Das Konzept Mobil im Kreis Euskirchen, kurz Mike, ist eine Erfolgsgeschichte. Die Zahl der Fahrgäste und der Fahrten ist gestiegen.
ÖPNVMike beförderte 270.000 Menschen durch den Kreis Euskirchen – Mechernich besonders beliebt

Mike ist ein Erfolgsmodell im Kreis Euskirchen für den ÖPNV. Mit dem Nachfolger für den Taxibus schreibt der Kreis gute Zahlen bei der Personenbeförderung.
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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 39,3 Prozent mehr Fahrgäste als 2023 und eine Fahrtensteigerung um 22,7 Prozent auf insgesamt 128.042 Fahrten. Dabei wurden nach Angaben des Kreises Euskirchen 270.436 Menschen mit Mike befördert.
Mike steht seit einem Jahr für „Mobil im Kreis Euskirchen“. Auch der sogenannte Besetzungsgrad fällt höher aus als die Vergleichszahl im Jahr 2023. Waren es da im Durchschnitt 1,86 Fahrgäste pro Fahrt, so steigerte sich die Zahl laut Kreis im vergangenen Jahr auf 2,11.
Viele Nutzer im Kreis Euskirchen sind Stammkunden
Eine Befragung der Mike-Fahrgäste habe ergeben, so der Kreis, dass die Fahrgäste überwiegend zwischen 18 und 65 Jahre alt sind und Mike mehrmals pro Woche oder sogar täglich nutzen. Die Fahrgäste seien überwiegend Stammkunden. „Die Menschen fahren mit Mike vor allem zur Schule oder Ausbildung und zur Arbeit. Zu Versorgungs- oder Freizeitzwecken wird Mike eher seltener genutzt“, stellt Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, fest.
Der Erfolg des Mike-Systems spreche für sich. „Mit einer Fahrgaststeigerung von mehr als 39 Prozent und einem deutlich verbesserten Besetzungsgrad zeigt sich, dass wir mit der Neuausrichtung des Angebots auf dem richtigen Weg sind“, so Blindert: „Die Zahlen belegen eindrucksvoll, wie sehr Mike inzwischen zum Rückgrat des Alltagsverkehrs im Kreis Euskirchen geworden ist – besonders für Pendlerinnen, Pendler und Auszubildende.“
Würde man das Mike-Angebot, das überwiegend im Stundentakt besteht, in ein reguläres Busangebot umwandeln, lägen die Kosten um ein Vielfaches höher.
Das Angebot lief bis vor zwei Jahren noch unter der Bezeichnung „Taxibus“. Mit der Umbenennung in Mike gab der Kreis ordentlich Gas. Er warb intensiv dafür und machte das Projekt noch bekannter. Mit Erfolg: Zwar benötigt Mike weiterhin einen Zuschuss in Höhe von 3,54 Millionen Euro.
Auch wenn sich der Zuschussbedarf damit um fast 800.000 Euro erhöht habe, dürfe nicht verkannt werden, „dass das Mike-System an sich erheblich zur Kosteneinsparung beiträgt“, so der Kreis. Achim Blindert: „Würde man das Mike-Angebot, das überwiegend im Stundentakt besteht, in ein reguläres Busangebot umwandeln, lägen die Kosten um ein Vielfaches höher. So liegt das Mike-Angebot bei rund sieben Millionen Kilometer pro Jahr – nachgefragt werden rund 1,3 Millionen Kilometer. Und nur das wird bezahlt.“ Der Zuschussbedarf pro Fahrgast liege mit 13,08 Euro niedriger als 2023 (14,11 Euro).
Für Mike gibt es 556 virtuelle Haltestellen
Insgesamt gibt es nach Angaben des Kreises 556 virtuelle Haltestellen. Davon befinden sich 38 in Kall, 106 in Mechernich, 97 in Hellenthal, 33 in Nettersheim, 20 in Weilerswist und 25 in Zülpich. In Bad Münstereifel gibt es 85 virtuelle Haltestellen, in Dahlem 61, in Blankenheim 48 und in Schleiden 43.
Das Haltestellennetz in den Kommunen ergebe ein sehr viel dichteres und zugänglicheres Netz für den Fahrgast, zumal die virtuellen Haltestellen teils abseits der Hauptverkehrsachsen und näher an Wohngebieten Platz finden. So mancher Fahrgast könne sich damit über einen deutlich kürzeren Fußweg bis zur nächsten Einstiegshaltestelle freuen, heißt es vom Kreis.
Haltestellen bieten einen komfortablen Zugang zum ÖPNV
„Diese Haltestellen bieten dem Fahrgast einen ergänzenden und komfortablen Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr im Kreis“, sagt der Allgemeine Vertreter des Landrats.
Was als Pilotprojekt noch als „TaxiBus“ in den beiden Kommunen Dahlem und Bad Münstereifel im Mai 2022 startete, entwickelte sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 zu einem regulären, festen Bestandteil des Mike-Systems. Seitdem profitieren alle Kommunen im Kreis mit Ausnahme der Stadt Euskirchen – hier gibt es die SVE – von der erweiterten Flexibilität mittels der virtuellen Haltestellen.
Die beliebtesten Strecken von Mike starten in Mechernich
Die beliebtesten Linien starten in Mechernich. Die Linie 888 (Mechernich – Floisdorf – Kommern) beförderte nach Angaben des Kreises im vergangenen Jahr 20.458 Fahrgäste – auf 7650 Fahrten. Die Linie 811 zwischen Mechernich und Zülpich nutzten 19.868 Fahrgäste – bei 7793 Fahrten. Damit fanden auf der 811 die meisten Mike-Fahrten im Jahr 2024 statt. Auf der Linie 839 (Hellenthal – Losheim) sitzen durchschnittlich mit 2,9 Fahrgästen die meisten Menschen pro Tour im Bus.
Die geringste Fahrtenabrufung liegt mit 2,2 Prozent laut Kreis auf der Linie 895 zwischen Urftsee – Gemünd – Wolfgarten. Auf der Linie 889 (Zülpich – Bessenich) wurden im vergangenen Jahr nur 130 Menschen Fahrgäste transportiert.
Insgesamt wurden laut Kreis im ersten Quartal 2025 gut 71.000 Mike-Fahrgäste befördert. Die Fahrtenzahl lag bei knapp 33.000. Insgesamt wurden knapp 337.000 Kilometer gefahren.
Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 wurden in 2025 insgesamt knapp 11.300 Fahrgäste mehr befördert. Auch die Fahrtenzahl liegt um knapp 3.600 Fahrten höher als im gleichen Zeitraum 2024. Vergleicht man das erste Quartal 2025 allerdings mit dem vierten Quartal 2024 zeigt sich ein anderes Bild. Im ersten Quartal 2025 wurden knapp 3000 Fahrgäste mit 900 Fahrten weniger gefahren als im vierten Quartal 2024.
So funktioniert Mike
Über das Online-Buchungssystem auf www.rvk.de/meinefahrtbestellen oder über die RVK-App kann gebucht werden, alternativ auch telefonisch über die RVK-Mobilitätszentrale unter Tel. 0 24 41 / 99 45 45 45. Mike muss spätestens 30 Minuten vor der im Fahrplan abgedruckten Abfahrtzeit gebucht sein. Auch Dauerbuchungen sind möglich. Flyer bieten eine Übersicht über die jeweils an den Standorten vorhandenen virtuellen Haltestellen. Sie sind über die Kommunen und den Kreis Euskirchen erhältlich. In den regulären Mini- und Aushangfahrplänen sind die virtuellen Haltestellen aufgrund ihrer Vielzahl nicht enthalten.
Barrierefreier Ausbau von Haltestellen kommt nur langsam voran
Der Kreis Euskirchen baut aktuell Haltestellen für die Kommunen barrierefrei aus – Ausnahmen bilden Euskirchen und Nettersheim. 71 dieser Haltestellen hat der Kreis dafür priorisiert. Insgesamt sollen 335 Haltestellen umgebaut werden. Nach Angaben der Kreisverwaltung sind – Stand heute – 34 Haltestellen in den Kommunen barrierefrei ausgebaut worden. Der Abschluss der Arbeiten ist für Sommer 2026 geplant.
Dem Kreis zufolge haben sich zwischenzeitlich die Förderrichtlinien geändert. Daraus habe sich für den Kreis ein Vorteil ergeben, wie die Verwaltung mitteilt. So sei der Anteil der geförderten Planungsleistungen von drei auf zehn Prozent der Baukosten gestiegen. Der Bau der Haltestellen selbst wird laut Kreis komplett vom Zweckverband Go.Rheinland übernommen. Für die Kommunen bedeutet das, dass sie lediglich die Planungskosten, die ja zu zehn Prozent gefördert werden, tragen müssen.
Die lange Bearbeitungsdauer des Projekts sei der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe geschuldet, so die Kreisverwaltung. Aber auch das verfügbare Personal sei nicht immer im notwendigen Umfang vorhanden gewesen. Auch der hohe Abstimmungsaufwand – unter anderem mit Straßen NRW – habe sich negativ ausgewirkt. „Um den weiteren barrierefreien Ausbau der Haltestellen voranzutreiben, sollten die Kommunen in Zusammenarbeit untereinander den Ausbau in eigener Zuständigkeit übernehmen“, heißt es in der Vorlage für den Mobilitätsausschuss, der am Mittwoch, 4. Juni, im Kreishaus tagt.
Mit Blick auf den Zeitrahmen der Förderung sei eine „umgehende Befassung mit der Thematik geboten“. Die Kapazitäten der Kreisverwaltung würden in Anbetracht des relativ engen Zeitfensters nicht ausreichen, die große Zahl an noch auszubauenden Haltestellen zu bewältigen. Der Kreis will den Kommunen aber unter die Arme greifen, das Konzept fortschreiben und dabei prüfen, ob wirklich jede Haltestelle ausgebaut werden soll.