Zu Fuß unterwegsMichael Giefer erlebt die Faszination und die Strapazen der Wüste Gobi

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Das Bild zeigt Michael Giefer aus Lindweiler in der Wüste Gobi. Er hat einen Rucksack auf dem Rücken und geht mit Walking-Stöcken durch den vom Wind aufgewirbelten Sand einer Düne.

Mit bis zu 25 Kilo im Rucksack – inklusive Zelt, Wasser und Essen – wandert Michael Giefer durch die Gobi.

Hunderte Kilometer ist Michael Giefer durch die Mongolei gewandert. Die Besucher seines Vortrags in Steinfeld nimmt er mit auf die Reise.

„Es gibt kein Land, das so viel Freiheit bietet.“ Die Mongolei hat es Michael Giefer angetan. Acht Mal hat der heute 49-Jährige aus Lindweiler das ostasiatische Land bereits besucht. Gereist ist er immer zu Fuß, ist jedes Mal viele Hundert Kilometer durch die Gobi gewandert – allein oder mit einem Partner, stets den widrigen Bedingungen der Wüste ausgesetzt. Davon berichtet er in einem Multimedia-Vortrag am Samstag, 13. Januar, in Steinfeld.

Doch was bedeutet für Giefer Freiheit? In erster Linie ist es der radikale Kontrast: „Die karge Landschaft, die Stille, die Einsamkeit. Das kannte ich davor gar nicht. Das ist selbst in Skandinavien nicht so“, sagt Giefer. Und es sind auch ganz praktische Dinge, die das Reisen per pedes in dieser oft menschenleeren Landschaft deutlich erleichtern: „Man darf fast überall sein Zelt aufstellen und Feuer machen.“

Die Wasserstellen müssen genau recherchiert werden

Noch wichtiger als ein Schlafplatz und ein wärmendes Feuer ist auf den langen Routen die Wasserversorgung. 420 Kilometer ist er beispielsweise 2010 in zehn Tagen gegangen, vier Jahre später waren es 800 Kilometer in 20 Tagen. Luftlinie, wohlgemerkt – Umleitungen und das Auf und Ab in der oft steinigen und gebirgigen, seltener sandigen Landschaft nicht eingerechnet.

Rund 25 Kilo wiegt der Rucksack, den es zu schleppen gilt – da gilt es, die Wasserstellen im Vorfeld genau auszukundschaften – bis zu 170 Kilometer liegen die auseinander. Karten helfen, das Internet, Gespräche mit den Menschen vor Ort – und manchmal ist auch Glück vonnöten. „Wir hatten einmal nur eine Karte im Maßstab 1:500.000. Und ausgerechnet die Region, wo wir unterwegs waren, war auf Google Earth verpixelt. Zum Glück hatte ich die Oase auf etwa 100 Meter genau lokalisiert.“

Michael Giefer hat die Strapazen des Hochsommers in der Gobi erlitten

Eigentlich, sagt Giefer, sei der Herbst die beste Jahreszeit für eine Reise in die Gobi. Etwa mit Blick auf den Wasserverbrauch: Drei bis vier Liter reichten dann an den zuweilen kühlen Tagen aus. Doch als Sonderschullehrer in der Förderschule des Hermann-Josef-Hauses in Urft ist er auf die Ferien angewiesen.

Das Bild zeigt die Weite der Wüste Gobi mit einigen Felsformationen.

Die Weite, die Stille und die Einsamkeit der Gobi üben eine ungebrochene Faszination auf Michael Giefer aus.

Und so war er 2009 im Hochsommer unterwegs. Allein, bei sengender Hitze von teils mehr als 40 Grad. Da ist er an seine Grenzen gestoßen, körperlich und mental. Der Wasserverbrauch war extrem, er wurde immer schwächer, konnte nichts mehr essen. „Die Kilometer ziehen sich, wenn die Leistung auf zwei Kilometer pro Stunde sinkt und du dich alle halbe Stunde hinlegen musst.“

Ja, auch Scheitern hat Michael Giefer in der Gobi gelernt. Zwei Versuche, die Wüste zu durchwandern, sind gescheitert. Doch das hat ihm weder die Faszination genommen noch ihn von seinen Plänen abgebracht. Es folgten zwei gelungene Durchquerungen der Südgobi– einmal von Nord nach Süd mit Frank Hülsemann und von West nach Ost gemeinsam mit Matti Urlaß.

Alleine zu gehen ist nicht immer einfach. Das ist sehr monoton für die Birne. Zu zweit zu gehen gibt ein Gefühl der Sicherheit und auch ein Stück Heimat.
Michael Giefer

„Alleine zu gehen ist nicht immer einfach. Das ist sehr monoton für die Birne“, beschreibt Giefer die mentale Herausforderung: „Zu zweit zu gehen gibt ein Gefühl der Sicherheit und auch ein Stück Heimat.“ Und man kann sich absprechen: Wo und wann wird Halt gemacht, welche Wasserstelle wird angesteuert, welcher Gehrhythmus gewählt? Allerdings muss das Team passen. Und vor allem: Beide müssen körperlich in extrem guter Verfassung sein – ein paar Eifel-Spaziergänge als Training reichen da bei Weitem nicht aus. Giefer etwa ist Langstreckenläufer, auch seine Partner, mit denen er geht, sind oder waren als Leistungssportler aktiv.

In der „Transsib“ hat er erstmals die Weiten der Mongolei gesehen

Nicht nur die Sport-, sondern auch die Reise-Leidenschaft hat Giefer bereits in seiner Jugend entdeckt. Als Schüler und Student, berichtet er, sei er mit dem Fahrrad durch halb Europa gefahren, hat die USA durchquert und ist auf der Seidenstraße von Bad Münstereifel bis nach Peking geradelt. Diese Tour 1999 hat wohl den Grundstein für die Liebe zur Mongolei gelegt: „Eigentlich war die Mongolei das ursprüngliche Ziel. Aber es gab keinen Grenzübergang, den wir hätten nutzen können. Und auf der Rückfahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn habe ich zum ersten Mal die Weiten dort gesehen.“

Auch wenn die Gobi karg und über weite Strecken von Menschen unbesiedelt ist, sind die Begegnungen mit den Menschen ein weiterer wichtiger Punkt für Giefer, durch die inzwischen auch Freundschaften entstanden sind. „Die wenigen Nomaden der Gobi leben auf den ersten Blick noch wie zur Zeit Dschingis Khans, aber auch bei ihnen hat längst die Moderne in Form von Smartphone und Satellitenschüssel Einzug erhalten.“

Im Vortrag in Steinfeld nimmt Giefer die Besucher mit auf die Reise

Doch ihre Lebensgrundlagen sind durch den Klimawandel und den Bergbau bedroht. Auch das ist ein Grund, dass Giefer sich für das Familien- und Schulprojekt GER engagiert in dem Land, in dem es keinen Sozialstaat gibt, wie wir ihn kennen, und rund ein Drittel der Menschen unter der Armutsgrenze lebt und mit weniger als ein bis zwei Dollar am Tag auskommen muss.

Von alldem wird er in seinem Vortrag in Steinfeld berichten – auch Tiere werden zu sehen sein. Faszinierende Geschöpfe wie die seltenen wilden Kamele hat Giefer selbst sehen und fotografieren können. Von dem vom Aussterben bedrohten Gobibär hat er jedoch nur Spuren entdeckt – doch Wissenschaftler haben ihm für den Vortrag Bilder aus Fotofallen zur Verfügung gestellt.

Giefer ist seit 2019 nicht mehr in der Mongolei gewesen. Corona und der Krieg in der Ukraine haben seine Pläne durchkreuzt. Wann geht es wieder los? Dieses Jahr? Vielleicht. „Ich habe eine Idee im Hinterkopf, aber die ist noch nicht spruchreif.“


„Die Welt zu Gast in Steinfeld“: Am Samstag, 13. Januar, berichtet Michael Giefer, Mitorganisator der Veranstaltungsreihe, von seinen Erlebnissen in der Wüste Gobi. Beginn ist um 19.30 Uhr, es werden Kleinigkeiten zum Essen und auch Getränke angeboten, ebenso gibt es eine Verlosung.  

Die Tickets kosten im Vorverkauf 15 und an der Abendkasse 16 Euro, ermäßigt 10 Euro. Sie können in folgenden Vorverkaufsstellen erworben werden: Buchhandlung Pavlik in Kall, Bücherecke Renate Elsen in Blankenheim, Peters Sportteam in Gemünd sowie Klostercafé in Steinfeld.

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