Stadtpfarrei St. Martin EuskirchenRestaurierte Bücher sind zurück in der Schatzkammer

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Franz-Georg Schaeben (l.) und  Philipp Kochendörfer präsentieren eines der restaurierten Messbücher.

Euskirchen – Gut zwei Jahre waren die beiden Antiphonare zur Bearbeitung im Atelier für Papierrestaurierung Ferlmann in Köln – am Montag kehrten sie zurück in ihre angestammte Umgebung. Philipp Kochendörfer, Inhaber des Ateliers, brachte die Bücher in die Euskirchener Martinskirche, wo Franz-Georg Schaeben sie in Empfang nahm.

Schaeben kümmert sich um die Kunstgegenstände der katholischen Stadtpfarrei. Er betreut auch die Geistliche Schatzkammer von St. Martin, zu deren kostbaren Beständen die Antiphonare gehören. „Die sind ja kaum wiederzuerkennen“, schwärmte er beim Anblick der umfassend restaurierten Antiphonare.

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Ein Detail aus einem noch nicht restaurierten Buch.

Es handelt sich dabei um Chorbücher, die in der katholischen Liturgie zum Einsatz kommen. Sie enthalten Texte und Melodien des täglich wechselnden Stundengebets.

Alle sieben Bücher werden restauriert

Sieben der alten Messbücher, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammen, sind Bestandteil der Schatzkammer. Die Pfarrei lässt sie nach und nach restaurieren. Die ersten beiden Exemplare sind nun fertig, Nummer drei und Nummer vier nahm Kochendörfer am Montag mit nach Köln.

Ikonen aus der Ukraine

Eine Ausstellung mit Ikonen ukrainischer Künstler ist am Mittwoch, 14. September, in der Pfarrkirche St. Martin in Euskirchen (Kirchstraße) zu sehen, und zwar nur im Anschluss an die 18.30-Uhr-Messe.

Sonia Atlantova und Olexander Klymenko haben die Ikonen aus dem Zyklus „Mariupol“  auf Böden von Munitionskisten gemalt, die aus  Kampfgebieten in der von Russland überfallenen Ukraine stammen. Die beiden Künstler werden ihr Projekt in der Pfarrkirche St. Martin erläutern.

Die Ikonen seien „schweigsame und zugleich sprachgewaltige Zeugen“ der Kriegshandlungen, heißt es in der Ankündigung der Stadtpfarrei St. Martin. (ejb)

An einem der Bücher erläuterte er typische Beschädigungen, die auf den jahrhundertelangen Gebrauch zurückzuführen sind. So ist der Einband, bestehend aus Holzdeckeln und Lederbezug, nicht mehr am Buchblock befestigt. Der daraus resultierende Mangel an Stabilität birgt Risiken für die Pergamentseiten, die Wellen ausbilden und daher Gefahr laufen, sich aneinander zu reiben, worunter wiederum die Schrift leiden kann.

Mönche betrieben großen Aufwand 

Man kann davon ausgehen, dass es Mönche waren, die die Bücher herstellten. Sie betrieben hohen Aufwand. „Zum Teil arbeiteten sie an einem Buch ein ganzes Jahr, wobei man nicht vergessen darf, dass sie im Kloster auch andere Aufgaben zu erledigen hatten“, so Diplom-Restaurator Kochendörfer.

Antiphonare wurden üblicherweise in Arbeitsteilung erstellt. Ein Mönch war als Textschreiber im Einsatz, ein anderer als Miniaturmaler zuständig für die Initialen, also Großbuchstaben, die zum Teil kunstvoll gestaltet wurden.

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Eines der frisch restaurierten Antiphonare.

Änderte sich die Liturgie, kam es zu entsprechenden Korrekturen an den Texten. „Dafür kratzte man die alte Schrift mit einem Messerchen ab“, sagt Kochendörfer und fügt schmunzelnd hinzu: „Radiergummis gab es ja früher nicht.“

Insektenfraßlöcher in den Deckeln

Sein Atelier wird sich in den nächsten Monaten nicht nur um den Einband kümmern, sondern auch um Insektenfraßlöcher in den Deckeln, ebenso um schadhafte Stellen und Verschmutzungen im Pergament.

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Kochendörfer: „Unser Ziel besteht immer darin, einen maximalen Substanzerhalt zu gewährleisten. Deshalb werden die Eingriffe, wenn möglich, minimal-invasiv vorgenommen.“ Die Spuren von Reparaturen sollen aber keineswegs unkenntlich gemacht werden. „Denn sie gehören mit zur Objektgeschichte.“

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