Nicole Kinzig ist neue Beauftragte für den Mädchen- und Frauenfußball im Fußballkreis Euskirchen. Aktiv ist sie noch beim SC Wißkirchen.
Fußballkreis EuskirchenNicole Kinzig: „Der Frauenfußball muss sichtbarer werden“

Der erste offizielle Auftritt von Nicole Kinzig als Frauenfußballbeauftragte war das Kreispokalfinale in Füssenich, das der VfL Kommern gegen die SG Erfthöhen gewann.
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Die kürzlich beendete Europameisterschaft hat dem Frauenfußball in Deutschland erneut große Aufmerksamkeit beschert: Millionen verfolgten die Spiele in den Stadien in der Schweiz und vor dem Fernseher. Die Zuschauerzahlen übertrafen sogar die der vorherigen Endrunde. Besonders bemerkenswert ist, dass auch ohne Finaleinzug der DFB-Elf das Interesse in Deutschland konstant hoch blieb. Doch wird sich diese Euphorie auch nachhaltig auf den Frauenfußball im Land auswirken? Wird die Zahl der Mädchen- und Frauenmannschaften steigen?
Für Nicole Kinzig ist es das vorrangige Ziel, Sichtbarkeit für Mädchen- und Frauenfußball zu schaffen. Seit März als Mädchenfußballbeauftragte im Amt, ist sie seit Mai auch offiziell für den Frauenbereich im Fußballkreis Euskirchen zuständig. Vier Jahre beträgt die Amtszeit. Ihre Wahl erfolgte beim Kreistag in Kommern, wo sie als einzige Kandidatin vorgeschlagen und gewählt wurde. Die 39-Jährige folgt auf Isabelle Strunk, die das Amt aus zeitlichen Gründen abgegeben hat, Kinzig jedoch in der Anfangsphase weiterhin unterstützt.
Mit ihrer Tochter Adriana spielt Nicole Kinzig noch beim SC Wißkirchen
Die dreifache Mutter ist tief im Fußball verwurzelt: Bereits mit sechs Jahren begann sie, animiert durch ihren Vater, mit dem Kicken. Aktuell spielt Kinzig mit ihrer Tochter Adriana beim SC Wißkirchen in der Bezirksliga und bringt damit eine besondere Perspektive in ihr neues Ehrenamt ein: Als aktive „Spielerbetreuerin“ kennt sie die Herausforderungen auf und neben dem Platz aus erster Hand, und sie erhofft sich, praxisnahe Impulse setzen zu können. Zudem bringt sie langjährige Erfahrung als Jugendtrainerin mit, unter anderem betreute sie beim TuS Ülpenich mehrere Jahre die E- und D-Jugend, in der sie auch ihre eigenen Kinder trainierte.
Als Frauen- und Mädchenfußballbeauftragte ist Kinzig organisatorisch stark eingebunden: Sie koordiniert Spielverlegungen, meldet Ergebnisse, richtet den Frauenpokal auf Kreisebene aus und ist an der Staffelplanung beteiligt. „Man muss jeden Tag in E-Mails, Verbandsmeldungen und die Online-Plattformen des Fußballkreises schauen“, erläutert sie.
Die Frauen-Mannschaftsdichte im Fußballkreis Euskirchen ist gering
Eine besondere Herausforderung sieht sie in der geringen Mannschaftsdichte im Kreis: Nur drei Teams aus dem Fußballkreis, der VfL Kommern II, die SG Hellenthal und der SV Mutscheid, haben für die Frauen-Kreisliga gemeldet. Diese geringe Anzahl erschwert die Organisation eines regulären Spielbetriebs und erfordert kreative Lösungen auf Kreisebene, etwa durch Spielgemeinschaften, alternative Turnierformate oder Kooperationen mit benachbarten Fußballkreisen. Eine enge Abstimmung mit diesen Nachbarkreisen ist dabei unerlässlich.
Sichtbarkeit schaffen und neue Ideen einbringen – das sind die Ziele, die sich die ehemalige Landesligaspielerin des Euskirchener TSC und des 1.FSV Brühl für ihre Amtszeit vorgenommen hat. Besonders außerhalb des offiziellen Spielbetriebs möchte sie Anreize schaffen, um mehr Mädchen für den Fußball zu begeistern. „Ich habe immer gesagt: Wenn ich mal nicht mehr spiele – wobei ich ja noch spiele“, sagt Kinzig und lacht, „dann möchte ich etwas für den Damen- und Mädchenbereich tun. Damit der Frauenfußball weiterhin lebt.“
Nicole Kinzig schlägt neue Turnierformate für Mädchen vor
Die Nachwuchsförderung liegt ihr besonders am Herzen. So arbeitet sie über den Kreis hinaus mit Schulen zusammen, um Mädchen für den Fußball zu begeistern. „Früher gab es kaum genug Plätze in den Mädchenmannschaften, heute ist das anders“, sagt sie. Um dem entgegenzuwirken, schlägt sie neue Turnierformate vor, bei denen Teams seltener, aber gezielter zusammenkommen, etwa einmal im Monat an einem zentralen Ort, um weite Fahrtstrecken am Wochenende zu vermeiden.
Nicole Kinzig wünscht sich mehr Unterstützung für den Frauen- und Mädchenfußball, sowohl finanziell als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch sie weiß, dass der Verband alleine dies nicht leisten kann. Vor allem die Vereine müssten sich stärker auf den Mädchen- und Frauenbereich ausrichten und aktiver für ihre Teams werben. „Es wäre schön, wenn mehr gefördert würde. Aber die Vereine müssen auch selbst etwas tun, gerade was Werbung und Sichtbarkeit angeht. Beispielsweise so wie im Vorfeld zum Kreispokal-Endspiel“, sagt Kinzig. Positiv hebt sie den VfL Kommern hervor, der in dem Bereich seit Jahren aktiv ist und im Juni des vergangenen Jahres in Kommern den „Tag des Mädchenfußballs“ ausgerichtet hat, an dem etwa 130 Mädchen – viele davon ohne vorherige Fußballerfahrung – teilnahmen. Ziel war es, Mädchen aus dem Schulbereich für den Vereinsfußball zu begeistern.
Auch den direkten Austausch mit Trainerinnen und Trainern will Kinzig angehen. Sie plant, die Fußballplätze im Kreis zu besuchen, um nicht nur mit den Übungsleitern, sondern auch mit den Spielerinnen ins Gespräch zu kommen, um die Bedürfnisse vor Ort besser zu verstehen. „Ich hoffe, dass ich etwas bewirken kann, gerade weil ich selbst aktiv spiele. Ich glaube, dass man dann anders wahrgenommen wird“, sagt die Fußballbeauftragte.
Bezirksliga: Ohne Erfthöhen und ohne ein Fußballkreis-Derby
Am 5. Juli endete die offizielle Frist für die Mannschaftsmeldungen auf Kreis- und Verbandsebene. In diesem Rahmen wurden auch die Staffeleinteilungen für die neue Saison vorgenommen. Der VfL Kommern, frisch aufgestiegen in die Bezirksliga, wurde dabei der Staffel 3, die überwiegend Vereine aus den Kreisen Aachen, Heinsberg und Düren umfasst, zugeordnet, und nicht der Staffel 2, in der Wißkirchen spielt.
Kommerns Trainer Sascha Wagner zeigt sich wenig überrascht, schließlich spielte der TuS Zülpich in der vergangenen Saison ebenfalls in dieser Staffel. Weite Fahrtstrecken seien im Frauenfußball zwar nicht neu, aber dass man Strecken von 70 bis 100 Kilometern auf sich nehmen müsse, sei „unschön“, kritisiert Wagner. „Die Frage ist, warum es immer unseren Kreis trifft?“ Ob sich an dieser Praxis etwas ändert, ist aus seiner Sicht fraglich.
Die Frage ist, warum es immer unseren Kreis trifft?
Während der VfL Kommern sich auf eine herausfordernde Bezirksliga-Saison vorbereitet, kämpft die SG Erfthöhen mit anderen Problemen: Der langjährige Bezirksligist wird in der Saison 2025/26 erstmals seit der Gründung des Teams im Jahr 2004 keine Frauenmannschaft melden.
Die SG, die über viele Jahre als feste Größe im Verband galt, erreichte ihren sportlichen Höhepunkt in der Saison 2011/12 mit dem Aufstieg in die Landesliga, der höchsten Spielklasse in der Vereinsgeschichte. Doch inzwischen fehlt es an Spielerinnen, Nachwuchs und Kontinuität im Trainerteam. Viele Aktive studieren oder arbeiten im Großraum Köln/Bonn, was die zeitliche Koordination von Training und Spielbetrieb erheblich erschwert. Hinzu kommt, dass nach dem Rückzug von Trainer Markus Lingscheid kein Nachfolger gefunden werden konnte.
Doch Siegfried Nießen, Vorsitzender der SG Erfthöhen, will nicht aufgeben: „Bei den Herren ist es uns gelungen. Bei den Frauen werden wir weiterhin die Kontakte aufrechterhalten, um zukünftig wieder ein Team ins Rennen zu schicken.“