Wachtberger SeniorenheimIn den Streit über den Neubau in der Wiesenau kommt Bewegung

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Das Gasthaus Wiesenau steht leer. Es gehört inzwischen einem Investor, der hier ein Seniorenheim bauen will.

Wachtberg – Für den Bau eines Seniorenheimes in der Wiesenau ist schon vor der nächsten Ratssitzung am  Donnerstag wieder die Tür einen Spalt weit geöffnet worden. Nachdem im Planungsausschuss nur noch die CDU für die vorliegenden Pläne eines Heims mit 80  Pflege- und 17 Tagespflegeplätzen, stimmte und die Mehrheit überraschend dem Investor die Tür vor der Nase zuschlug, gibt es nun vermehrt Andeutungen verschiedener Fraktionen, eine andere Variante zu begrüßen. Dabei könnte es sowohl um eine Verkleinerung des geplanten Baukörpers gehen als auch um die Verwendung eines Nachbargrundstücks.

Der Grüne Oliver Henkel erwartet zwar, dass der Rat wie im Planungsausschuss beschlossen die bekannten Pläne des Investors „Projekta“ aus Prüm ablehnt. Er kann sich aber vorstellen, dass der Rat „weiteren Vorschlägen eine Chance lässt.“ Das erklärte er dieser Zeitung

Die Liberalen haben zudem eine detaillierte Erklärung zu ihrer Entscheidungsfindung veröffentlicht und deuten dabei ihre mögliche Zustimmung für ein kleineres Bauvorhaben an selber Stelle an.

Spekulationen über Nachbargrundstück

Es gibt zudem Ratsmitglieder, die darauf spekulieren, dass der Investor eventuell doch noch die Gelegenheit bekommt, das benachbarte Grundstück des einstigen Pony-Hotels samt Reitanlage zu kaufen, zumal die Gemeinde immer noch durch eine Klage gegen den Landkreis die Genehmigung für die Reithalle beziehungsweise für kleinere Veränderungen an ihr anficht.

Die Liberalen in Wachtberg bekräftigen zwei Wochen nach der überraschenden Ablehnung des Projektes „Seniorenwohnheim Wiesenau“ durch den Planungsausschuss des Wachtberger Gemeinderats jedenfalls ausdrücklich ihre ablehnende Haltung zu den bisherigen Plänen. Zwar habe die FDP zu Beginn des Projekts zu den Zielen des Bauvorhabens gestanden und stehe noch dazu, doch sei der Bau einfach zu groß für das Grundstück dimensioniert.

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Seit der ersten öffentlichen Vorstellung 2017 habe das Projekt „einige Wendungen genommen, deren Motivation von außen schwer zu verstehen war“, teilte die FDP mit. So sei es im Mai 2021, in der ersten Stufe der gesetzlich vorgeschriebenen Offenlage, bloß um die „allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung“ gegangen. Diese habe die FDP unterstützt.

FDP: Bisherige Pläne zu massiv

Als die Bauleitpläne mit Festlegungen im Detail im November von der Tagesordnung genommen worden seien, habe die FDP erwartet, sie würden substanziell überarbeitet. „Dem war nicht so, wie sich herausstellte, als die Unterlagen zur Sitzung am 1. Februar vorlagen“, teilte Jessica Reinbold, Vertreterin der FDP-Fraktion im Planungsausschuss, diese Woche mit: „Wir konnten nun nicht mehr zustimmen. Wir meinen zusammenfassend, dass für dieses Grundstück zu massiv geplant wurde.“

Die FDP zeigt sich zudem irritiert, weil der beauftragte Planer von einer „Mindestgröße des Seniorenheims nach den geltenden Verordnungen“ gesprochen habe. Die von ihm genannten 80 Plätze seien jedoch laut NRW-Wohn- und Teilhabegesetz die Obergrenze, erklärte die FDP.

„Warum kam also ein kleiner dimensionierter Bau bisher nicht infrage?“, will sie wissen. Zumal die CDU ihre Zustimmung zu den Plänen mit „Glaubwürdigkeit“ begründet hatte, erklärte der Vorsitzende der Wachtberger FDP-Ratsfraktion, Friedrich Oettler: „Nein, nicht nur die Marschrichtung geradeaus ist glaubwürdig! Der Beschluss nach der zweiten Offenlage, ein Dreivierteljahr nach der ersten Entscheidung, nach viel öffentlicher Diskussion und der Logik der zweistufigen Bauleitplanung entsprechend erforderte unsere viel genauere Prüfung. Wir kamen zu einem anderen Ergebnis als am Anfang.“

Laut FDP ist die Wiesenau bei Pech ein sensibler Landschaftsbereich, der „einen so dominanten Bau direkt an der Landstraße“ nicht vertrage. Oettler: „Selbstverständlich teilen wir das Ziel von mehr Altenpflege in Wachtberg, grundsätzlich auch in der Wiesenau. Eine Neuplanung, die substanzielle Änderungen beinhalten muss, werden wir in der Ratssitzung am 17. Februar unterstützen.“

Unser Wachtberg offen für Gespräche

Die CDU griff als einzige Fraktion, die für die existierenden  Pläne stimmte, umgehend die positiven Stimmungen auf und vor allem das Angebot von Ulrich Feyerabend von Unser Wachtberg, sich fraktionsübergreifend noch mal zu dem Thema zusammenzusetzen.

Ulrich Feyerabend, Unser Wachtberg, sagte dazu: „Ein erstes Gespräch mit den anderen Fraktionen könnte es jetzt schon vor der Ratssitzung geben, danach müssten wir den Investor fragen: Was ist er bereit, zu machen. Was kann er finanzieren?“

Zunächst könne über diverse Punkte gesprochen werden, die für die einen mal mehr, für die anderen mal weniger gravierend seien. Unser Wachtberg sei das Gebäude, so wie es geplant sei, jedenfalls zu massiv –  sowohl in der Länge als auch in der Höhe. Es gebe „keinerlei Aufenthaltsqualität im Außenbereich“, was er als Zumutung empfinde: „Heute werden doch keine Einrichtungen mehr nur für Bewohner gebaut, die nur im Bett liegen. Auch eine Anbindung an Pech fehlt.“ Eine Neuplanung und neue Offenlage mit Baureife im nächsten Frühjahr, wie die CDU sie nun ins Spiel bringt, für „realistisch“.

„Wir werden uns diesem Vorschlag auf keinen Fall verschließen, auch wenn damit ungezählte Arbeitsstunden der Verwaltung für die Katz waren, nachdem ja alle anderen Fraktionen nach der ersten Offenlage auch einverstanden waren“, erklärte Christoph Fiévet nach Rücksprache mit seinem Fraktionsvorstand. Neue Pläne müssten auf jeden Fall erneut in die Offenlage der Pläne. Fiévet: „Das verzögert das Vorhaben noch einmal um mindestens ein Jahr.“

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