Betrüger muss in HaftPensionär aus Wachtberg gibt falschem Polizisten Münzsammlung

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Sein Gesicht hat der Angeklagte zum Beginn der Verhandlung verdeckt,

Wachtberg/Bonn – „Das Spiel mit der Angst beherrschen die Trickbetrüger perfekt“, heißt es im Urteil vor dem Bonner Landgericht gegen ein 25 Jahre altes Mitglied einer internationalen Betrügerbande. Während deren Drahtzieher in der Türkei sitzen, kommt das geständige Bandenmitglied allerdings aus dem Irak. Wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in sieben Fällen ist der Mann jetzt zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.

Nicht nur naive Gemüter, so Kammervorsitzender Jens Rausch, sondern auch „gebildete Leute“ fielen auf die Telefonanrufe vermeintlicher Polizeibeamter rein, die vor Einbrecherbanden warnten und ihren professionellen Schutz anboten.

Im aktuellen Fall findet sich unter den Opfern der laut Richter „raffinierten psychologischen Kriegsführung“ sogar ein ehemaliger Staatsanwalt, der mit betrügerischer Kriminalität durchaus vertraut sein müsste. Aber als der hochbetagte Pensionär aus Wachtberg den ersten Anruf erhielt, vertraute er dem angeblichen Oberkommissar, der sich in diesem Fall Andreas Neumann nannte.

Wachtberg: Münzsammlung im Wert von 450.000 Euro an falsche Polizisten gegeben

Sein gesamtes Vermögen, so hatte es ihm der seriös wirkende Anrufer eingeflüstert, sei ernstlich in Gefahr. Seine Adresse stünde auf einer „Einbrecherliste“, die gefunden worden sei. Nach vier Tagen „telefonischer Gehirnwäsche“ habe der Staatsdiener im Ruhestand den Betrügern seine gesamte Münzsammlung in vier Taschen überreicht – Wert: mindestens 450.000 Euro.

„Das Schlimme ist“, so der Vorsitzende, „dass bei den Betrügereien systematisch das Vertrauen in die Polizei missbraucht wird. Das ist eine ganz fiese Sache.“ Besonders verwerflich sei es auch, dass immer wieder alte und schützenswerte Menschen, die der Polizei vertrauen, ausgenutzt und bedenkenlos psychisch wie auch materiell schwer geschädigt würden.

Angeklagter habe aus finanziellen Nöten mitgemacht

Der Angeklagte spielte im länderübergreifenden Bandensystem den „Logistiker“, der die Schnittstelle zwischen den Auftraggebern und den Abholern bildete, die Abholer organisierte, sie an die Einsatzorte gefahren und die Beute in die Türkei weitergeleitet hat. Rausch: „Er hatte nie Kontakt zu den Opfern, aber er hat sich fraglos in den Dienst der Bande gestellt.“

2020 hatte der Angeklagte Kontakt zu Bandenmitgliedern in Köln, die mit dicken Autos protzten. Aus „finanziellen Nöten“ will der Mann mitgemacht haben. Sein Lohn für die Organisation der sieben Betrugsfälle habe 2650 Euro betragen.

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Am 23. September 2020 wurde der 25-Jährige das erste Mal festgenommen, nachdem eine echte Bonner Kriminalbeamtin den falschen Polizisten eine Falle gestellt hatte. Während ein 29-jähriger Komplize vom Landgericht Bonn vor einem Jahr bereits zu sieben Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden ist, kam der Mann aus dem Irak damals auf freien Fuß – er war nicht vorbestraft und seine Rolle im Bandengefüge nicht bekannt.

Der 25-Jährige tauchte unter und machte bedenkenlos weiter: Bereits zwei Monate später, am 7. November 2020, war er an dem kapitalen Goldmünzen-Betrug in Wachtberg beteiligt. Erst im September 2021 gelang es der Polizei, ihn erneut festzunehmen. Das milde Urteil habe sich der Angeklagte durch sein Geständnis „verdient“, hieß es. Aber über die Drahtzieher verlor er kein Wort.

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