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BahnSPD schlägt Alarm: Steht Kreis Euskirchen bei Zugverkehr bald auf dem Abstellgleis?

Lesezeit 3 Minuten
Ein roter Vareo-Nahverkehrszug fährt durch Mechernich.

Die geplante Bahnumstrukturierung bereitet einigen im Kreis Euskirchen Sorgen.

Wird künftig in Düsseldorf entschieden, wie Züge im Kreis Euskirchen fahren? Die SPD befürchtet das, die CDU-Landtagsabgeordneten halten dagegen.

Wird künftig allein in Düsseldorf entschieden, wie und wann die Züge im Kreis Euskirchen fahren? Die SPD im Kreis befürchtet das. Die örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten hingegen nicht.

Sie blicke mit großer Sorge auf die Pläne der schwarz-grünen Landesregierung zu einer Strukturreform im Bahnverkehr, teilt die SPD-Kreistagsfraktion mit: „Denn was auf dem Papier nach Effizienz klingt, droht in der Realität die Bedürfnisse der Menschen auf dem Land zu vernachlässigen.“

NRW-Minister Oliver Krischer (Grüne) plant eine Umstrukturierung

Derzeit sind für Planung, Ausschreibung, Vergabe und Controlling des Bahnverkehrs drei Behörden zuständig: der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und, unter anderem für den Kreis Euskirchen, der Verkehrsverbund go.Rheinland (früher Nahverkehr Rheinland).

Auch wenn dort gute Arbeit geleistet werde, so Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne), sei das nicht mehr zeitgemäß. Er verspricht sich mehr Effizienz durch die Reform. Der Regionalverkehr auf der Schiene in Nordrhein-Westfalen soll künftig aus einer Hand organisiert werden. Das betrifft Regionalexpress-Züge, Regionalbahnen und S-Bahnen. Seit Februar liegt dazu ein Gutachten vor, das die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte.

Doch SPD-Kreischef Thilo Waasem kritisiert die Pläne: „Es entscheiden dann Menschen, die die Fahrten nach Bad Münstereifel, Blankenheim, Dahlem, Euskirchen, Kall, Mechernich, Nettersheim, Weilerswist und Zülpich nur auf dem Papier kennen, aber nicht wie wir, die sie wirklich nutzen.“

Kreis Euskirchen war parteiübergreifend aktiv

Bislang habe der Kreis Euskirchen seine Belange im Schienenpersonennahverkehr auf, von und aus seinem Gebiet immer lautstark geltend machen können – vor allem durch die Kreistagsmitglieder Hans Schmitz (SPD) und Bernd Kolvenbach (CDU), die seit vielen Jahren in den Gremien von NVR beziehungsweise go.Rheinland tätig sind.

„Parteiübergreifend konnten wir in den vergangenen Jahren Verbesserungen für die Menschen im Kreis Euskirchen erreichen“, erklärt Hans Schmitz:  „So haben wir als SPD gemeinsam mit der CDU erfolgreich dafür gekämpft, dass die Züge auch am Abend noch in die Eifel fahren – für unsere Berufspendler, für unsere Familien. Das war kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit.“

Kommt der ländliche Raum beim Zugverkehr unter die Räder?

Schmitz befürchtet nun, dass „solche regionalen Erfolge unter die Räder kommen“, wenn der Kreis nicht mehr mit laut vernehmbarer Stimme in einem neuen Entscheidungsgremium vertreten sei.

Die Sozialdemokraten im Kreis befürchten, dass unter den neuen Strukturen die großstädtischen Interessen noch stärker dominieren werden. Zudem drohe, dass das Haftungsrisiko künftig für ganz Nordrhein-Westfalen auch vom Kreis Euskirchen mitgetragen werden müsse.

„Wir sollen nicht mehr mitreden dürfen, wie die Bahnanbindung bei uns vor Ort ist, sollen aber für andere Regionen mitzahlen und haften“, kritisiert Waasem. Das sei kein Konzept, das die Interessen der Menschen im Kreis Euskirchen im Blick hat. „So darf das nicht kommen.“

CDU-Landtagsabgeordnete widersprechen der SPD-Mitteilung

Und Hans Schmitz fügt hinzu: „Wir werden uns gegen diese Pläne stemmen und hoffen, dass wir auch hierbei wieder im Schulterschluss mit anderen Parteien die Interessen des Kreises Euskirchen vertreten werden.“ Er kündigt an, dass es Gespräche mit den Fraktionen im Kreistag über ein abgestimmtes Vorgehen geben wird.

Die beiden CDU-Landtagsmitglieder Klaus Voussem aus Euskirchen und Oliver Krauß, zu dessen Wahlkreis Weilerswist gehört, spielen den Ball zurück. Bis zur Wahl 2017 habe die SPD im Land eine Landesverkehrsgesellschaft gründen wollen.

Zugausfälle und Verspätungen sollen weniger werden

„Hier wäre die Sorge tatsächlich berechtigt gewesen, dass alles an den Kommunen vorbei entschieden worden wäre“, so Voussem. Dagegen habe sich die CDU immer massiv ausgesprochen. Das derzeitige Konstrukt sei aber ineffizient, intransparent und Ursache für problematische Ausschreibungen, was wiederum zu Zugausfällen, Verspätungen und häufigen Beschwerden der Fahrgäste führe.

Durch gebündelte Strukturen sollen Doppelstrukturen abgebaut und ein sparsamer Umgang mit öffentlichen Geldern gefördert werden.

Fest stehe für die CDU aber auch: „Es darf keine Benachteiligung des ländlichen Raumes durch eine Zentralisierung der SPNV-Aufgabenträgerschaft geben. Die Interessen ländlicher Regionen müssen gewahrt bleiben.“