MotocrossMSC Euskirchen-Euenheim feiert 70-jähriges Bestehen – Renntag am 1. Mai

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Die Verantwortlichen des MSC Euskirchen-Euenheim posieren vor einem Plakat, das auf das 70-jährige Bestehen hinweist.

Vier, die alles für ihren Verein tun: Peter Schneider (v.l.), Vorsitzender Mathias Bolde, dessen langjähriger Vorgänger Hermann-Josef Deutschbein und Stefan Bolde.

Zum runden Geburtstag des MSC Euskirchen-Euenheim gibt es auf der Strecke am Billiger Wald Läufe der Landesmeisterschaft im MX-Cup.

70 Jahre besteht der Motorsport-Club Euskirchen-Euenheim. Der runde Geburtstag wird am 1. Mai auf der Rennstrecke am Billiger Wald mit der Austragung der Wertungsläufe zur Landesmeisterschaft um den MX-Cup gefeiert.

Zwei Dinge bleiben auch im Jubiläumsjahr wie seit Jahrzehnten: das Clubhaus ein Provisorium und Hermann-Josef Deutschbein, letztes noch lebendes Gründungsmitglied und Seele des Vereins. „Der Dom wird ja auch nie fertig“, sagt Deutschbein, 88 Jahre alt, und blickt auf die blaue „Almhütte Billiger Wald“, wie es auf einem Schildchen an der Front zu lesen ist.

Das Vereinslokal auf einer Wiese wirkt wie ein komfortables Gartenhäuschen, wäre da nicht an der Seite das große Transparent: „70 Jahre Motorsport-Club Eusk.-Euenheim e.V. 1954-2024“. Und ginge es hinter dem Häuschen nicht auf den „Nürburgring der Nordeifel“, die „Stadion-Rennstrecke“ des MSC auf von der Stadt Euskirchen gepachteten Hangwiesen vor dem Billiger Wald.

Im November 1954 wurde der MSC Euskirchen-Euenheim gegründet

Der Vertrag stamme von 1988, so Hermann-Josef Deutschbein, der mit 19 Jahren im November 1954 ein Gründungsmitglied des Vereins war. Seit 2019 und nach 30 Jahren als Vorsitzender ist er offiziell nur noch einfaches Mitglied. Tatsächlich ist der Senior aber die Seele des MSC Euskirchen-Euenheim und dessen lebendes Vereinsarchiv. Ein großer Fahrer war er allerdings nie: „Ich bin immer angekommen“, fasst er seine eher bescheidenen Ambitionen zusammen.

Im kleinen Blockhaus ist es kuschelig, als er, der aktuelle Vorsitzende Mathias Bolde, dessen Stellvertreter und Sohn Stefan, der Sportliche Leiter Marc Euskirchen und einer der in der Szene bekannten Gespannwagenfahrer, Peter Schneider, Sozius von Walter Netterscheid, mit dem er 1984 Vizeweltmeister wurde und sechs deutsche Meistertitel gewann, von dem erzählen, was jetzt ansteht: Am 1. Mai wird es auch zum runden Geburtstag wieder das Jahresrennen geben, wie es seit 1989 üblich ist. Und wie immer haben die 25 MSC-Mitglieder das ganze Jahr über die 1100-Meter-Rundstrecke auf das Event hin gepflegt.

MSC Euskirchen-Euenheim rechnet mit 1500 Besuchern am 1. Mai

Starter wird es in den 65- und 85 Kubikzentimeter-Klassen geben, in der MX2-Klasse, der zusammengefassten Damen-/Senioren-/Veteranenklasse und natürlich in der immer beliebten Seitenwagenklasse. „Da sind wir mit mehr als 30 Anmeldungen jetzt schon ausgebucht“, freut sich Marc Euskirchen. Insgesamt werden über 150 Fahrer und Fahrerinnen erwartet, die mit ihren Familien und Fans aus ganz NRW und Rheinland-Pfalz an den Rand des Billiger Walds zum MSC-Gelände anreisen werden. „Wir rechnen mit rund 1500 Besuchern“, so Mathias Bolde.

Angelique Frank und Marc Euskirchen mit ihren Verdienstpokalen.

Wurden geehrt: Angelique Frank und Marc Euskirchen.

Das ist wenig im Vergleich zu den 1970er- und 1980er-Jahren, als der Verein seine große Zeit hatte. Die Rennstrecke lag oberhalb der jetzigen im Billiger Wald auf dem Areal des Panzerübungsgeländes der belgischen Streitkräfte. Hermann-Josef Deutschbein hatte aus seiner Bundeswehrzeit in der Sanitätsstaffel beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 Boelcke in Nörvenich noch gute Kontakte. Die Kumpels aus dem Sanitäts- und Rettungsdienst machten die Hilfsdienstaufsicht bei den MSC-Rennen, zu denen „6000 bis 8000 Zuschauer“ kamen, so Deutschbein.

Deutschbein war Kommentator bei fast 800 Motorsportrennen

Er war nicht nur daheim, sondern bei „an die 800“ nationalen und internationalen Motorsportrennen als Kommentator in der Sprecherkabine. Er kannte die großen Namen und erinnert sich noch an die allermeisten. Seit einigen Jahren hat er diese Rolle altersbedingt abgegeben. Beim MX-Cup-Renntag am 1. Mai auf der „Stadion-Rennstrecke“ am Billiger Wald wird wie bei allen Wertungsrennen der Serie die Rennleitung vom veranstaltenden ADAC-Gau Nordrhein gestellt.

Der Abzug der belgischen Streitkräfte aus der Euskirchener Kaserne 1983 war für den MSC Euskirchen-Euenheim eine Zäsur. Das Renngelände war weg, der Billiger Wald wurde zum öffentlich zugänglichen Naherholungsgebiet. Gleich ein „halbes Dutzend verschiedener Bürgerinitiativen“, so Deutschbein, habe die Fortführung des Rennbetriebs verhindert.

Euskirchener Stadtrat wurde mit dem Bus zum Billiger Wald gefahren

Für die Motocross-Freunde begann eine jahrelange Durststrecke. Auch auf Initiative des MSC-Urgesteins wurde schließlich 1988 eine neue Lösung gefunden. Man habe damals den Stadtrat im Bus zum heutigen Vereinsgelände gekarrt, so Deutschbein. Am Ende verpachtete die Stadt ihre Äcker an den Verein. Und der Nachbar unterhalb verkaufte eine Wiese für den Bau der „Almhütte Billiger Wald“. 1989 wurde das erste Rennen auf der „Stadion-Rennstrecke“ ausgetragen.

„Man muss eben positiv bekloppt sein, um das alles mitzumachen“, erzählt Hermann-Josef Deutschbein und grinst. Heute ist der Verein mit 25 Mitgliedern eher klein, dennoch entwickeln sich hier immer wieder neue Talente, aktuell der junge Luke Cremer, der in der 65-Kubikzentimeter-Klasse am 1. Mai an den Start gehen wird.

Und weil runder Geburtstag ist, hat sich der Vorstand gleich mal fürs Foto etwas Besonderes überlegt. Es gibt Wanderpokale für „besondere Verdienste um den Motorsport-Club Euskirchen-Euenheim 1954 e.V.“ Der Sportliche Leiter, Marc Euskirchen, und die Schriftführerin und Social-Media-Beauftragte, Angelique Frank, wirkten bei der Verleihung freudig überrascht.

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