Nach den Umfragen von IHK und Handwerkskammer Aachen geben auch die Zahlen der Agentur für Arbeit Anlass zur Sorge im Kreis Euskirchen.
KriseWarum die neuen Arbeitslosenzahlen für den Kreis Euskirchen zu denken geben sollten

Das Gebäude der Bundesagentur für Arbeit in der Thoméstraße in Euskirchen.
Copyright: Johannes Bühl
Die Zahl der arbeitslos Gemeldeten im Kreis Euskirchen ist im Mai gestiegen. Waren im April noch 6389 Menschen arbeitslos gemeldet, nahm die Zahl im Mai auf 6423 um 34 zu. Das klingt nicht nach viel, gibt aus mehreren Gründen zu denken.
Untypisch Üblicherweise gehen die Zahlen der Arbeitslosen im Mai zurück – im vergangenen Jahr zum Beispiel um 51 von 6143 im April auf 6092 im Mai.
Das ist 2025 hingegen nicht der Fall. Im Mai verzeichnet die Agentur 1156 Zugänge in die Arbeitslosigkeit, im April waren es 96 weniger. Auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus: 1114 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit, im April waren es 37 mehr, die in die Erwerbstätigkeit gingen.
Chef der Agentur für Arbeit in Brühl nennt „konjunkturelle Schwächen“
Für diese Entwicklungen macht Ralf Holtkötter, Chef der Agentur in Brühl, zwei Faktoren verantwortlich: „Wir machen weiterhin konjunkturelle Schwächen aus. Der ausbleibende saisonale Aufschwung liegt einerseits weiterhin an der vorherrschenden Unsicherheit in den Unternehmen und zum großen Teil auch an einem bereits spürbaren Mangel an passgenauen Fachkräften.“
Krisensymptome Die neuen Zahlen aus Brühl, vor allem der ungewöhnliche Anstieg im Mai, passen ins Bild der beiden Frühjahrsumfragen von Industrie- und Handelskammer Aachen und Handwerkskammer Aachen, in denen die befragten Führungen der Betriebe im Kreis Euskirchen sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten auf das kommende halbe Jahr als schlecht bezeichneten. „Große Sorgenfalten im Kreis Euskirchen“ hatte die Handwerkskammer ausgemacht. Das Bild einer Wirtschaftskrise im Kreis setzt sich also mit den Zahlen aus Brühl immer mehr zusammen.
Offene Stellen Die Zahl der von den Arbeitgebern angegebenen offenen Stellen ist von April auf Mai gesunken – von 1511 auf 1448. Vor einem Jahr lag die Zahl bei 1729. An neuen offenen Stellen wurden der Agentur aus dem Kreis Euskirchen in diesem Mai 235 gemeldet, im Vormonat April suchten die Arbeitgeber noch 21 potenzielle Mitarbeiter mehr.
Fachkräfte gesucht, aber Nicht-Qualifizierte haben es schwer
Der Arbeitsmarkt im Kreis zeige zwei Gesichter, fasst Agenturchef Holtkötter zusammen: „Während einerseits Fachkräfte in vielen Branchen stark nachgefragt sind, geraten Menschen ohne berufliche Qualifikation zunehmend ins Abseits. Wer keine formale Ausbildung hat, findet immer seltener Anschluss.“
Umso wichtiger sei es, dass Qualifizierungsangebote gezielt genutzt würden, das gelte für Arbeitssuchende, Beschäftigte und Betriebe gleichermaßen: „Auch die Unternehmen der Region sind gut beraten, jetzt in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten zu investieren. Das ist nicht nur ein Appell, sondern strategische Notwendigkeit.“ Wer jetzt in Qualifizierung investiere, sichere sich Wettbewerbsvorteile auf einem angespannten Fachkräftemarkt, mahnt Holtkötter.
Im Bund fehlt der Rückenwind, im Kreis Euskirchen herrscht Gegenwind
Sozialausgaben Der Kreis muss sich auf mehr Ausgaben im Sozialbereich einstellen. Die Zahl der vom Jobcenter EU aktiv (gemeinsame Einrichtung des Kreises Euskirchen und der Arbeitsagentur) betreuten Arbeitslosen in der Grundsicherung (SGB II) ist im Mai um 44 gestiegen. Aktuell sind 4036 Frauen und Männer beim Jobcenter EU arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 66 gestiegen.
Langfristige Entwicklung Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen blieb im Kreis Euskirchen im Vergleich zum Vormonat zwar unverändert bei 5,9 Prozent. Im Mai 2025 betrug die Arbeitslosenquote allerdings noch 5,6 Prozent.
Nicht im Trend Dass im Kreis die Zahl der Arbeitslosen im Mai zunahm, liegt nicht im Bundestrend. Bundesweit nahm die Zahl der Arbeitslosen zwar auch nicht in dem Maße ab wie üblich in diesem Monat, aber im Gegensatz zum Kreis sank sie, wenn auch nur leicht.
„Der Arbeitsmarkt bekommt nicht den Rückenwind, den er für eine Trendwende bräuchte“, so Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles. Im Kreis Euskirchen herrscht aber Gegenwind.
Der Blick in die Kommunen
In den Kommunen im Kreis Euskirchen sowie im Kreis Düren und in der Stadt Heimbach stellte sich die Situation Ende Mai 2025 auf dem Arbeitsmarkt wie folgt dar (Arbeitslose/Offene Stellen):
- Kreis Euskirchen: 6423/ 1484
- Bad Münstereifel: 440/ 120
- Blankenheim: 291/ 45
- Dahlem: 122/ 21
- Euskirchen: 2439/ 513
- Hellenthal: 234/ 65
- Kall: 313/ 74
- Mechernich: 816/ 149
- Nettersheim: 156/ 44
- Schleiden: 475/ 94
- Weilerswist: 523/ 112
- Zülpich: 614/ 247
- Kreis Düren: 11.305/ 1392
- Heimbach: 155/23