Vor dem Ratsbeschluss zur Grundschule: Eine knappe Mehrheit stimmt für das Konzept von Abriss und Neubau in Hellenthal.
NeubauDie Grenzlandhalle in Hellenthal soll zur Grundschule werden

Die Grenzlandhalle in Hellenthal ist sanierungsbedürftig. Sie soll abgerissen und mit einem multifunktionalen Komplex auch Grundschulstandort werden.
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Eigentlich ist die Zielgerade erreicht. Doch irgendwie scheint der Läufer auf den letzten Metern ins Stolpern zu geraten. Als die Hellenthaler Politiker in der gemeinsamen Sitzung des Bildungs- und des Planungsausschusses nach jahrelangem Hickhack die Entscheidung fällen sollten, wo der Standort der neuen Grundschule denn sein soll, machten es die Grünen unvermutet nochmal spannend.
Seit Jahren wird in Hellenthal über einen Neubau der Grundschule und deren Standort debattiert. Denn das derzeitige Konstrukt mit zwei Standorten in Hellenthal und Reifferscheid wird von allen Fachleuten für nicht zukunftsfähig erklärt. Zum einen sei das aus pädagogischen Gründen nicht sinnvoll. Zum anderen müsse das Gebäude in Reifferscheid mit großem Aufwand saniert werden – und selbst dann wäre es weder barrierefrei noch habe es eine moderne Raumausstattung. Das Gebäude in Hellenthal sei zwar mittlerweile auf Vordermann gebracht – doch ein für eine moderne Unterrichtsgestaltung nötiges Raumangebot bietet es nicht.
Für die CDU ist der Neubau in Hellenthal zu teuer
Auch wenn in diesen Punkten weitgehende Einigkeit unter den Politikern besteht, beharrt die CDU-Fraktion weiterhin auf ihrem Standpunkt, dass ein Neubau zu teuer und die dafür notwendigen Schulden nicht zu verantworten seien. In den vergangenen Monaten brachte die Union als mögliche Alternative eine Schließung der Hauptschule ins Spiel: Deren Schüler könnten ja die Astrid-Lindgren-Förderschule in Schleiden besuchen – und das Gebäude in Hellenthal wäre frei für die Grundschule.
In der Sitzung am Dienstag forderte die Union nun ein Schulentwicklungskonzept, ansonsten sei ein Neubau angesichts sinkender Schülerzahlen nicht zu verantworten. Dies habe bereits Peter Rauw (FDP) im Februar 2024 gefordert, zitierte Barbara Wand aus der Niederschrift einer Ausschusssitzung und dankte ihm für seine Weitsicht. Ein vergiftetes Lob: Rauw selbst zeigte keinerlei Neigung, das Verfahren in die Länge zu ziehen. Er positionierte sich klar für die Grenzlandhalle als neuen Standort. „Damals waren wir am Punkt Null, da waren wir für den Standort auf der Grünen Wiese, aber das ist ja durch die Landespolitik unmöglich.“
Die Alternativen in Hönningen sind aus dem Rennen
Also wurden im Laufe der Monate das Gelände der heutigen Hellenthaler Grundschule sowie das Areal der heutigen Grenzlandhalle als potenzielle Standorte entwickelt. Das Planungsbüro PE Becker hatte auch mögliche Alternativen bei Hönningen untersucht. Die sind jedoch aus dem Rennen. Die Eigentümer der Flächen zeigen keine Absicht, zu verkaufen – und darüber hinaus hat die Bezirksregierung diese Standorte ausgeschlossen. Den Hintergrund, vorgegeben durch den Landesentwicklungsplan, erläuterte Martin Berners von der Verwaltung: „Ein zentraler Grundschulstandort muss im allgemeinen Siedlungsbereich liegen. Der ist in der Gemeinde aber nur in Hellenthal und Blumenthal ausgewiesen.“

Die Analyse möglicher Standorte präsentierte Christian Schmitz vom Planungsbüro PE Becker.
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Doch bei der Sitzung am Dienstag überraschte Gunter Echtle (Grünen) mit dem Antrag, dass beide nun infrage stehenden Möglichkeiten abgelehnt werden sollten: „Wir haben dort nicht die Möglichkeit, so zu bauen, dass es den Kindern gerecht wird.“ Seine Fraktion sei weiterhin für einen Neubau. Eine Standort-Alternative nannte er indes nicht.
Bereits in der Infoveranstaltung zum Thema vor rund vier Wochen hatte Echtles Parteifreund Karl Reger Kritik am Verfahren geäußert und eine Präferenz durchblicken lassen. Die Standorte auf der Grünen Wiese seien nicht untersucht worden, hatte er moniert. Dass diese laut Bezirksregierung nicht genehmigungsfähig sind, focht ihn dabei nicht so wirklich an: „Das sehe ich anders, es gibt immer Mittel und Wege.“ Schließlich sei auch in Firmenich der Standort der neuen Grundschule auf der Wiese geplant worden. Dem widersprach Christian Schmitz, der für das Planungsbüro Becker auch dort tätig war: „Der Standort in Firmenich liegt im Gegensatz zu Hönningen im Allgemeinen Siedlungsbereich, der wird in 20 Jahren mitten im Ort liegen.“
SPD, UWV und FDP sind für das Projekt an der Grenzlandhalle
Also verblieben in der Ausschusssitzung SPD, UWV und FDP, die das Neubauprojekt vorantreiben wollen. Alle drei Fraktionen hatten sich auf die jetzige Grenzlandhalle als künftigen Standort festgelegt. Rund 8900 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung, Grunderwerb ist nicht notwendig. Dabei schlagen die Planer vor, die Halle abzureißen und als Schulaula und Bürgerhalle neu zu errichten. In einem Gebäude parallel zum Olefufer solle die vierzügige Grundschule eingerichtet werden.
Gegen den jetzigen Grundschulstandort auf der Schanz spreche in erster Linie die schwierige Verkehrssituation, führte Peter Rauw aus. Arndt Westerburg (UWV) brachte die jahrelange Verlegung des Schulbetriebs in Container ins Spiel, sollte die Grundschule umgebaut werden. Auch in der Infoveranstaltung sei eine Tendenz der Eltern zugunsten der Grenzlandhalle erkennbar gewesen, führte Heinz-Bert Weimbs (SPD) aus. Es gebe nur den besten Standort, nicht den optimalen, warb er für Kompromissbereitschaft.
Spannend wurde es in der Abstimmung. Beim Antrag, beide Standorte abzulehnen, waren Grüne und CDU auf einer Linie. Doch er wurde in den nach Ausschüssen getrennten Abstimmungen knapp mit je einer Stimme Mehrheit pro Ausschuss abgelehnt. In der Abstimmung, ob das Neubauprojekt auf dem Gelände der Grenzlandhalle oder der Grundschule geplant werden sollte, zeigten sich ähnliche Verhältnisse. SPD, UWV und FDP stimmten für die Grenzlandhalle, die CDU gegen beides, die Grünen enthielten sich.
Die endgültige Entscheidung über den Standort der Grundschule trifft der Gemeinderat. Dessen Sitzung steht für Dienstag, 8. Juli, ab 17 Uhr in der Aula der Hauptschule im Kalender der Gemeinde.