NachrufWolfgang Rau war ein Lokaljournalist mit scharfem Blick und spitzer Feder

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Ein Porträtbild des Journalisten.

Wolfgang Rau leitet lange Zeit die Redaktionen des Kölner Stadt-Anzeigers in Euskirchen und Rhein-Erft.

Wolfgang Rau, langjähriger Redaktionsleiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Euskirchen und Rhein-Erft, ist in Folge von kurzer schwerer Krankheit gestorben.

„Datt Schwazze senn de Buchstabe“ war einer seiner Lieblingssätze: Guckt genau hin, was da steht. Es gilt das geschriebene Wort, aber das Entscheidende war bei ihm oft zwischen den Zeilen zu finden. Wolfgang Rau (72), der langjährige Redaktionsleiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Kreis Euskirchen, Meister des geschriebenen Wortes und geschliffener Kommentare, ist tot.

Er erlag am Sonntagmorgen einer kurzen schweren Krankheit. Der am 21. Juni 1951 in Kommern geborene und in Eicks lebende Journalist und Redakteur hinterlässt Ehefrau Marinette und seine Söhne Alexander und Ferdinand. Seine sterblichen Überreste werden am Donnerstag, 19. Oktober, auf dem Kommerner Friedhof beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt um 15 Uhr im Bestattungshaus Ernst.

Kollegen schätzten humorvolle und straffe Redaktionsleitung

Der Diplom-Volkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung machte sich in den späten 1970er-Jahren einen Namen als investigativer Lokalredakteur mit der Aufdeckung der Bleiverseuchung im Raum Kall/Mechernich. Zusammen mit dem späteren DGB-Landesvorsitzenden Dieter Mahlberg brachte Rau Zahlen und Kartenmaterial an die Öffentlichkeit, die millionenteure Rekultivierungs- und Bodenabdeckungsmaßnahmen nach sich zogen.

Beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ war Wolfgang Rau zunächst Freier Mitarbeiter, ab April 1978 Redakteur, dann Stellvertreter der Redaktionsleitung, die er 1993 von seinen Vorgängern übernahm. 1990 verbrachte er zudem eine Zeit als „Austausch-Redakteur“ bei der Mitteldeutschen Zeitung in Jessen (Halle), und im Jahr 2000 war er kurzzeitig Ressortleiter beim „Kölner Morgen“.

Seine Kollegen vor Ort, aber auch seine Vorgesetzten in Köln schätzten Wolfgang Rau insbesondere auch aufgrund seiner straffen wie humorvollen Redaktionsleitung, seines exzellenten Schreibstils und seiner in jeder Hinsicht treffenden Kommentare. Unvergessen seine Rezension des Bands eines Lyrikers, der einem seiner Werke den Titel „Ich weiß, dass ich nichts kann“ gegeben hatte: „Dem ist nichts hinzuzufügen!“

Wolfgang Rau war Mentor für viele Journalisten

Unter Wolfgang Rau avancierte die Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu einer jungen, dynamischen und investigativen Kraft. Die Kollegen um den gebürtigen Kommerner nahmen ihre Kontrollfunktion über Politik und öffentliche Hände ausgesprochen ernst. Als sich im Raum Kommern/Mechernich eine Scientology-Szene entwickelte, waren Rau und Kollegen zeitweise sogar gezwungen, unter Pseudonymen zu arbeiten.

Bis zu seinem Ruhestand am 1. Januar 2015 leitete Wolfgang Rau noch einige Zeit die Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und später zusätzlich auch der Kölnischen Rundschau im benachbarten Rhein-Erft-Kreis.

Chefredaktion des "Kölner Stadt-Anzeiger" äußert Betroffenheit

„Die Nachricht von Wolfgangs Tod hat uns sehr betroffen gemacht“, sagt Michael Greuel, Mitglied der Chefredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Kontakt sei auch während des Ruhestands nie ganz abgerissen. Bis zuletzt habe Rau seinen ehemaligen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wenn sie ihn benötigten. „Seinen geschärften Blick auf die aktuellen Geschehnisse, aber auch auf die Zeitung hat er nie verloren. Seine Hinweise waren immer sehr wertvoll. Wir werden ihn sehr vermissen.“

Beiträge von ihm erschienen auch in Jahrbüchern und Anthologien. Unter ihm war die Lokalredaktion Euskirchen eine in Dortmunder Studienführern hochgelobte Ausbildungsredaktion, allerdings mit dem Zusatz „Vorsicht, Sprachprobleme!“, was auf einen exzessiven Gebrauch des rheinischen Sprachidioms hindeutete.

Wolfgang Rau nahm sich immer Zeit für jüngere Kollegen

Der kollegiale Umgang war sprichwörtlich rau, aber herzlich. In den Redaktionskonferenzen wurde mitunter hart gerungen, aber – oft nach einem Machtwort des Chefs – die „Redaktionsmeinung“ nach außen gemeinsam energisch vertreten. Viele Kollegen, die unter Wolfgang Rau ihr journalistisches Handwerk erlernten oder entwickelten, haben publizistisch Karriere gemacht.

Er nahm sich immer Zeit für jüngere Kollegen und deren Texte, bildete im wahrsten Sinne des Wortes aus und war ein großartiger Mentor. Auch bei privaten Problemen ließ Wolfgang Rau seine Mannschaft nie im Stich. Manch einem Kollegen wurde er im Laufe der Jahre wahrlich zum Freund.

Auch in der Stadt Mechernich war und ist Wolfgang Rau ein bekannter Mann, der sich allerdings seit seiner Zurruhesetzung vor neun Jahren aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte. Mit seiner Frau Marie verband ihn eine rund 40 Jahre lange Zweierbeziehung, seine Söhne Alex und Ferdi sind erwachsen. Die Familie hat die „Landschaften des Lebens in all ihren Eigenarten“ gemeinsam durchschritten, wie es in der Todesanzeige heißt: „Nun bist Du in einer anderen Welt und hältst Deine schützende Hand über uns.“ (red)

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