Crossculture in der Neuen BahnstadtFür einen Tag waren Sprayer am Werk

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Sich einmal legal mit der Spraydose austoben - die Nachfrage danach wird immer größer.

Sich einmal legal mit der Spraydose austoben - die Nachfrage danach wird immer größer.

Leverkusen – Es war wieder soweit: Zum siebten Mal bot das Team des Hauses der Jugend Opladen auf dem Quartierplatz der Neuen Bahnstadt die Aktion „Crossculture“ an. Kinder und Jugendliche konnten dabei an diversen Workshops teilnehmen.

Pokémon auf die Kappe

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des sogenannten Kulturrucksackmobils als eine von der Landesregierung eingerichtete Institution zur Förderung von Jugend- und Sozialprojekten, waren mit einigen kreativen Menschen angereist. Zum Beispiel mit der Mosaikkünstlerin Tana Ribeiro, oder mehreren Schmieden der „Eventschmiede Solingen“, die mit Besucherinnen und Besuchern am Amboss kleine nordische Messer fertigten. Oliver Traschütz brachte mit seiner Airbrush-Pistole unter anderem ein Pokémon auf die Kappe der elfjährigen Miriam. Und Drechselmeister Jürgen Elstermeier stellte Alltagsgegenstände an der Drechselbank her.

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Zudem gab es einen großen Workshop, bei dem die Kinder – während um sie herum 20 Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler das Gelände neu gestalteten – eigene Bilder auf 80-Zentimeter-Leinwände sprühen konnten. Musikalisch angefeuert wurde all das von DJ C.K., der den ganzen Tag über an seinem Turntable stand.

Kinder werden selbst aktiv

Rüdiger Porsch, Leiter des Hauses der Jugend, war froh, mit „Crossculture“ ein Teil der landesweiten „nachtfrequenz“-Aktion zu sein. An diesem jugendkulturellen Gemeinschaftsprojekt nahmen am Wochenende über 100 Städte und Gemeinden in NRW teil. „Die Kinder werden hier selbst aktiv, können etwas gestalten und das am Ende sogar noch mit nach Hause nehmen. Solche Angebote müssten häufiger stattfinden“, sagte er. Es sei wichtig, dass die verschiedenen Generationen aufeinander zugingen und in den Austausch träten.

Der neunjährige Tobias (rechtes Bild) hat eine Leidenschaft für das Sprayen.

Der neunjährige Tobias (rechtes Bild) hat eine Leidenschaft für das Sprayen.

Bei dem vielfältigen Angebot, fiel es einigen Teilnehmenden fast ein bisschen schwer, sich für einen Workshop zu entscheiden. Der neunjährige Max aus Leverkusen zum Beispiel entschied sich schweren Herzens gegen die Messerschmiede und für den Graffiti-Workshop, angeleitet von Christoph Lehmann und Enrico Andreska. Ehe es dabei richtig losging, wurde ihm und den anderen erst einmal erklärt, was das Sprühen von Graffiti als Teil der Hip-Hop-Kultur überhaupt ist. „Es geht immer um Schrift, die zu Bildern wird. Das muss nicht immer nur mit der Sprühdose sein“, erklärte Andreska. Der Begriff „Hip-Hop“ wiederum habe folgenden Hintergrund: „Hip ist das, was cool oder gerade angesagt ist. Hop steht für Bewegung – so wie der Hase, der hoppelt. Hip-Hop ist also die coole Bewegung.“

Jeder braucht einen Sprühernamen

Wichtig: Jeder Sprüher brauche einen Sprühernamen, ein sogenanntes „Tag“, um die Anonymität zu wahren. Und so wurde Max für den Rest des Tages zu „Krawall“ – und die anderen Teilnehmenden waren plötzlich „Cole“, „Jay“, „Dark“, „Luk51“, „Cap“, „Policia“ und „m1kl0s“.

Die kleineren Besucher konnten auch ohne Spraydose mit Pinsel und Farben kreativ werden.

Die kleineren Besucher konnten auch ohne Spraydose mit Pinsel und Farben kreativ werden.

Aber ehe es für sie an die Leinwände ging, war erstmal Vorarbeit mit Papier und Stift zu erledigen. „Den Namen einfach nur zu schreiben, wäre ja langweilig. Man muss mit der Form der Buchstaben spielen, den Namen strahlen lassen“, erklärte Lehmann. Passenderweise hatte der Student der Philosophie- und Politikwissenschaft Bildbände zur Inspiration mitgebracht.

Dann ging es los: Die Kinder bekamen Sprühdosen für die „first lines“ und Lehmann gab letzte Tipps: „Macht die schön groß, ihr habt jetzt Platz. Es gibt auch kein richtig oder falsch, wir probieren auch immer aus, es geht darum, Spaß zu haben.“

Jeden Montag offene Graffiti-Werkstatt

Übrigens: Schon seit rund zehn Jahren findet jeden Montag zwischen 16 und 18 Uhr im Haus der Jugend Opladen die offene Graffiti-Werkstatt statt. „Die Nachfrage ist über die Jahre – gerade immer größer geworden“, erklärte Porsch. Im Haus der Jugend könne jeder und jede ohne Voranmeldung vorbeikommen und sich ausprobieren.

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