Rebecca und Marcel Schumacher aus Hellenthal sind 14 Monate lang mit ihrem Geländewagen 65.000 Kilometer durch ganz Amerika getourt.
XXL-Roadtrip durch AmerikaHellenthaler fahren mit SLE-Kennzeichen bis ans Ende der Welt

Mit dem SLE-Kennzeichen am Off-Roader durch ganz Amerika: Rebecca und Marcel Schumacher aus Hellenthal sind 14 Monate lang von Alaska bis nach Feuerland gereist.
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14 Monate Zeit für eine 65.000 Kilometer lange Reise durch 17 Länder auf dem amerikanischen Kontinent: Rebecca (27) und Marcel Schumacher (32) aus Hellenthal sind erst vor wenigen Wochen von ihrem XXL-Roadtrip in die Eifel zurückgekehrt. „Unsere Familien und Freunde, die habe ich schon sehr vermisst“, sagt Rebecca. „Mir hat tatsächlich so eine Art Alltag während der Reise gefehlt“, antwortet Marcel auf die Frage, worauf er sich am meisten nach der Rückkehr gefreut hat. Trotzdem steht für beide heute schon fest: „Das war noch nicht unsere letzte große Reise!“
Einmal mit dem Auto durch ganz Amerika: Das junge Paar aus Hellenthal ist bei der Fahrt von Alaska im hohen Norden bis nach Feuerland an der Südspitze des amerikanischen Kontinents dem in seiner längsten Nord-Süd-Verbindung rund 26.000 Kilometer langen Pan-American Highway gefolgt. „Allerdings mit einigen Abstechern“, wie Rebecca bemerkt, der die Reiseplanung oblag. Der Abfahrt im Juni des vergangenen Jahres ging dabei eine rund dreijährige Vorbereitungszeit voraus.
Reisebudget von 50.000 Euro für zwei Personen und 14 Monate
Dazu gehörte auch die finanzielle Planung des Trips. „Inklusive der Verschiffung des Autos und der Flüge hatten wir ein Budget von insgesamt rund 50.000 Euro für die 14 Monate“, so die 27-Jährige. Beide konnten bei ihren Arbeitgebern ein Sabbatjahr einlegen. „Im Jahr vor der Reise habe ich voll gearbeitet, aber nur die Hälfte meines Lohnes bekommen“, erklärt Rebecca, die in der Verwaltung des Nationalparks Eifel in Gemünd tätig ist: „Während der Reise gab es dann monatlich die andere Hälfte des Gehalts.“

Zurück im heimischen Wohnzimmer denken die beiden Reisefans schon an den nächsten gemeinsamen Trip.
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Größere Rücklagen gab es nur für unvorhergesehene technische oder gesundheitliche Notfälle während der Reise. „Deswegen haben wir unterwegs eher sparsam gelebt und nicht jeden Touristen-Hotspot mitgenommen“, erklärt der 32-Jährige.
Wir haben mehr oder weniger 14 Monate lang unter freiem Himmel gelebt. Deswegen ist es jetzt ganz nett, wieder ein richtiges Badezimmer zu haben.
Auch ihre Wohnung in Hellenthal wollten die beiden während der Reise nicht aufgeben. „Zur Deckung der laufenden Kosten haben wir die Wohnung daher als Ferienwohnung angeboten“, so Marcel beim Treffen mit dem Reporter. Sich jetzt wieder längere Zeit innerhalb der eigenen vier Wände aufzuhalten, fällt den beiden noch ein bisschen schwer: „Wir haben schließlich mehr oder weniger 14 Monate lang unter freiem Himmel gelebt“, sagt Rebecca: „Deswegen ist es jetzt allerdings ganz nett, wieder ein richtiges Badezimmer zu haben.“
Alten Geländewagen in Eigenregie zum Reisemobil umgebaut
Bereits 2019 hat sich das Paar einen alten Geländewagen angeschafft, den Marcel in Eigenregie zu einem Off-Road-Reisemobil umgebaut hat. Zunächst standen Touren in Europa und bis auf den Balkan auf dem Programm, dann kam der Wunsch auf, eine richtig große Reise zu machen. „Meine Oma hat immer gesagt, dass man nur bereut, was man nicht getan hat. Deswegen sind wir unsere Reisepläne irgendwann konkret angegangen.“

Karibik wie aus dem Bilderbuch: „In Costa Rica haben wir einen unserer absoluten Lieblings-Wildcampingplätze der gesamten Reise entdeckt“, berichtet Rebecca. Mit ihrem Geländewagen machten die beiden Eifeler etliche Abstecher von der Panamericana-Route.
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Auf der Fahrt durch die südamerikanischen Anden wurden die beiden Hellenthaler immer wieder mit beeindruckenden Bergpanoramen belohnt.
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Zum Einsatz sollte erneut der betagte Pajero kommen. „Der hatte schon 378.000 Kilometer auf der Uhr, als wir ihn 2019 gekauft haben. Aber der 3,2-Liter-Dieselmotor gilt als unkaputtbar“, so der versierte Schrauber. Das sollte sich bewahrheiten: Der Mitsubishi hat auch die 65.000 Kilometer quer durch Amerika gut weggesteckt. „Der Motor läuft immer noch wie ein Uhrwerk“, schwärmt Marcel.
Aber Moment mal: Mit einem „Pajero“ durch die spanischsprachigen Länder Mittel- und Südamerikas fahren? – „Stimmt schon“, sagt Rebecca lachend: „Pajero ist auf Spanisch ein ziemlich vulgäres Schimpfwort. Aber unser Auto hatte nie den entsprechenden Typen-Schriftzug am Heck, deswegen gab es da keine Probleme.“ Und in Amerika werde das Fahrzeug aus diesem Grund eh unter dem Namen „Montero“ vermarktet, erklärt die 27-Jährige weiter.
Die kälteste Nacht im Dachzelt hatte „nur“ minus 16 Grad
Weil der Geländewagen innen nur Platz fürs Gepäck bietet, entschlossen sich die Schumachers für den Kauf eines ausklappbaren Dachzelts. „Das hatte zudem den Vorteil, dass der Kochbereich am Fahrzeugheck immer überdacht war“, erklärt Marcel. Nachteil: Im Dachzelt ist man den Außentemperaturen stets mehr oder weniger ungefiltert ausgesetzt. „Wir haben bei unserer Fahrt alle fünf Klimazonen durchquert, und es war klar, dass wir auch einen Winter im Zelt verbringen müssen“, so Rebecca: „Letztlich hatten wir aber viel Glück mit dem Wetter, denn in Patagonien war es in der kältesten Nacht nur minus 16 Grad kalt.“
Die längste Trennung dauerte zwei Stunden, weil wir für den Flug auf die Galapagos-Inseln keine Sitzplatzreservierung hatten.
Da kuschelt man sich wahrscheinlich einfach noch ein bisschen enger zusammen. Aber auch sonst haben die beiden Hellenthaler fast jede Minute ihres Trips zusammen verbracht. „Die längste Trennung dauerte zwei Stunden, weil wir für den Flug auf die Galapagos-Inseln keine Sitzplatzreservierung hatten“, lacht Marcel. Richtigen Zoff gab es während der Reise aber so gut wie nie. „Man weiß ja, dass man irgendwie miteinander auskommen muss.“ „Und unserer Beziehung hat das viele Zusammensein auch nicht geschadet – eher im Gegenteil“, sagt Rebecca.

Endlich oben: Rebecca und Marcel Schumacher bei einer Wanderung zum Vulkan Acatenango in Guatemala.
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Neben den unzähligen beeindruckenden landschaftlichen Erlebnissen waren es aber vor allem die Begegnungen mit den Menschen rechts und links der Panamericana, die den beiden Hellenthalern im Gedächtnis geblieben sind. „Die Kanadier waren alle supernett, da gab es direkt zu Beginn der Reise schon viele Einladungen. Aber die Menschen in den lateinamerikanischen Ländern waren noch viel herzlicher“, erzählt die 27-Jährige. „Es war toll, wie offen die Leute überall gegenüber uns Reisenden waren“, ergänzt Marcel: „Man wird oft angesprochen, kann aber auch selbst jeden ansprechen, wenn man Hilfe braucht.“
Statt Ersatzteilen fürs Auto nur Werkzeug im Reisegepäck
Von größeren Pannen blieben die beiden Hellenthaler unterwegs verschont. „Einmal ist in einer Off-Road-Passage der Querlenker an der Hinterachse gebrochen“, so der 32-Jährige: „Das konnten wir aber mit dem Stiel eines Hammers, einem Schraubendreher, Spanngurten und Kabelbindern schienen und dann im Schritttempo bis zur asphaltierten Straße zurückfahren.“ Auf die Mitnahme von Ersatzteilen hatte Schumacher bewusst verzichtet: „Es geht eh nur das kaputt, was man nicht dabei hat, deswegen habe ich nur Werkzeug mitgenommen.“
In den spanischsprachigen Ländern übernahm Rebecca die notwendige Kommunikation. „Ich hatte am Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden zwei Jahre Spanisch, musste aber schnell feststellen, dass das nichts mit dem Spanisch in Mittel- und Südamerika zu tun hat.“ Im Lauf der Reise klappte die Verständigung aber immer besser.
Bei der nächsten großen Reise werden diese Sprachkenntnisse jedoch wahrscheinlich wenig hilfreich sein. Ein Termin steht zwar noch nicht fest, dafür aber die grobe Richtung: „Wir können uns vorstellen, in Richtung Arabische Halbinsel oder Seidenstraße zu fahren.“
Weitere Eindrücke von der Reise schildern die Schumachers auf ihrer Website und bei Instagram.

