NaturschutzIn Satzvey wird die Grube Rolf entbuscht – Refugium für viele seltene Arten

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Ein Mann in roter Jacke schiebt eine Schubkarre über ein offenes Gelände einer ehemaligen Tongrube.

Zum Arbeitseinsatz am Silvestermorgen trafen sich in der Grube Rolf rund 25 Helfer, um die ehemalige Sandgrube von Bewuchs freizuhalten.

Die Grube Rolf bei Satzvey steht unter Naturschutz und ist Rückzugsort für seltene Arten. Damit das so bleibt, rückten nun Ehrenamtler an.

Mitunter kommt gute Energie sofort zurück. Wie am Samstagvormittag bei den Freiwilligen, die sich zum Silvesterarbeitseinsatz im Naturschutz in der Grube Rolf bei Satzvey eingefunden hatten. Wie ein strahlender Diamant in einer Reihe von Kieselsteinen wirkte der sonnige Vormittag, der sich unversehens in die Kette der Regentage eingeschmuggelt hatte.

Vielleicht aber auch, weil noch gar kein Silvester war, sondern erst der Tag davor. „Wir haben für heute eingeladen, da Silvester in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt“, sagte Veronika Neumann, Kreisvorsitzende des Kreisverbandes Natur- und Umweltschutz (KNU), der traditionell zu dem Termin einlädt. Rund 25 Freiwillige waren der Aufforderung gefolgt, den Tag unter das Zeichen des Naturschutzes zu stellen.

Grube Rolf: Naturschutzgebiet ist eingezäunt, der Zutritt verboten

Mit dabei war auch der Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO), dessen Mitglieder sich ebenfalls in der ehemaligen Sandgrube engagierten. Bereits vor sechs Jahren hatte der alljährliche Arbeitseinsatz in der Grube Rolf stattgefunden. Für die Naturfreunde bietet sich dabei so ganz nebenbei die seltene Gelegenheit, einmal das Naturschutzgebiet in Augenschein zu nehmen. Denn üblicherweise ist der Zutritt zu dem Gelände verboten, die Fläche sogar eingezäunt.

„Hier ist es nicht ungefährlich“, betonte Franz-Josef Henkenmeier vom Ortsarbeitskreis Mechernich und wies auf die steilen Abhänge aus Sand hin, in die das Regenwasser tiefe Furchen eingegraben hat. Vor Jahren sei einmal ein großes Stück einer Steilwand abgerutscht und habe dabei ein Lager verschüttet, das sich Jugendliche heimlich gebaut hätten.

„Keine Ahnung, ob die etwas mit dem Erdrutsch zu tun hatten, Gott sei Dank ist aber nichts passiert“, sagte er. Das würde aber zeigen, wie instabil die Hänge in der Grube seien. Auch sei das Gewässer teilweise mehr als zwei Meter tief, biete aber nur eine Sicht von etwa zwei Zentimetern.

Satzvey: Ödnis ist das Ziel der Pflegemaßnahmen

Im Jahr 1997 hatte seine Organisation die Fläche auf 30 Jahre gepachtet, als sie zum Naturschutzgebiet erklärt worden war. Die Grube Rolf sei ein Trittstein im Biotopverbund zwischen Billiger Wald und Schavener Heide und ermögliche dadurch den genetischen Austausch der einzelnen Arten, erläuterte Henkenmeier. „Die Ödnis ist das Ziel“, beschrieb er die Leitlinie. Hier solle sich eine magere Landschaft etablieren. Deshalb sei es die Hauptaufgabe von seinen Mitstreitern und ihm, das Grubengelände offenzuhalten.

Eine Aufgabe, bei der sie bis vor kurzem von einer Gruppe von Eseln unterstützt worden waren. Doch die stehen mittlerweile nicht mehr zur Verfügung, weswegen nun wieder die Menschen tätig werden müssen. Bereits seit dem Oktober waren Schösslinge von Bäumen geschnitten worden. Diese sollten nun an diesem Samstag weggeräumt werden. „Wenn wir das nicht regelmäßig machen, dann brauchen wir statt dem Freischneider eine Kettensäge, so schnell wachsen hier die Bäume“, sagte Henkenmeier.

Ein Mann schneidet mit einer großen Schere dickere Äste ab einem Strauch ab.

Mit Gehölzscheren wurde die unerwünschte Vegetation in der ehemaligen Sandgrube von den Freiwilligen entfernt.

Die hochschießenden Pappeln und Kiefern beeinträchtigen die vielen schützenswerten Arten, die in der Grube ein Refugium gefunden haben. Da sind Moose und Flechten, aber auch Tausende Orchideen wie das Knabenkraut. Gelbspötter, Schwarzkehlchen, Turteltauben, Eisvögel und Neuntöter sind Vertreter der Vogelwelt. Sporadische Gäste sind Schwarzspecht sowie Schwarzschenkel, Flussregenpfeifer oder Kranich, die auf ihren Reisen ins oder aus dem Winterquartier gerne hier Station machen.

Auch mehrere Dachsbauten finden sich auf dem Gelände. Ebenso leben hier die streng geschützten Kreuz- und Geburtshelferkröten genauso wie Kammmolche. „Wir legen hier immer wieder Kleingewässer an, die von den Molchen angenommen werden“, erläuterte Henkenmeier. Die ersten Bewohner seien aber die Kreuzkröten, die so kleine Kaulquappen hätten, dass sie den Kammmolchen oft als Nahrung dienten. „Deshalb legen wir immer neue Teiche an, die zuerst von den Kröten besiedelt werden und erst in den Folgejahren von den Kammmolchen“, erläuterte er.

„Hier kommt die Natur zur Ruhe“, so Henkenmeier weiter. Ein zweiter wichtiger Grund neben der Verkehrssicherung, warum das Gelände nicht zugänglich ist. Doch ein Geheimnis solle nicht aus dem gemacht werden, was auf der Fläche passiere, betont der Naturschützer. „Deshalb werden wir auch im Juli wieder Exkursionen anbieten, vor allem auch für die Bevölkerung von Satzvey“, betonte er.


Im Jahr 1995 wurde der Betrieb der Grube Rolf aufgegeben. Bis dahin waren dort Kaolin, Klebsande und Tone abgebaut worden. Das Gelände sollte anschließend verfüllt werden und der Trasse der L11 zur Verfügung stehen, deren Verlauf immer noch an der Autobahnunterführung bei Satzvey erahnt werden kann. Doch als mehrere seltene Arten hier entdeckt wurden und sich auch die damaligen Besitzer für den Erhalt der Fläche aussprachen, konnte das Naturschutzgebiet eingerichtet werden. (sev)

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