Inflation und steigende PreiseMilchviehbetriebe im Kreis Euskirchen in Sorge

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Zehn der ausgezeichneten Milchviehlandwirte aus dem Kreis Euskirchen mit ihren Auszeichnungen

Zahlreiche Landwirte aus dem Kreis wurden für ihre Erfolge ausgezeichnet - doch auch Herausforderungen machen den Landwirten zu schaffen.

Die Zahl der Milchviehbetriebe im Kreis Euskirchen bleibt niedrig. Inflation und Preisschwankungen machen den Betrieben zu schaffen.

Noch 61 Haupterwerbslandwirte im Kreis sind als Milchbauern aktiv und Mitglieder im Kreisverband für Holstein-Rinderzucht. Die Besitzer der Jahresbesten der 6209 im Herdbuch des Kontrollbezirks registrierten Kühe wurden jetzt prämiert.

Im Eifel-Café Genz auf dem Margaretenhof bei Keldenich überreichte Andreas Ramminger, Geschäftsführer des Kreisvereins, die Urkunden an die Betriebsinhaber, mit denen unter anderem die Milch-Lebensleistung der Kühe gewürdigt wird. „Eine 200.000-Liter-Kuh, wie es sie anderswo in Deutschland schon vereinzelt gibt, ist im Kreisgebiet noch nicht dabei“, so Ramminger. Jedoch kommen einige Kühe schon an diese magische Grenze heran.

Auf den Höfen in Euskirchen wird auf schonende Tierhaltung geachtet

Auf dem Pützerhof in Udenbreth zum Beispiel tun offenbar Heinzbert Pützer und Sohn Florian – der 21-Jährige will im kommenden Jahr seine Ausbildung zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt beenden – einiges dafür, dass ihre 90 Holstein-Milchkühe in die höchsten Leistungsbereiche bei der Milchproduktion kommen können. „Wir sorgen dafür, dass es unseren Kühen gut geht. Dann bringen sie auch die Leistung und werden alt“, so Heinzbert Pützer, der für seine langfristigen Zuchtbemühungen ausgezeichnet wurde.

Bei Pützers und den anderen ausgezeichneten Milchviehbetrieben sind Laufhaltung im Klimastall und viel Auslauf auf den Weiden schon lange Standard. Zudem werden recht häufig Melkroboter eingesetzt – alles Faktoren, die die Tiere schonen und ihrem Besitzer wertvolle Milcherträge garantieren. „Normalerweise werden Milchkühe um die sechs bis acht Jahre alt, die Hochleistungszuchtkühe aber bis zu 16 Jahre“, so Andreas Ramminger.

Er sieht allerdings die grundsätzliche Lage der Branche nach wie vor eher skeptisch. Er sei seit 30 Jahren im Verband aktiv: „Damals waren es mehr als 200 Milcherzeugerbetriebe, heute sind es noch 61.“ Die Tendenz sei bestenfalls stabil, eher weiter sinkend.

Schwankungen beim Milchpreis und gestiegene Futterkosten machen Betrieben Sorgen

Die Ursachen für das anhaltende Höfesterben sind bekannt. Etwa die Betriebsgröße. Sie liegt im Kreisgebiet bei rund 110 Kühen. „Mehr können die Landwirtsfamilien nicht bewirtschaften“, so Ramminger. Vor allem aber bereiten die erheblichen Schwankungen beim Milchpreis nach wie vor Sorgen. Im vergangenen Jahr lag er bei bis zu über 55 Cent den Liter, was für die Betriebe als rentierlich gelte. Aktuell sei er wieder auf 45 bis 47 Cent gefallen, so Ramminger.

Andere Kosten, etwa für die Futtermittel, sind weiter gestiegen, so Heinzbert Pützer. Eine Konsequenz all dessen ist, dass im Gegensatz zum Pützerhof bei etwa die Hälfte der 61 Milcherzeugungsbetriebe die Nachfolgefrage noch nicht entschieden ist.

Auch in Udenbreth gab es einmal um die 30, vor allem kleine Milchbauern, so Heinzbert Pützer. Aktuell seien es drei. Wer Landwirt mit Milchvieh werden wolle, brauche Liebe zu den Tieren, technisches Verständnis – „und man muss bereit sein, früh aufzustehen“. Das Wichtigste aber: „Wenn man das alles nicht gerne macht, dann kann man es einfach vergessen.“


Ausgezeichnete Landwirte

Die Ehrentafel des Kreisvereins für Holstein-Rinderzucht Euskirchen erhielten Heinzbert Pützer, Hellenthal; Sebastian Bützler, Bad Münstereifel; Stefan Struben, Schmidtheim.

Die Silberne Medaille der Landwirtschaftskammer NRW ging an Stefan Breuer, Mechernich, für seine Elite-2-Kuhfamilie; an Helmut Schmitz, Mechernich, und Heinzbert Pützer jeweils für ausgezeichnete Qualitätsmilcherzeugung mit konstitutions- und konditionsstarken Tieren.

Die Ehrenurkunde der Rinder-Union West für Lebensleistungen von mehr als 100.000 Kilo Milch einer Kuh erhielten Gregor Wawer, Dahlem; Michael von Kann, Dahlem; Jakobs-Thelen GbR, Kall; Rheinischer Verein für katholische Arbeiterkolonien, Blankenheim; Stefan Struben, Schmidtheim; Helmut Schmitz, Mechernich; Nie The KG, Kall; Rainer Müller, Nettersheim; Stefan Breuer, Mechernich; Heinzbert Pützer, Hellenthal.

Für Zuchtelite-Kühe ausgezeichnet wurden Wilfried Dahmen, Mechernich; Seidenfaden GbR, Mechernich; Heinzbert Pützer, Hellenthal. Eine Ehrung für eine Elite-1-Kuhfamilie erhielt die Seidenfaden GbR. (sli)

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