NeuerscheinungJahrbuch erinnert an die Flutkatastrophe im Kreis Euskirchen

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Zur Vorstellung des Kreisjahrbuchs trafen sich Vertreter des Kreises Euskirchen, der Stadt Euskirchen, des Weiss-Verlags sowie Autorinnen und Autoren. 

Kreis Euskirchen – Am 15. Juli 2021, es war ein Donnerstag, schien in Eicherscheid die Sonne, die Temperaturen waren angenehm. „Doch das unschuldig heitere Wetter verbreitete einen trügerischen Schein.“ So beschreibt Dr. Wilma Ruth Albrecht ihren ersten Eindruck vom Tag nach der Katastrophe. In Eicherscheid und etlichen anderen Orten hatte das Hochwasser eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Allein im Kreis Euskirchen starben 26 Menschen.

Albrecht zog es an jenem Morgen zur Erft. Dort traf sie einen jungen Familienvater an, der mit zwei Eimern Wasser aus dem Fluss schöpfte. „Er erklärte mir ungefragt, dass er das Wasser für die Toilettenspülung benötige. In der Nacht war die gesamte Trinkwasserversorgung auch in Eicherscheid ausgefallen.“

Zu Fuß unterwegs an der Erft

Diese Episode und andere Erinnerungen schildert Wilma Ruth Albrecht in „Sommerflut – Zu Fuß unterwegs an der Erft im Juli 2021“, einem Text im Jahrbuch des Kreises Euskirchen.

Alles zum Thema Technisches Hilfswerk

Landrat Markus Ramers stellte die Neuveröffentlichung jetzt in der Stadtbibliothek im Euskirchener Kulturhof der Presse vor. Die Flutkatastrophe in ihren zahlreichen Facetten bildet ein Schwerpunktthema des Kreisjahrbuchs, wie Ramers erklärte. Die unterschiedlichen Beiträge, so der Landrat, gewährten den Leserinnen und Lesern „interessante Einblicke, die vielen bisher verborgen geblieben sind“.

Riesige Müllberge

Albrechts persönlich gefärbte Beschreibungen und ein lyrischer Text von Jochen Arlt („Das Meer bei Houverath“) stehen, um einige Beispiele zu nennen, neben Berichten von Vertretern der Hilfsorganisationen wie DRK (Rolf Klöcker), Feuerwehr (Peter Jonas) und THW (Daniel Schwarzer) und auch der Bundeswehr. In anderen Aufsätzen geht es um die Auswirkungen der Flut auf die Archive im Kreis Euskirchen und auf die Lebewesen in den Gewässern, ebenso um die riesigen Müllberge, die nach dem Hochwasser im Abfallwirtschaftszentrum des Kreises angehäuft wurden. Hans-Dieter Arntz hat zudem eine historische Betrachtung beigesteuert: „Frühere Jahrhundertfluten in Münstereifel und Euskirchen“.

Apropos Euskirchen: Der Ort der Buchvorstellung sei „nicht zufällig“ ausgewählt worden, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt in seiner Funktion als Gastgeber: „Unser Kulturhof war ja auch stark betroffen von der Flut.“ Die Sanierung des Gebäudes an der Wilhelmstraße steht auch beispielhaft für den Wiederaufbau nach der Naturkatastrophe, den Heike Schneider im Jahrbuch beschreibt.

Stele erinnert an die 26 Todesopfer im Kreis Euskirchen

Manni Lang und Kreisarchivarin Heike Pütz widmen sich derweil der Gedenkstele am Kreishaus, die an die Todesopfer im Kreis Euskirchen erinnert. Die von Anna von Laufenberg entworfene Stele ziert auch das Titelbild des Jahrbuchs, das in einer Auflage von 5000 Stück im Weiss-Verlag erschienen ist.

Verlagsleiter Andreas Rohfleisch sagte, dass das Unternehmen sich sehr bemüht habe, das Buch weiter zu einem erschwinglichen Preis anzubieten. Eine Erhöhung auf 9,80 Euro sei aber unumgänglich gewesen. Für diesen immer noch kleinen Betrag werde eine ganze Menge geboten, sagte Landrat Ramers mit Anerkennung für die Autorinnen und Autorinnen, von denen einige zur Präsentation gekommen waren.

Jahrbuch erscheint seit 70 Jahren

Viele seien schon seit Jahrzehnten dabei, ergänzte Ramers und erwähnte neben Arntz auch Hans-Helmut Wiskirchen, von dem einer der Texte zum zweiten Schwerpunktthema („70 Jahre Jahrbuch“) stammt. Die Rubriken „Panorama“ und „Historisches“ und die Chroniken der Städte und Gemeinden runden den Inhalt des 240 Seiten umfassende Buches ab, das durchgehend farbig gestaltet ist.

Im nächsten Jahr stehen Klimawandel und Naturschutz im Mittelpunkt, wie Heike Pütz, um Autoren werbend, ankündigte. Sie hatte auch diesmal die Federführung bei der redaktionellen Arbeit. Unterstützung bekam sie von Wolfgang Andres und Corinna Lawlor von der Pressestelle.

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