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Buddhistisches RitualEnergieautarkes Haus in Euskirchen eingeweiht

Lesezeit 3 Minuten
Der buddhistische Mönch Tulku Rigdzin Pema Rinpoche, Andreas Kretschmar und Rolf A. Kluenter beim Rundgang durch den Neubau.

Der buddhistische Mönch Tulku Rigdzin Pema Rinpoche (r.) verteilte Reis, um positive Energie in das Haus zu bringen. Andreas Kretschmar (v.l.) und Rolf A. Kluenter begleiteten ihn auf seinem Rundgang.

Das energieautarke Mietshaus der Eugebau in Euskirchen ist bezugsfertig. Bei der Einweihungsfeier stand ein buddhistischer Mönch im Mittelpunkt. 

Vieles an diesem Gebäude ist ungewöhnlich. Dies galt auch für die Einweihung des Mehrfamilienhauses Erftbleiche 17a in Euskirchen, was schon am Titel der Veranstaltung abzulesen war: Die Euskirchener Baugesellschaft Eugebau hatte zum „Einläuten der Bezugsfertigkeit“ geladen. Eine besondere Rolle spielte Tulku Rigdzin Pema Rinpoche, den Eugebau-Geschäftsführer Oliver Knuth als Ehrengast begrüßte.

Das von dem Architekten Adam Fray geplante Mietshaus ist energieautark. Fotovoltaik-Module befinden sich nicht nur auf dem Dach und den Carports, sondern auch in der Fassade, in Zaun- und in Gehwegplatten. Auf dem Dach ist zudem eine Windturbine installiert. Hinzu kommen Solar- und Geothermie, ein Aufzug, der durch Rekuperation Strom produziert, und eine Wasserstofftechnikanlage.    

Das Haus in Euskirchen dient der Eugebau als Prototyp für weitere Vorhaben

Das Haus sei ein Kraftwerk und werde „wahrscheinlich mehr Energie erzeugen, als die Bewohner benötigen“, sagte Knuth. Dem Unternehmen dient es als Prototyp, der bei den zukünftigen Bauvorhaben der Eugebau Anwendung finden soll.   

„Wir leben in einer Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs. Das Alte, vielleicht noch vor einem Jahr Bewährte, wird augenblicklich zerbrochen. Deshalb haben wir auch dieses Haus gebaut“, erklärte Knuth und sprach von einem revolutionären Ansatz. Wichtiger als Innovationen seien in Deutschland jedoch Bürokratie, Regulatorik und Ordnungsrecht. Sie seien die Widersacher der Baubranche, „bringen Unordnung und Wohlstandsverluste und hemmen den Fortschritt“.  

Das Unternehmen bezeichnet das Konzept als revolutionär 

Das Revolutionäre umschrieb Knuths Mitarbeiter Rolf A. Kluenter so: „Ohne in der Ästhetik Abstriche zu machen, folgt die Architektur dieses Hauses der Energetik – und nicht umgekehrt.“ Die Energetik sei die Seele des Vorhabens, um die Architekt Fray den Baukörper gelegt habe. Dieses Konzept spiegele den aktuellen Umbruch in der Energieökonomie wider.

In das Haus mit elf Wohnungen, 58 bis 62 Quadratmeter groß, von denen neun öffentlich gefördert wurden, hat die Eugebau rund 4 Millionen Euro investiert. Unter dem Strich werden ihre Ausgaben allerdings geringer sein, „weil wir für eine Reihe von Einzelmaßnahmen Zuschüsse beantragt haben, deren endgültige Höhe allerdings noch nicht feststeht“, erklärte Knuth.  

Reiskörner, die der Mönch verteilte, sollen positive Energie bringen

Der aus Osttibet stammende Mönch und Meditationsmeister Tulku Rigdzin Pema Rinpoche übermittelte den Bewohnerinnen und Bewohnern, die zum 1. November einziehen werden, mit einem buddhistischen Ritual seine guten Wünsche. Er sprach Verse, die auch auf einer im Hausflur angebrachten Tafel stehen, bevor er Reiskörner in jedem einzelnen Raum verteilte, um positive Energie in das Gebäude zu bringen.   

Der Text auf der Tafel lautet: „Möge eine glückverheißende Geisteshaltung präsent sein, die die heilsamen Erwartungen der Lebewesen erfüllt, frei von Mühe und Anstrengung, gleich dem Wünsche-erfüllenden-Juwel“.

Der Euskirchener Bürgermeister grüßte per Videobotschaft

Der Mönch beantwortete außerdem Fragen aus dem Publikum zum Buddhismus. Die Übersetzung übernahm jeweils der Tibetologe Andreas Kretschmar, der vorher in einem Vortrag erläutert hatte, wie vor 100 Jahren in Osttibet Häuser gebaut wurden. 

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Eugebau, Bürgermeister Sacha Reichelt, konnte nicht an der Feier teilnehmen, weil er in Euskirchens britischer Partnerstadt Basingstoke and Deane weilte. Er grüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Videobotschaft und nannte das energieautarke Haus „etwas ganz Besonderes“. 

Rolf A. Kluenter schließlich oblag es, die Verbindung von Architektur, Meditation und Kunst herzustellen. Er hatte eine eintägige Ausstellung mit Originalwerken zum Teil weltberühmter Künstlerinnen und Künstler zusammengestellt, die in den beiden Wohnungen im obersten Geschoss zu sehen waren. Darunter befanden sich unter anderem Arbeiten von Gerhard Richter, Joseph Beuys, Rosemarie Trockel, Günther Uecker, Max Pechstein und Felix Droese. Kluenter, selbst Künstler, war mit zwei Werken vertreten, darunter einem Faltbuch, das sich im Treppenhaus über alle Etagen erstreckte. 

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