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Wache in MechernichDarum hat das Unternehmen IMS den Zuschlag beim Rettungsdienst bekommen

7 min
Das Bild zeigt einen Moment der Katastrophenschutzübung in Hellenthal. Zu sehen sind viele Rettungsdienstler.

Bei einer Katastrophenschutzübung im Schoeller Werk in Hellenthal trainierten im September auch die unterschiedlichen Rettungsdienst-Organisationen den Ernstfall. Durch die IMS GmbH ist die Palette der Dienstleister in diesem Bereich erweitert worden.

Neben dem Kreis Euskirchen, dem Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern gibt es nun ein viertes Unternehmen, das mit Rettungsdienst beauftragt ist.

Seit dem 1. Oktober verstärkt die IMS Rettungsdienst und Katastrophenschutz gGmbH den Rettungsdienst im Kreis Euskirchen. Bisher war der Rettungsdienst in den Händen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Malteser Hilfsdienstes und des Kreises selbst. Nun ist auch das Unternehmen IMS hinzugekommen, das seinen Ursprung in Sankt Oswald-Riedlhütte hat, einer Gemeinde in Niederbayern.

Das Unternehmen betreibt in ganz Deutschland Rettungsdienststandorte, von Rostock über Frankfurt bis München. Nun hat IMS auch die Rettungswache 2 an der Peterheide im Portfolio. Die bisherige, vom Kreis-Rettungsdienst betriebene Wache am Kreiskrankenhaus, bleibt unverändert bestehen.

Vertrag mit IMS läuft über fünf Jahre

Der Vertrag mit IMS läuft nach Angaben des Kreises Euskirchen über fünf Jahre. „Der Start lässt sich sehr gut an. Wir sind zufrieden“, sagt Geschäftsbereichsleiterin Julia Baron. Ausstattung und Betrieb der Rettungswache waren vom Kreis europaweit ausgeschrieben worden. „Das Ganze aber mit einer sogenannten Bereichsauswahl. Dadurch können wir die Auswahl auf gemeinnützige Organisationen beschränken“, sagt Baron.

Die Wahl sei auf IMS, eine gemeinnützige GmbH, gefallen, weil das Unternehmen das wirtschaftlichste Angebot abgegeben habe. In der Ausschreibung seien Qualitätskriterien fixiert worden, um einen Standard zu garantieren, ergänzt Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis. Wie er berichtet, mussten die Bewerber unter anderem genau festlegen, wie sie mit personellen Engpässen umgehen und darauf reagieren.

DRK bewirbt sich, geht aber leer aus, nimmt es aber sportlich

Das DRK ging bei der Vergabe leer aus. Zwar sei das Ergebnis bedauerlich, doch gehöre ein solcher Ausgang zum Wesen öffentlicher Ausschreibungen, betont Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker: „Wenn man ausschreibt, birgt das immer ein gewisses Risiko. Wenn es dann anders kommt, wundern sich alle – aber das ist Teil des Prozesses.“ Seit vielen Jahren ist das DRK im Kreis Euskirchen im Rettungsdienst fest etabliert und betreibt auch weiterhin die Wachen in Rescheid, Tondorf und Zülpich.

„Wir waren da natürlich ein Stück weit verwöhnt, weil wir über Jahrzehnte hinweg oft den Zuschlag bekommen haben“, so Klöcker. Dass es diesmal anders kam, habe nicht zwangsläufig mit überhöhten Preisen zu tun. Ausschlaggebend könnten auch Kalkulationsfaktoren sein – etwa der Umgang mit krankheitsbedingten Ausfällen. „Wenn man beispielsweise eine halbe Stelle mehr einplant, um einen höheren Krankenstand abzufedern, kann das schon den Ausschlag geben. Dann ist der eine Anbieter eben etwas günstiger als der andere – und bekommt den Zuschlag“, erklärt Klöcker.

Wer in Bayern Rettungsdienst fährt, kann das in der Regel auch hier.
Rolf Klöcker, Kreis-Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz

Entscheidungen werden zunächst auf Basis der eingereichten Unterlagen getroffen. Ob sich das Modell in der Praxis bewährt, müsse sich zeigen. Klöcker erinnert an den Fall, als ein bis dato in der Region unbekannter Dienstleister den Zuschlag für den Betrieb der Geflüchtetenunterkunft in Marmagen erhielt. Die Bezirksregierung zog schließlich die Reißleine, und das DRK erhielt den Auftrag. Davon geht Klöcker in diesem Fall nicht aus. Im Fall der Mechernicher Wache habe ein Unternehmen den Zuschlag erhalten, das augenscheinlich sehr gut aufgestellt sei: „Wer in Bayern Rettungsdienst fährt, kann das in der Regel auch hier.“

In einem Punkt, der jedoch nichts mit dem eigentlichen Betrieb einer Rettungswache zu tun hat, sieht er das DRK durch seine zusätzliche und enorm schlagkräftige Freiwilligen-Organisation besser aufgestellt: „Wenn es zu einem Massenanfall von Verletzten kommt, steht das Rote Kreuz traditionell mit vielen Helferinnen und Helfern, Fahrzeugen und Material bereit.“

Malteser hatten sich bewusst nicht auf Mechernich beworben

Trotz der Enttäuschung zeigt sich Klöcker sportlich: „Das ist Ausschreibung. Da ist immer ein Risiko dabei, dass jemand anderes günstiger bietet – manchmal reicht schon ein Euro Unterschied.“ Das DRK will sich keineswegs zurückziehen. „Wenn der neue Rettungsdienstplan verabschiedet wird und die Leistungen erneut ausgeschrieben werden, werden wir uns natürlich wieder bewerben“, so Klöcker.

Im Gegensatz zum DRK hatte der Malteser Hilfsdienst bei der Mechernicher Rettungswache seinen Hut bewusst nicht in den Ring geworfen – eine ungewöhnliche Entscheidung, aber eine, die nach Überzeugung von Ralf Bischoni, Leiter Rettungsdienst NRW der Malteser, konsequent ist. „Wir machen nur das, was wir auch wirklich gut machen können – und das dann vernünftig und zu wirtschaftlich tragfähigen Bedingungen“, erklärt er: „Nach dem starken Wachstum der vergangenen Jahre wollten wir uns jetzt auf Konsolidierung und Qualitätssicherung konzentrieren.“

Das Bild zeigt das Gebäude in Mechernich, in dem nun eine Rettungswache untergebracht ist.

Die Rettungswache Mechernich 2 ist an der Peterheide stationiert. Während der Corona-Pandemie war dort ein Testzentrum.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Malteser im Kreisgebiet deutlich gewachsen: Hatten sie zunächst eine Rettungswache betrieben, sind es nun mit Bad Münstereifel, Euskirchen, Marmagen und Weilerswist vier. „Das war ein erheblicher Aufwuchs, den wir gut gestemmt haben“, betont Bischoni: „Aber wir wollen unsere Kräfte gezielt einsetzen – und nicht auf allen Hochzeiten tanzen.“ Es habe zum derzeitigen Zeitpunkt einfach die Infrastruktur gefehlt, um sich um den Standort Mechernich zu bewerben, so Bischoni.

Auch der Rettungsdienstbedarfsplan, der in diesem Jahr verabschiedet werden soll, spiele eine Rolle. Er sieht an bestehenden Standorten teils Erweiterungen vor. „Darauf bereiten wir uns gezielt vor. Wenn man an zu vielen Stellen gleichzeitig wächst, leidet irgendwann die Qualität – und das ist nicht unser Anspruch“, sagt Bischoni. Ein wichtiger Aspekt sei zudem der Fachkräftemangel: „Rettungsfachkräfte wachsen nicht auf Bäumen – das betrifft alle Organisationen gleichermaßen. Deshalb setzen wir lieber auf stabile Strukturen, gut ausgebildete Teams und verlässliche Abläufe.“

15 Mitarbeiter der IMS in Mechernich

Die Malteser gelten, so Bischoni, im Kreis Euskirchen als verlässlicher Partner im Rettungsdienst: „Wir haben ein solides Tarifwerk, das klare Regelungen schafft. Vielleicht sind wir dadurch nicht immer die günstigsten Anbieter – aber wir stehen für Qualität, Verlässlichkeit und gute Arbeitsbedingungen.“

Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsdiensten im Kreis sei gut. „Mit dem Deutschen Roten Kreuz und den Kolleginnen und Kollegen der anderen Organisationen arbeiten wir partnerschaftlich zusammen. Haupt- und Ehrenamt greifen bei uns eng ineinander – das ist eine unserer großen Stärken.“ Für die Zukunft sieht Bischoni die Malteser im Kreis Euskirchen gut aufgestellt. „Wir wollen weiter wachsen – aber mit Augenmaß. Nicht Wachstum um jeden Preis, sondern ein Ausbau, der die Qualität unserer Arbeit erhält und stärkt.“

Und IMS? Das Unternehmen fühlt sich nach Angaben von Pressesprecher Florian Ziegler bereits wohl in der Region. Rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Wache Mechernich sowie in administrativen und organisatorischen Bereichen tätig. Neben neuen Kräften nutzten auch mehrere Beschäftigte die Chance, wohnortnah zu wechseln. „Die Expansion nach Mechernich ist für uns eine tolle Möglichkeit, unsere bewährten Konzepte und unsere langjährige Erfahrung im Rettungsdienst in einem neuen Umfeld einzubringen“, erklärt Ziegler. Der Auftrag passe ideal zur strategischen Ausrichtung. Man freue sich auf die Zusammenarbeit im Kreis Euskirchen.


Rettungsdienst im Kreis Euskirchen wird sich verändern

Zu Veränderungen wird es in den kommenden Jahren im Rettungsdienst kommen, wenn der Rettungsdienstbedarfsplan von Kostenträgern und Politik so abgesegnet wird, wie sich das Landrat Markus Ramers, Geschäftsbereichsleiterin Julia Baron und Martin Fehrmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr beim Kreis, vorstellen.

Ein deutliches Plus ist im Entwurf vorgesehen: mehr Rettungswachen, mehr Fahrzeuge, mehr Personal. Einen Ressourcenmehrbedarf von 40 Prozent hatte Baron bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Zwei zusätzliche und zahlreiche neue Rettungswachen, neun zusätzliche Fahrzeuge, 50 zusätzliche Stellen. Mit dieser Aufstockung will der Kreis den kontinuierlich steigenden Einsatzzahlen Rechnung tragen, aber auch den Veränderungen begegnen, die sich durch die Schließung der Notaufnahme im Schleidener Krankenhaus ergeben haben.

Neue Rettungswachen wird es in der Gemeinde Kall und der Stadt Bad Münstereifel geben. In Kall ist zwar seit einiger Zeit der zweite Mechernicher Rettungswagen stationiert, ein eigener Wachstandort ist es aber bislang nicht. Bad Münstereifel wird eine zweite Wache im Höhengebiet, vermutlich im Bereich Scheuerheck, erhalten.

Einen neuen Standort erhält die Wache in Bad Münstereifel. Sie wurde von der Flut zerstört und ist aktuell in Containern beheimatet. Künftig wird sie weiter nördlich Richtung Iversheim sein. Die bisherige Wache Tondorf wird in die Gemeinde Blankenheim umziehen, die Marmagener in die Gemeinde Dahlem – voraussichtlich in den Bereich Schmidtheim. Die Wache Weilerswist, aktuell in Großvernich, wird in Richtung der Grenze zu Zülpich verschoben. Möglicherweise wird sie mit dem geplanten Feuerwehrgerätehaus kombiniert. In Euskirchen bleibt die Wache am Kreishaus bestehen, die zweite wird vom Schwalbenberg in Richtung Südstadt/Roitzheim umziehen.

Unverändert bleiben die Standorte Mechernich, Rescheid und Zülpich sowie zunächst Schleiden. Die dortige Wache ist am Brandschutzzentrum angesiedelt. Der Standort dürfte jedoch nicht in Stein gemeißelt sein, da der Kreis an einem Konzept für ein neues Gefahrenabwehrzentrum arbeitet.

Die exakten Standorte für die neuen Rettungswachen sind noch nicht festgelegt. Genauso wenig steht fest, ob neugebaut oder bestehende Objekte gemietet werden. Da Neubauprojekte nicht von jetzt auf gleich zu realisieren sind, sind laut Baron auch Interimslösungen mit Containern denkbar. (rha)