„Naturraum Golfplatz“Golfclub Bad Münstereifel setzt auf Naturschutz

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Der Fotograf steht mitten in einer Blumenwiese auf dem Golfplatz in Eschweiler. Im Hintergrund sind unscharf ein paar Golfer zu erkennen.

Alles so schön bunt hier: Im Vordergrund blühen Blumen, im Hintergrund spielen Golfer in Eschweiler.

Blühwiesen, Streuobstwiesen und Flächen für Wildbienen: Auf dem Golfplatz in Bad Münstereifel-Eschweiler wird Naturschutz großgeschrieben. 

Naturschutz auf dem Golfplatz: Ist das nicht ohnehin schon der Fall? Tilman Wrede, Geschäftsführer des Golfclubs Bad Münstereifel, verneint. Üblicherweise werden auch Wiesen abseits des Grüns und des Fairways gemäht – aus ästhetischen Gründen, aber auch aus praktischen, damit ein Golfer es nach einem verunglückten Schlag nicht zu schwer hat.

Auf dem Golfplatz in Eschweiler geht man mittlerweile aber andere Wege. Dort haben Wrede und einige Mitstreiter die Initiative „Naturraum Golfplatz“ ausgerufen. Die Auswirkungen sind auf den ersten Blick zu erkennen. In den Roughs, also den Bereichen, die ohnehin schon etwas höheres Gras haben, herrscht im Sommer das pure Leben. Summen, Brummen und Zirpen ergeben zusätzlich zum Vogelgezwitscher ein tierisches Konzert.

Hinweisschilder gegen Skeptiker

Blühwiesen, Streuobstwiesen oder Nistmöglichkeiten für Kleintiere gibt es nicht nur zwischen den 18 Löchern, sondern auch direkt neben den Bahnen. Für Skeptiker, die denken, der Golfplatz sei ungepflegt, wurden Hinweisschilder aufgestellt, dass das alles so seine Richtigkeit habe. „Wir haben eine Umfrage gestartet, und die ersten Rückläufe zeigen, dass die Golfer dahinterstehen“, so Wrede. 90 Prozent sehen den Naturschutz als sehr wichtiges Thema.

Vor vier Jahren hat man in Eschweiler die ersten Blühwiesen angelegt. „Wir haben so viele Flächen, und wir haben uns gefragt, warum wir diese nicht biologisch besser nutzen“, erklärt Wrede die Beweggründe. Zunächst wurde er belächelt. Etwa 70 Hektar groß ist das Gelände, das idyllisch auf dem Stockert liegt und einen Blick bis zum Siebengebirge bietet.

Abschlag über die Blühwiese

Doch natürlich ist das Gelände vornehmlich für die Golfer. „Die Funktionalität des Platzes ist gewährleistet“, sagt Wrede. Allerdings kann es bei verunglückten Schlägen zu Behinderungen kommen.

Golfclub-Geschäftsführer Tilman Wrede steht neben einem der HInweisschilder.

Summen und Blühen: Golfclub-Geschäftsführer Tilman Wrede an einem der aufgestellten Hinweisschilder.

An einem der Löcher müssen zwischen Abschlag und Fairway zunächst 60 Meter überwunden werden, um eine hohe Wiese zu passieren. Wrede gibt zu, dass das für Anfänger problematisch sein könnte, weil der Ball dann aus dem Rough gespielt werden muss.

An einigen Randbereichen gibt es Biotope, die nicht betreten werden dürfen. Blaue Pfähle mit grünen Spitzen markieren den Bereich. Ohne Strafschlag dürfen die Golfer den mit einer Angel „geretteten“ Ball wieder auf das Fairway legen.

Wohnungen für die Wildbienen

Zum Projektteam gehört auch ein Biologe, der seine Diplom-Arbeit über Wildbienen geschrieben hat. Für die Insekten wird Platz im Hang an Loch 3, der zur Südseite ausgerichtet ist, geschaffen. „Dort werden gewisse Flächen abgetragen, damit die Wildbienen sich in die Erde graben können“, so Wrede.

Geändert hat sich auf jeden Fall die Arbeit des Greenkeepers. Er muss weniger mähen, hat dafür aber Aufgaben wie das Wässern der Blühflächen (die aber auch einmal pro Jahr gemäht werden müssen).

Regelmäßige Information per Newsletter

Auch die Jugend soll demnächst mit eingebunden werden und beispielsweise Nistkästen bauen. Aus den Früchten der Obstbäume auf dem Gelände wird frischer Saft gepresst. Auch Greifvogelstangen sollen errichtet werden.

Wichtig ist Wrede, dass die 750 Mitglieder mitgenommen werden. Deshalb werden sie regelmäßig im Newsletter informiert. Ein eigenes Logo zur Initiative ziert diese regelmäßigen digitalen Anschreiben. Und der Golfclub hat sich beim Deutschen Golfverband um die Teilnahme am Projekt „GolfBiodivers“ beworben. Dann würden die Bemühungen in Eschweiler finanziell unterstützt und wissenschaftlich begleitet.

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