Um Mittel für den Wiederaufbau der Oleftalbahn zu bekommen, müsste die Bahn AG einen Antrag stellen. Die Rurtalbahn hat ein Konzept erstellt.
Reaktivierung möglichBund stellt Mittel für Wiederaufbau der Oleftalbahn zur Verfügung

Die Beseitigung der Flutschäden an der Oleftalbahn kann mit Wiederaufbaumitteln des Bundes finanziert werden.
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Gute Nachrichten für alle Befürworter einer Reaktivierung der Oleftalbahn. Für die Wiederherstellung der Trasse nach der Flut können Mittel aus dem Wiederaufbaufonds des Bundes ausgegeben werden. Das hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf Anfrage des Zweckverbands go.Rheinland mitgeteilt. Voraussetzung sei lediglich ein Antrag von der DB InfraGO. Unterdessen hat die Rurtalbahn GmbH ein Stufenkonzept für eine mögliche schrittweise Reaktivierung der Oleftalbahn erstellt, über das nächsten Mittwoch im Kreisausschuss für Planung, Nachhaltigkeit und Mobilität diskutiert wird.
Die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) hat die 17,8 Kilometer lange Trasse von Kall nach Hellenthal für 50 Jahre von der Deutschen Bahn AG gepachtet. Zwischen 2010 und 2021 wurde die Strecke regelmäßig für touristische Fahrten genutzt. Bei der Flut im Juli 2021 war sie zu 90 Prozent zerstört worden. In der Folge waren lediglich einige Teilbereiche wieder instandgesetzt worden.
Anfrage von go.Rheinland beim Ministerium
2023 hatte der Kreis Euskirchen eine Machbarkeitsstudie für die Wiederaufnahme des Betriebs auf der Oleftalbahn in Auftrag gegeben. Dabei waren bauliche und technische Maßnahmen für eine Reaktivierung und mögliche Betriebskonzepte für einen Stundentakt untersucht worden. Eine darauf aufbauende volkswirtschaftliche Bewertung des Projekts hatte die Kosten für eine Reaktivierung auf 75,5 Millionen Euro geschätzt. Wenn der Wiederaufbau der Oleftalbahn im Rahmen der Fluthilfe gefördert werde, sei das Projekt gesamtwirtschaftlich sinnvoll.
Ende Dezember vergangenen Jahres hatte go.Rheinland auf Bitten des Kreises Euskirchen beim Ministerium nachgefragt, welche Fördermöglichkeiten bestehen und wer Antragsteller und Fördermittelempfänger für diese Finanzhilfen sein könne. Nach Angaben der Kreisverwaltung hat das Ministerium erklärt, dass die Beseitigung der Schäden mit Mitteln aus der Fluthilfe finanziert werden könne.
Eisenbahn-Bundesamt prüft die Höhe der Schäden
Eine nachträgliche Aufnahme in die Finanzierungsvereinbarung des Bundes sei möglich, wenn die DB InfraGO einen Antrag stelle. Nach dessen Vorliegen erfolge die fachliche Prüfung zur Höhe der Flutschäden durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Sofern die Prüfung durch das EBA positiv ausfalle, könne die Beseitigung der Schäden vom Bund im Rahmen des zur Verfügung stehenden Budgets gefördert werden.
Das BMDV ist laut Kreis auch offen für eine Beteiligung an den Kosten der Reaktivierung der Oleftalbahn im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG). Der Zweckverband go.Rheinland hatte daraufhin Anfang April die DB InfraGO aufgefordert, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Eine Antwort liege noch nicht vor.
Rurtalbahn hat ein Konzept für die Reaktivierung erstellt
RSE und die Bahn- und Businitiative Schleidener Tal (BuBI) hatten bereits vor der Flutkatastrophe an einer Reaktivierung der Oleftalbahn gearbeitet und Gespräche mit der Rurtalbahn geführt. Die Dürener Eisenbahngesellschaft hat jetzt ein Stufenkonzept für eine schrittweise Reaktivierung der Oleftalbahn vorgestellt. „Die Rurtalbahn GmbH hat bereits im Rahmen der Reaktivierung der Eifel-Bördebahn von Euskirchen nach Düren bewiesen, dass eine stufenweise Reaktivierung erfolgreich umgesetzt werden kann“, heißt es in der Vorlage. Die Verwaltung sehe in den vorgestellten Planungen und der Herangehensweise an die Reaktivierung einen realistischen Ansatz.
Mit einer Betriebssimulation, der die Annahme zugrunde liegt, dass nur ein Zug im Einsatz ist und alle früheren Haltepunkte anfährt, wurde errechnet, dass die Gesamtstrecke nur im Zwei-Stunden-Takt bedienbar ist. Daraus wurden vier Reaktivierungsstufen abgeleitet. Stufe eins sieht ein Minimalkonzept mit einer Bedienung zwischen Kall und Schleiden-Höddelbusch im Stundentakt vor. Darauf aufbauend werden Maßnahmen zur Umsetzung eines Stundentakts bis Schleiden ergriffen (zweite Phase). In der dritten Stufe ist der Ausbau für einen Stundentakt bis Hellenthal vorgesehen. Im Rahmen der letzten Stufe würde der technische Vollausbau für einen optimierten Stundentakt zwischen Kall und Hellenthal erfolgen.
Touristische Fahrten könnten das Angebot sinnvoll ergänzen
Die kumulierte Gesamtsumme dieser sogenannten Hochlaufstrategie läge bei rund 62 Millionen Euro. Im Ergebnis wurde vereinbart, dass go.Rheinland ein Gespräch mit DB InfraGO, dem Kreis Euskirchen und der Rurtalbahn GmbH organisiert. Dabei soll es um die Bereitschaft der DB InfraGO gehen, das Reaktivierungsvorhaben zu planen.
Für Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings ist vor allem wichtig, dass etwas passiert: „Nicht nur, dass die Anwohner das zerstörte Gleisbett täglich vor Augen haben, an einigen Stellen wird auch Müll abgelegt.“ In Olef beispielsweise gebe es den schönen Dorfplatz und gleich daneben kaputte Gleise. Da müsse Abhilfe geschaffen werden.
Die Rurtalbahn sei ein etabliertes Eisenbahnunternehmen aus der Region, das schon Erfahrung habe mit der Einführung eines stufenweisen Regelbetriebs. Touristische Fahrten könnten das Angebot sinnvoll ergänzen. „Wenn die Gleise erst einmal abgebaut sind, hat sich das Thema Bahnanbindung für Schleiden und Hellenthal für alle Zeiten erledigt“, betonte Pfennings.
„Wir haben mit go.Rheinland zusammen immer gesagt, dass es Fördermittel für den Wiederaufbau vom Bundesverkehrsministerium gibt. Das hat die Bahn AG verneint“, erklärt BuBI-Vorsitzender Wolfgang Heller. Die Frage sei nun abschließend geklärt. „Wir haben also eine gute Basis für eine Reaktivierung. Der Kosten-Nutzen-Koeffizient ist jetzt noch besser. Zusätzlich würde das Ministerium auch Mittel für die Reaktivierung bereitstellen.“ Das Konzept der Rurtalbahn sei eine Entlastung für die Bahn AG: „Die müsste jetzt nur noch den Antrag stellen.“