ElektrifizierungBahnnetz in Eifel und Voreifel steht vor massiven Veränderungen

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Bahnstrecken Kreis Euskirchen

Die Bahn plant die Elektrifizierung der Bahnstrecken im Kreis Euskirchen.

Kreis Euskirchen – Vor massiven Veränderungen steht in den nächsten Jahren das Bahnnetz in der Eifel und Voreifel. Denn die Bahnstrecken sollen in den nächsten Jahren in das S-Bahn-Netz des Nahverkehrs Rheinland (NVR) integriert werden. Auch ist die Elektrifizierung der Eifeler Bahnstrecken nun in greifbare Nähe gerückt.

In einer Wanderausstellung, die jetzt im Kreishaus in Euskirchen eröffnet wurde, präsentiert der NVR, wie der Ausbau des S-Bahnnetzes im Großraum Köln realisiert werden soll.

Dass die Pläne, die Eifelstrecke zu elektrifizieren, kein Novum darstellen, machte Bernd Kolvenbach deutlich, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland. „Ich bin 1979 in den Kreistag gekommen“, erinnerte er. Schon im folgenden jahr habe es dann einen Tagesordnungspunkt gegeben, bei dem in einer Resolution die Elektrifizierung der Strecke gefordert worden sei.

Region stößt an ihre Grenzen

Die Region wachse und stoße an Grenzen. Nur mit dem Ausbau der S-Bahn sei es möglich, die notwendigen Kapazitäten im ÖPNV zu schaffen, einer der wichtigsten Pfeiler für eine gelungene Verkehrswende.

Doch das Nadelöhr stelle Köln dar. „Wenn es mit diesem Knotenpunkt nicht weitergeht, ist Stillstand angesagt“, warnte Kolvenbach. Deshalb solle das S-Bahn-Netz in der Region im Zuge eines Gesamtkonzeptes ausgebaut werden.

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Eröffneten die Ausstellung im Kreishaus (v.l.n.r.): Norbert Reinkober, Markus Ramers, Manfred Gutfrucht und Bernd Kolvenbach. 

„Es geht voran, das ist positiv“, sagte Landrat Markus Ramers. Er hoffe, dass die Menschen sich so für die Bahn begeistern ließen. Es sei eine Chance für die Menschen im Kreis.

Er sei an diesem Montagmorgen mit dem Auto nach Mechernich gefahren und von dort aus mit der Bahn an seinen Arbeitsplatz im Kreishaus. „Ich war beeindruckt, wie viele Menschen den Park-and-Ride-Parkplatz nutzen, um auf die Bahn zurückgreifen zu können“, sagte Ramers. Er habe sich das vor einigen Monaten noch nicht vorstellen können. Nun sollten auch die Signale für die Weiterfahrt nach Kall bald auf Grün stehen.

Zehn S-Bahn-Linien sollen durch die Region fahren

Im Endeffekt sollen statt der fünf S-Bahnlinien, die es im Augenblick gibt, zehn durch die Region rollen, erläuterte Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des NVR. Dafür sei geplant, die Regionalbahnen in der Eifel in das S-Bahnsystem zu integrieren. Die Voreifelbahn zwischen Euskirchen und Bonn und die Erfttalbahn nach Bad Münstereifel sollen zweigleisig ausgebaut werden.

Deutlich öfter sollen die Züge fahren und auch die Geschwindigkeiten sollen gesteigert werden. „Die Streckenlänge im S-Bahnnetz wird sich verdoppeln“, so Reinkober. So soll sich zum Beispiel der Linienverlauf der S 15 demnächst von Kall über Köln bis Marienheide im Bergischen Land ziehen.

400 Millionen Euro hat das Land für die Elektrifizierung bereitgestellt

Deutlich schneller als bisher angedacht, sollen die Eifelstrecke von Köln bis zur Landesgrenze, die Erfttal- und die Voreifelbahn elektrisch ausgebaut werden, so dass die alten Dieselloks der Vergangenheit angehören. 400 Millionen Euro hat das Land für die Elektrifizierung der rund 127 Gleiskilometer bereitgestellt. Außerdem ist über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz eine Förderung von 90 Prozent vonseiten des Bundes möglich, so Reinkober. Dadurch, dass die Baumaßnahmen im Zuge des beschleunigten Verfahrens durchgeführt werden können, rückt die Realisierung des alten Plans um einiges näher.

Bereits 2026 statt – wie bisher geplant – nach 2030 soll die elektrifizierte Eifelstrecke Realität sein, kündigte Manfred Gutfrucht, Leiter des Portfolio Köln bei der DB Netz AG, an. Angedacht sei sogar, die S-Bahnlinie elektrisch bis Trier weiterzuführen, ließ Reinkober durchblicken. Die Gespräche mit den zuständigen Stellen in Rheinland-Pfalz über eine grenzüberschreitende Elektrifizierung würden gut verlaufen.

Die Verwendung von Wasserstofffahrzeugen sei dagegen für das Kölner S-Bahnnetz keine Option, betonte er. Ganz anders dagegen im Dürener Netz. Dort würden solche Fahrzeuge Verwendung finden. „Wir brauchen aber einen regionalen Fahrzeugpool“, erklärte er. Damit sollten etwaige Fahrzeugausfälle schnell ausgeglichen werden können. Elektrische Züge hätten außerdem Vorteile bei der Beschleunigung. „Wasserstoff ist gut, aber nicht für dieses Netz“, sagte er.

Flutschäden sollen schnell beseitigt werden

Mit Hochdruck wird an den Strecken in der Eifel an der Beseitigung der Flutschäden gearbeitet. Nachdem nun bereits Mechernich wieder per Bahn erreichbar ist, soll bereits ab 1. Mai wieder die S-Bahn zwischen Euskirchen und Rheinbach rollen, und Ende Juni Kall wieder angefahren werden können, kündigte Gutfrucht an.

„Die Firmen haben auch nachts gearbeitet“, sagte Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Er sei froh, dass die Nachbarn das mitgemacht hätten. Es habe sich positiv ausgewirkt, dass das Gelände des Sägewerkes für die Baumaterialien genutzt worden sei. „Wir werden das Sägewerk auch für die Arbeiten zur Elektrifizierung zur Verfügung stellen“, kündigte er an. Hier solle in Zukunft ein Rangierbahnhof entstehen. „Die Wartung und Reinigung kann dann auch in Kall erfolgen“, so Esser.

Schlimmer sieht es dagegen bei der Strecke zwischen Kall und Nettersheim aus: Hier sei nicht vor Ende 2023 damit zu rechnen, dass der Verkehr wieder aufgenommen werden könne, sagte Gutfrucht.

Im Zuge der Beseitigung der Flutschäden solle in dem Bereich auch die Infrastruktur ausgebaut und im Hinblick auf weitere Hochwasserereignisse verbessert werden. So sollten Brücken mit größeren Durchlässen versehen werden, um Stauungen zu verhindern, so Gutfrucht.

Diese Ausbaumaßnahmen sind geplant

Über die Elektrifizierung hinaus soll eine Vielzahl von einzelnen Ausbaumaßnahmen erfolgen, die den Verkehr in dem zukünftigen S-Bahnnetz verbessern. So werden die Bahnhöfe Kall, Scheven, Satzvey und Großbüllesheim barrierefrei ausgebaut.

Darüber hinaus ist der zweispurige Ausbau der SB 23 von Euskirchen bis Rheinbach sowie der Erfttalbahn bis Bad Münstereifel geplant. Diese Linie soll im Endausbau über den Hauptbahnhof Bonn bis Bonn-Mehlem verlängert werden. Auf diesem Teilstück müsse allerdings ein vierspuriger Ausbau erfolgen, der S-Bahnverkehr und Bahnverkehr trenne, erläuterte Gutfrucht.

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Da diese Ausbaumaßnahmen nicht im Zuge des beschleunigten Verfahrens durchgeführt werden können, solle zuallererst die Elektrifizierung der Strecke in Angriff genommen werden, sagte er weiter. Außerdem sollte die Öffentlichkeit so früh wie möglich in die Planungen einbezogen werden. Und nicht, wie früher üblich, erst im Planfeststellungsverfahren, kündigte Reinkober an. Sonst könnten Klageverfahren die anstehenden Baumaßnahmen über Jahre hinweg aufhalten. Auf der Erfttalstrecke hätten die Planer bereits viele Hinweise von Anliegern oder Landwirten erhalten, wie der Umweltschutz beim Ausbau besser gewährleistet werden könne.

Die Wanderausstellung, die in Texten, Grafiken und Videos über den Ausbau des Kölner S-Bahnnetzes informiert, ist noch bis zum 29. April kostenlos im Erdgeschoss des Kreishaus in Euskirchen zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr.

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