Fund aus PalmersheimStadtmuseum Euskirchen freut sich über uralte Münzen

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Rolf Müller-Blagovich und Sacha Reichelt stehen im Stadtmuseum Euskirchen. Reichelt zeigt eine der Münzen, die Müller der Stadt geschenkt hat.

Rolf Müller-Blagovich aus Essen, gebürtiger Euskirchener, hier mit Bürgermeister Sacha Reichelt (r.), überlässt dem Stadtmuseum zwei Silbermünzen aus der Zeit um 1420, die mutmaßlich auf dem Friedhof Palmersheim entdeckt wurden.

Rolf Müller-Blagovich, alter Euskirchener, hat dem Museum zwei Weißpfennige geschenkt. Die Schenkung illustriert seine Heimatverbundenheit. 

Erstaunlich, was Rolf Müller-Blagovich aus dem Stegreif über Euskirchen zu erzählen weiß. Egal, ob es um Walram VIII. von Monschau-Falkenberg geht, um Besonderheiten der Pfarrkirche St. Martin oder um die Bergerstraße, wo er aufwuchs, in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg – Müller-Blagovich besticht mit einer Fülle von Details, und das im Alter von 94 Jahren.   

Müller-Blagovich hat Karriere als Geiger gemacht, er war Erster Konzertmeister der Philharmonie in Essen, wo er heute noch lebt. 1948 war er wegen seines Musikstudiums, das er mit einer Sondergenehmigung schon als 14-Jähriger begonnen hatte, zunächst von Euskirchen nach Köln gezogen. Als Schriftsteller ist er ebenfalls in Erscheinung getreten. Hinzu kommt seine Passion für alles Historische, ablesbar nicht nur an seinem Faktenwissen, sondern auch an seinem 2003 erschienenen Roman „Agilo und Ursa“, dessen Handlung in den heutigen Städten Euskirchen und Zülpich spielt.  

Es sind nicht die ersten Münzen aus Müller-Blagovichs Sammlung in Euskirchen

Nicht zuletzt ist Rolf Müller-Blagovich Münzsammler. Von einem Teil seiner großen Bestände hat er sich vor 20 Jahren getrennt. Etwa ein Jahrzehnt später, 2013, stiftete er der Geistlichen Schatzkammer von St. Martin 20 Exemplare mit Porträts der mittelalterlichen Kölner Erzbischöfe – als Ausdruck seiner Heimatverbundenheit. Das gleiche Motiv führte ihn jetzt wieder nach Euskirchen. Und erneut hatte er Münzen im Gepäck, diesmal für das Stadtmuseum im Kulturhof in der Wilhelmstraße.     

Auf einem Handschuh liegt eine der beiden Münzen mit dem Porträt des Herzogs Adolf VII. von Jülich-Berg.

Eine der beiden Münzen aus dem Mittelalter, die neuerdings im Euskirchener Stadtmuseum zu sehen sind.

Im Wege der Schenkung überließ er dem Museum zwei Weißpfennige, so der Fachbegriff, die aus dem Mittelalter stammen und mutmaßlich im heutigen Euskirchener Ortsteil Palmersheim entdeckt wurden. „Die Bestände aus dem Mittelalter sind in unserem Hause etwas dürftig“, sagte Leiterin Dr. Heike Lützenkirchen. Aus diesem Grund habe man beschlossen, die beiden Münzen in die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte zu integrieren – „ausnahmsweise, denn diese Ausstellung wird ja normalerweise nicht verändert“, so Lützenkirchen. Ausnahmsweise auch deshalb, weil sie so gut in die Präsentation der Stadtgeschichte passten, ergänzte sie.  

Der Euskirchener Bürgermeister nahm die neuen Exponate entgegen

Für die Weißpfennige, berichtete Lützenkirchen, habe das Museum eine neue Vitrine einbauen lassen. Dort platzierte Museumsmitarbeiterin Jennifer Kirchhoff die neuen Exponate, nachdem Müller-Blagovich sie offiziell an Bürgermeister Sacha Reichelt überreicht hatte. Die Übergabe verfolgten unter anderem Vertreter des Museumsfördervereins. 

Der Name des Weißpfennigs, auch als Albus bekannt, ist auf seinen hohen Silbergehalt zurückzuführen, der ihm ein helles Aussehen verleiht, wie Kirchhoff erklärte. „Es war die Münze des täglichen Zahlungsverkehrs, anders als der deutlich wertvollere Goldgulden, der die Münze für den Fernhandel war.“     

Euskirchen gehört zur Zeit der Münzprägung zum Herzogtum Jülich-Berg

Die beiden Weißpfennige aus Müller-Blagovichs Sammlung datiert das Stadtmuseum auf die Zeit um 1420. Als Münzherr tritt auf der Vorderseite, wie es in der Beschreibung heißt, Herzog Adolf VII. von Jülich-Berg in Erscheinung. Die Rückseite zeigt das Wappen dieses Herzogtums, zu dem seit 1355 auch Euskirchen und die umliegenden Orte gehörten.      

Er habe die beiden Münzen vor mehr als 50 Jahren auf einer Auktion gekauft, erzählte Müller-Blagovich. Sie seien zuvor mutmaßlich bei Arbeiten auf dem Palmersheimer Friedhof gefunden worden – der Zeitpunkt ist unbekannt – und dann in den Handel gelangt. Weitere Forschungen zur Herkunft stünden noch aus, fügte das Museum hinzu.  

„Schön, dass Sie Ihre Heimat nicht vergessen“, sagte Reichelt, als er Rolf Müller-Blagovich im Namen der Stadt für die Schenkung dankte. „Die Münzen runden unsere Ausstellung ab. Mit ihrem Alter von rund 600 Jahren erinnern sie daran, welch lange Geschichte Euskirchen hat.“ 

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