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Wanderweg des JahresIn Hellenthal geht's auf die Spuren der Raubritter

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf das Dorf Reifferscheid mit Kirche, Burg und alten Fachwerkhäusern.

Im Kreis Euskirchen kann man ausgezeichnet wandern. Wer buchstäblich ausgezeichnet wandern will, der muss die Eifelspur „Auf den Spuren der Raubritter“ gehen.

Eifelspur in Hellenthal setzte sich bei Online-Voting durch. Insgesamt gibt es im Kreis Euskirchen 113 Eifelspuren und -schleifen.

Ein fester Bestandteil einer zünftigen Wanderung ist die Einkehr. Hinterher oder zwischendurch, bei miserablem Wetter vielleicht sogar stattdessen, und so war es angemessen, dass die Verantwortlichen der Nordeifel Touristik die Verleihung der Auszeichnung zum Wanderweg des Jahres in das Café der Bäckerei Jenniches gelegt hatten.

Was allerdings auch Unwägbarkeiten mit den anderen Gästen mit sich bringt, wie Landrat Markus Ramers erfahren musste, als er zu seiner Laudatio des Preisträgers ansetzte. „Nicht so laut!“ grantelte es aus der Herrenrunde am Nachbartisch, die ungerührt ihr eigenes Programm durchzog.

Eifelspur: Im dritten Anlauf hat es mit dem Sieg geklappt

Doch auch Ramers ließ sich nicht beeindrucken und begründete, wie verdient die Auszeichnung sei, die in diesem Jahr gleichermaßen an die Ortsgruppen des Eifelvereins aus Hellenthal und Reifferscheid für die Eifelspur „Auf den Spuren der Raubritter“ geht. Denn bereits bei den bisherigen zwei Wettbewerben zum Wanderweg des Jahres im Kreis Euskirchen war die von Hellenthal nach Reifferscheid und Blumenthal verlaufenden Wanderrunde unter den ersten drei gewesen.

„Im vergangenen Jahr hat der Sieger nur fünf Stimmen Vorsprung vor den Raubrittern gehabt“, erinnerte Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel Touristik (NET). Mit großem Abstand hatten die 828 Teilnehmer der online durchgeführten Abstimmung die Hellenthaler Runde in diesem Jahr auf den ersten Platz gewählt. 32,16 Prozent, fast ein Drittel, entschieden sich für diesen Rundweg. Auf Rang zwei seien in diesem Jahr die Eifelschleife „Rund um die Kakushöhle“ mit 7,28 Prozent und die Eifelspur „Pingenwanderweg“ mit 5,46 Prozent. 300 Euro erhielten die beiden Hellentahler Ortsgruppen als Preisgeld.

Gruppenbild für die Presse. Der Preis für den Wanderweg des Jahres sowie einen Siegerscheck halten die Laudatoren in die Luft.

Zum Wanderweg des Jahres wählten die Nutzer die Eifelspur „Auf den Spuren der Raubritter“, die in der Gemeinde Hellenthal verläuft. Patrick Schmidder (v.l.), Iris Poth, Hermann-Josef Frauenkron, Norbert Brammertz, Stefan Reiners, Markus Ramers, Rudolf Westerburg und Markus Linden vollzogen die Ehrung.

Wobei Hellenthal auch den Schwerpunkt im Netz aus 113 Wanderwegen im Kreis Euskirchen bildet. 22 Schleifen und Spuren verlaufen hier. „Von vielen Gästen erhalten wir auch Hinweise, wo wir noch etwas entwickeln könnten“, sagte Bürgermeister Rudolf Westerburg. Die Hellenthaler Wege würden enorm viel gelaufen, vor allem von Einheimischen. Deren Rückmeldung sei oft: „Das es hier so schön ist, wussten wir gar nicht“, verriet Westerburg.

„Auf den Spuren der Raubritter“ sei eine erlebnisreiche Strecke mit vielen Orten mit Einkehrmöglichkeiten und mehreren Steigungen, denen als Belohnung tolle Aussichten folgen würden.

Von 1600 Kilometern sollte das Wegenetz bei der Neugestaltung der Eifeler Wanderwege auf 1000 Kilometer gekürzt werden, erinnerte Norbert Brammertz vom Eifelverein Hellenthal an den Prozess. Kürzer und weniger, so sei die Devise gewesen. Was bei den Schleifen gut funktionierte, doch dann habe man festgestellt, dass die Hellenthaler noch keine Spur im Angebot hatten.

Rund 1000 neue Schilder mussten angebracht werden

Zuerst sei der Eisvogelweg angedacht gewesen, doch der habe zu viele befestigte Strecken aufgewiesen. So sei ein neuer Weg entworfen worden, der sich aus mehreren Wegen zusammensetzt. Vom Hellenthaler Rathaus führt die Strecke nun nach Reifferscheid und dann nach Wollenberg zur Alten Burg. Über den Dommersbach und das Fuchsloch geht es nach Blumenthal, passiert das Denkmal für die Verfolgung der jüdischen Mitbürger, um dann über den Kirchberg und den Hellenthaler Friedhof wieder nach Hellenthal zurückzugehen. Rund 14 Kilometer ist die Strecke lang, ungefähr vier Stunden sollten dafür veranschlagt werden.

Eröffnet wurde die Eifelspur im Jahr 2020. Rund 1000 Schilder hätten neu angebracht werden müssen, doch das habe sich noch als zu wenig herausgestellt, so Brammertz.

Probleme habe die Flut 2021 verursacht, berichtete er weiter. Dabei sei eine Brücke vernichtet worden, so dass ein Umweg erforderlich wurde. Der Weg am Fuchsloch sei ganz zerstört worden, so dass dort die Gemeinde tätig werden musste.

„Auf den Spuren der Raubritter“ habe auch das Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“ erhalten. „Das ist ein Erfolgsrezept, das machen wir weiter so“, sagte er. Doch ob das ewig so weitergehen wird, ist fraglich. „Ich bin mit 73 Jahren einer der jüngsten bei uns im Verein“, so Brammertz. Ihnen würden die Leute nicht weglaufen, sondern wegsterben. „Es wäre toll, wenn mal jemand, der auch nicht im Verein sein muss, eine Bank freischneidet und neu anstreicht“, berichtete er. Ohne das Engagement der Eifelvereine gäbe es die Wege nicht.

Was auch Hermann-Josef Frauenkron vom Eifelverein Reifferscheid bestätigte: „Die Wanderer können den Weg auch finden, wenn sie eine App laufen lassen, aber die Wege müssen freigeschnitten werden.“