Ein Jahr nach der FlutGedenken, Danken und Feiern in der Gemeinde Blankenheim

Mit einem ökumenischen Gebet unter den schattigen Bäumen an der Lommersdorfer Mühle begann die Flutgedenkfeier der Gemeinde Blankenheim.
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Blankenheim – Das Hochwasser an der Ahr begann nicht erst an der Mittelahr, sondern schon an der Oberahr im Gemeindegebiet von Blankenheim. Auch dort entstanden große Schäden. Darauf wies Bürgermeisterin Jennifer Meuren bei der Gedenkfeier zum Jahrestag hin.
Gedenken an der Lommersdorfer Mühle
Es war heiter, entspannt, mit Live-Musik von den Lommersdorfer Musikanten und „Frau Wollenweber und ihren Männern“ aus Rohr-Lindweiler, Gegrilltem und einem dicht umlagerten Getränkewagen. Das war die eine Seite der stimmungsvollen Veranstaltung zum Jahrestag. Annegret Dreimüller und Guido Hövel hatten ihre Lommersdorfer Mühle auf den Ahrwiesen geöffnet, und mehr als 300 Besucher kamen.
Die andere Seite waren das Gedenken und der Dank. Im Rahmen eines ökumenischen Gebetes, konzelebriert von Pfarrer Christoph Cäsar von der evangelischen Kirchengemeinde Roggendorf und Andrea Felder, Pastoralassistentin in der GdG Blankenheim-Dahlem, hatte zunächst Alexa Mahlberg von der Schreinerei Mahlberg in Ahrhütte von ihren Erlebnissen in der Flutnacht und dem Tag danach berichtet.

Den Ahrverlauf mit Kerzen zum Gedenken an die Opfer gestaltete Nathalie Bonzelet.
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Die Werkstatt wurde damals bis zu 1,70 Meter hoch überflutet und zerstört. Erst seit sechs Wochen kann Guido Mahlberg wieder Kundenaufträge bearbeiten. Immer noch fehlen Maschinen. „Die Wartezeiten sind derzeit lang“, so Mahlberg.Am Tag danach sei es als Allererster Thomas Hansen aus Schloßthal gewesen, der mit seinem Bagger geholfen habe, das Schlimmste wegzuräumen. Hansen ist seitdem praktisch im Auftrag der Gemeinde pausenlos im Einsatz. Mit Helfern räumt er die Gewässer im Gemeindegebiet frei und befestigt die Ufer, wo es nötig ist.
Besonderer Dank an Feuerwehrleute
Hilfe leisten, wo sie nötig war und die „aus Helfern Helden machte“, das gelte vor allem für die 248 Feuerwehrleute der Gemeinde, so Meuren. „Sie haben in der Flutnacht ihr Leben riskiert, um andere Leben zu retten. Das verpflichtet uns zu ewigem Dank“, so Meuren.
Sie erinnerte etwa an dramatische Rettungsaktionen in Ahrdorf, auf dem Campingplatz Stahlhütte unweit der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, oder auch an Evakuierungen in Blankenheimerdorf. In Rohr allerdings kam jede Hilfe für eine Frau zu spät, die im Keller ihres Hauses ertrank.
Meuren zeichnete stellvertretend für alle 248 Aktiven 89 von ihnen mit der Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Einsatzmedaille des Landes NRW aus. „Es kommt in der medialen Berichterstattung über die Flut im Ahrtal oft zu kurz, dass die Katastrophe schon an ihrem Oberlauf begann“, so Meuren.
Landwirte leisteten Hilfe an der Ahr
In ihren Dank schloss sie die Landwirte aus der Gemeinde ein, die mit schwerem Gerät mit anpackten, die vielen Helfer, die aus ganz Deutschland gekommen waren, oder auch die Spender, die schon in der ersten Woche nach der Flut 400.000 Euro auf ein Konto der Gemeinde einzahlten.
Dank der Unterstützung der Ortsvorsteher konnte das Geld schnell an die Bedürftigen überwiesen werden. Das Aufkommen an Sachspenden war zudem so groß, dass ein Teil davon schließlich auf zwei Benefiz-Flohmärkten in Blankenheimerdorf und Reetz verkauft werden mussten.
Meurens Fazit: „Der Zusammenhalt zwischen allen hat die Katastrophe bewältigen geholfen.“ Dazu zählte sie ausdrücklich auch den Gemeinderat, der es mit der Zustimmung zu Ermächtigungen der Verwaltung ermöglicht habe, schnell zu handeln.
Team im Rathaus ist „über sich hinausgewachsen"
Es war Landrat Markus Ramers vorbehalten, auch die Verwaltung in den Dank einzubeziehen: „Das ist ein kleines Team im Rathaus in Blankenheim. Da sind viele Menschen in den Monaten nach der Flut über sich hinausgewachsen und haben nicht auf die Arbeitsstunden geschaut.“ Allerdings: Man dürfe bei aller Freude über die schon geleistete Wiederaufbauarbeit nicht vergessen, „dass es immer noch Menschen gibt, die noch nicht wieder in ihr Haus zurück können.“
Im Anschluss an diesen offiziellen Teil feierten Helfer und Gastgeberin Annegret Dreimüller den Blick nach vorne. Dreimüller, deren Lommersdorfer Mühle teilweise bis zu zwei Meter unter Wasser stand, freut sich über die wiederhergestellte Brücke über die Ahr und zum Radwanderweg. Die Flut hatte die Brücke weggerissen. Jetzt wurden Geländer und Bretter mit viel Eigenleistung, so Dreimüller, erneuert und das Querungsbauwerk neu verankert.
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Unterdessen mussten einige der Gäste leicht spöttische Bemerkungen über sich ergehen lassen: „Da! Gemeinderäte bei der Arbeit!“ Die Politiker hatten sich für diese Veranstaltung zum Theken- und Versorgungsdienst verpflichtet. So entstand etwa eine fraktionsübergreifende Koalition: Ingo Bings (CDU) und Mathias Schoenen (FDP) spielten die Grillmeister. Mit dem nötigen Fachwissen war das kein Problem.
„Ich habe im vergangenen Jahr extra ein Grillseminar absolviert, auch um zuhause besser bestehen zu können“, so Bings. Das Flutgedenken war eben auch ein großes Fest der Gemeindefamilie.