisen vorzulegen, da in einer späteren Bauphase die kleine DB-Fußgängerunterführung an der Herwarthstraße barrierefrei erneuert werden soll.
Die Stadt rechnet mit einer 60-prozentigen Förderung durch Land und Bund. Bislang liegt die Zusage für eine Übernahme von 60 Prozent der 13 Millionen Euro teuren Sanierung der Brücke vor. Für die 8,9 Millionen Euro teure Rampe und den Kreisverkehr sind laut Stadt weitere Zuschüsse in Aussicht gestellt.