„Schäme mich wahnsinnig“Während des Notrufs erstach Bad Münstereifeler seinen Vater

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Vater getötet

Ein umfangreiches Geständnis legte der 24-Jährige zum Auftakt des Prozesses  ab. 

Bonn/Bad Münstereifel – „Ich habe meinem Vater Gewalt angetan, ich brauche Hilfe“, sagt eine hektische Stimme am Telefon. Es ist die Aufzeichnung eines beklemmenden Notrufs, die am Donnerstag im Bonner Landgericht abgespielt wurde. Zu hören ist ein 24-Jähriger, der sich wegen Totschlags zu verantworten hat. Aus einer Wohnung in Bad Münstereifel hatte er den Polizei-Notruf gewählt.

Der Polizist ahnte da nicht die Dramatik: Während er versuchte, beim Anrufer Adresse und Geburtsdatum abzufragen und ihn wiederholt aufforderte, seinen Namen zu buchstabieren, wurde es plötzlich still. Dann zeichnete das Band nur noch Schmerzensschreie auf – und wie der Täter außer Atem gerät.

Den Vater mit sechs Messerstichen getötet

Später weiß die Anklage: Während des Gesprächs mit der Polizei hat der 24-Jährige seinen Vater mit sechs Messerstichen getötet. Der 56-Jährige wurde in Rücken, Hals und Nacken getroffen und verblutete noch am Tatort. Als die Polizisten wenige Minuten später am Tatort eintrafen, wartete der 24-Jährige bereits auf der Straße und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Nun sitzt der Sohn auf der Anklagebank. Im Zustand der Schuldunfähigkeit soll er die Tat begangen haben, laut einem Gutachten leidet er an einer halluzinatorischen Psychose. Entsprechend hat der Staatsanwalt seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik beantragt.

Bad Münstereifeler legt ausführliches Geständnis ab

Am Morgen des 17. Februar 2022, so die Antragsschrift, sollen Vater und Sohn nach dem Frühstück, als die Mutter zur Arbeit aufgebrochen war, in Streit geraten sein. Der Sohn habe den 56-Jährigen mit Faustschlägen ins Gesicht und Fußtritten gegen den Körper attackiert, bis dieser zu Boden ging. Dann wählte der Sohn den Notruf.

Vor Gericht legte der 24-Jährige ein ausführliches Geständnis ab: An dem Morgen habe sein Vater ihm wieder mal großen Druck gemacht, weil er keine Ausbildung mache. Er habe gedroht, ihn in Therapie oder auf die Straße zu schicken. In seiner Ohnmacht und Verletztheit sei plötzlich eine Hemmschwelle in ihm weg gewesen.

Angeklagter: „Ich schäme mich wahnsinnig."

Seit Jahren stehe er, was er keinem anvertraut habe, unter dem Einfluss von Stimmen, die ihn immer wieder aufgefordert hätten, „dem Vater Gewalt anzutun“. Auch der Gedanke, seinen Vater mit einem Messer zu erstechen, sei ein altes Bild. „Es ist unglaublich, dass so was passieren konnte“, so der 24-Jährige abschließend.

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Damals habe er geglaubt, dass das nicht in der wirklichen Welt passiert sei, sondern nur in seiner Vorstellung, so der 24-Jährige, der seit der Tat vorläufig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist und medikamentös behandelt wird: „Ich schäme mich wahnsinnig dafür. Ich wollte ihm nie etwas Böses, ihn auch nicht töten, sondern mich nur gegen seine Übermacht wehren.“

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