Besucher und Händler befragtDie Stadt Euskirchen will den Wochenmarkt attraktiver machen

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Beate Peters steht hinter ihrem Verkaufsstand mit Obst und Gemüse, sie hält eine Lage Eier in den Händen.

Die Stadt Euskirchen will den Wochenmarkt – hier Beate Peters von Mahlbergs Biogarten – attraktiver machen.

Seit Jahren fordert die Politik Verbesserungen für den Markt auf dem Annaturmplatz. Jetzt unternimmt die Stadt Euskirchen einen neuen Anlauf.

Im Südstadtzug rührte zuletzt eine Fußgruppe die Werbetrommel für den Euskirchener Wochenmarkt. Er dürfe nicht verschwinden und brauche deshalb Unterstützung, lautete der Appell der Karnevalisten. Sie griffen damit ein Thema auf, das im Rathaus seit Jahren immer wieder aufs Tapet kommt. 

Schon 2016 hatte die Stadtverwaltung berichtet, dass die Zahl der Marktbeschicker sinke. Einige Zeit später entstand die Idee, die Stadt solle die Organisation einer privaten Organisation übergeben, der Deutschen Marktgilde. Realisiert wurde sie nicht, wie auch das anschließend diskutierte Vorhaben der Händlerinnen und Händler, einen Verein zu gründen, um damit selbst die Regie zu übernehmen.    

Der Euskirchener Rat diskutierte schon oft über den Wochenmarkt

Immer wieder debattierten die Fraktionen in den Ratsgremien über Wege, den Markt attraktiver zu machen. Die Bandbreite reichte von dem Vorschlag, die Standgebühren zu senken, bis zu der Überlegung, eine Art Biergarten einzurichten, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.   

Kürzlich befasste sich der Haupt- und Finanzausschuss mit dem Markt, der samstags auf dem Annaturmplatz stattfindet. Ein Jahr zuvor hatte die FDP beantragt, Maßnahmen zu ergreifen, um die Anziehungskraft des Wochenmarktes zu erhöhen. Dies sei nicht gelungen, sagte jetzt der Fraktionsvorsitzende Manfred van Bahlen. Er sprach von einer gewissen Unzufriedenheit bei Kunden und Anbietern gleichermaßen.   

Die Stadtverwaltung Euskirchen bewertet die Zahl der Händler positiv

Fachbereichsleiter Jan-Christoph Neitscher hatte in einem Bericht betont, dass die Stadtverwaltung die Attraktivierung des Samstagsmarktes, den sie im Internet bewirbt, als Daueraufgabe ansehe. Die Zahl der Beschicker und Beschickerinnen sei trotz schwieriger Rahmenbedingungen „durchaus konstant und positiv zu bewerten“, erklärte Neitscher. Seit 2021 sei sie lediglich von 20 auf 19 gesunken.       

Im Vordergrund sind Blumen zu sehen, dahinter ein Verkaufsstand, an dem eine Kundin und ein Kunde stehen.

Hauptsächlich Pflanzen und Lebensmittel werden auf dem Annaturmplatz angeboten. Hinzu kommen Nutztiere wie Hühner und Kaninchen.

Der Fachbereichsleiter bekräftigte auch, dass er von einer Verlegung des Marktes, die vor geraumer Zeit ebenfalls ins Kalkül gezogen worden war, nichts hält. Die Verwaltung habe geprüft, ob der Klosterplatz als Standort in Betracht komme. Dies sei bei der derzeitigen Zahl an Verkaufsständen nicht möglich, so Neitscher, weil dann auf dem Klosterplatz die vorgeschriebenen Rettungswege nicht frei gehalten werden könnten.

Die Stadt Euskirchen will an den Ortseingängen Werbeschilder aufstellen

Der Annaturmplatz habe auf der anderen Seite den Vorteil, dass in der Nähe kostenlose Parkplätze für die Kundschaft verfügbar seien. Für einige Anbieter sei dies „von fundamentaler Bedeutung“. Wie Neitscher weiter erklärte, ist die Verwaltung dabei, witterungsbeständige Werbeschilder aus Metall zu beschaffen, die sie an den viel befahrenen Ortseingängen aufstellen will: an Kommerner, Münstereifeler, Kessenicher und Kölner Straße. Damit würde sie in die Tat umsetzen, was sie bereits im Juni 2021 angekündigt hatte.

Uwe Walter in seinen Verkaufswagen.

Uwe Walter vom gleichnamigen Geflügelhof in Sistig ist seit zwei Jahren auf dem Euskirchener Wochenmarkt vertreten.

Der Fachbereichsleiter sagte dem Ausschuss zu, im engen Austausch mit den Markthändlern zu bleiben „und durch gezielte Akquise weiterhin daran zu arbeiten, Verkaufsstände für den Wochenmarkt zu gewinnen, nicht zuletzt, da die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu beobachten ist, dass in einigen familiengeführten Unternehmen die Bereitschaft des Nachwuchses fehlt, einen Marktstand zu übernehmen“. 

Mehr als 200 Besucherinnen und Besucher füllten einen Fragebogen aus

Was Besucher und Beschicker sich von dem Wochenmarkt wünschen, soll auch mithilfe einer Umfrage deutlich werden, die die Stadtverwaltung am vergangenen Samstag auf dem Markt veranstaltete. 206 Besucherinnen und Besucher füllten einen entsprechenden Fragebogen aus, wie die Verwaltung auf Anfrage berichtete.

Die Resonanz zeuge von einem großen Interesse, zumal das Wetter am Tag der Erhebung teilweise schlecht gewesen sei.  Die Antworten würden nun ausgewertet, um „die Anregungen zu prüfen und gegebenenfalls in die weitere Konzeption einfließen zu lassen“. 

André Pelgrim auf dem Wochenmarkt, im Hintergrund eines seiner Verkaufsregale.

Blumenhändler André Pelgrim kennt auch andere Märkte mit rückläufigen Beschicker- und Kundenzahlen.

Unbestritten ist, dass eine Wechselwirkung zwischen der Zahl der Anbieter und der Zahl der Kunden besteht. Schon vor Jahren hatte ein Händler im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, dass die Reduzierung des Angebots zu einem Kundenrückgang führe. Dies wiederum habe zur Folge, dass es für die verbliebenen Beschicker noch schwieriger werde, ihren Stand wirtschaftlich zu betreiben.

„Viele Menschen finden den Markt toll“, sagt Beate Peters von Mahlbergs Biogarten

Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, neue Händlerinnen und Händler zu finden, sagt Beate Peters vom Füssenicher Betrieb Mahlbergs Biogarten. „Denn es gibt viele Menschen, die den Markt toll finden.“ Auch Peters wünscht sich mehr Werbung, nicht nur an den Einfallstraßen: „Man könnte doch samstags auch auf dem Alten Markt eine Tafel aufstellen, die auf den Wochenmarkt hinweist – für die Leute, die ohnehin in der Innenstadt sind. Wer frische Ware kaufen will, kann sich dann den Weg zum Discounter sparen, wenn er zu uns kommt.“ 

André Pelgrim vom niederländischen Pflanzenanbieter A.P.I. Bloemen, der seit Jahrzehnten nach Euskirchen kommt, hat auf Anhieb keine Idee, mit der wieder mehr Kundschaft auf den Annaturmplatz gelockt werden könnte: „Ich glaube, der Rückgang bei Kunden und Händlern ist eine allgemeine Entwicklung.“ Dies sei die Erfahrung, die A.P.I. auch auf anderen Märkten in Westdeutschland mache.  

So sieht es auch Uwe Walter vom gleichnamigen Geflügelhof in Sistig, der seit zwei Jahren in Euskirchen verkauft. Gleichzeitig weist er auf die Vorzüge des Euskirchener Wochenmarktes hin: „Die Kunden haben gute Parkmöglichkeiten. Und die Ware, die sie hier frisch und von Händlern aus der direkten Umgebung kaufen können, ist nicht teurer als im Supermarkt.“         

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