Bei einem ungewöhnlichen Fotoshooting an den Katzensteinen bei Satzvey ging es um die Symbiose von Mensch und Natur.
KunstaktionModel posiert leicht bekleidet auf den Katzensteinen bei Satzvey

Im Spiel von Licht und Schatten wird der bemalte Körper zum Teil der Landschaft.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Catweazle ist schuld. Genauer gesagt, das Remake des Filmklassikers mit Otto Waalkes. Das wurde ja teilweise an den Katzensteinen gedreht. Als Jörg Düsterwald die Szenen sah, konnte er sich kaum noch auf die weitere Handlung konzentrieren. Er dachte nur: „Da muss ich hin, Bilder machen.“ Nun ist die Sandsteinformation in der Tat beeindruckend und fotogen, aber längst nicht mehr originell, sondern von unzähligen Laien und Profis abgelichtet.
Aber die Bilder, die Düsterwald entwirft, sind anders. Er arbeitet mit einem Model, das auf den Fotos kaum zu entdecken sein soll. Klingt verrückt. Ist verrückt. Es wird ein langer Tag für den Künstler und seine Assistentin Wiebke Geiken. Morgens sind sie aus dem Weserbergland angereist, erst am späten Nachmittag werden für die Rückfahrt Klapptisch und Farben im Auto verstaut.

Immer neue Positionen probieren Model Carolina und der Fotograf Michael Zoephel aus, bis der Künstler zufrieden ist.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Das Model und der Fotograf haben es nicht so weit. Carolina Müller-Neuhaus und Michael Zoephel kommen beide aus Bedburg. Die Bilder aus Katzvey sind Teil des Projekts „Nature Art“, an dem Jörg Düsterwald seit vielen Jahren arbeitet. An immer neuen Schauplätzen – vom Weserbergland über Mallorca bis an die Ostsee – setzt er Models in Szene. Er bemalt deren Körper passend zur Umgebung, so dass sie mit der Landschaft förmlich verschmelzen.
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Es gehe ihm darum, die Symbiose von Mensch und Natur künstlerisch darzustellen: „Schließlich sind wir Menschen ja Teil der Natur.“ Viele Fotoserien seien bereits in einem aufwendigen Bildband erschienen, einzelne Aufnahmen auch in den Kalendern, die er alljährlich herausgebe. Beim Fotoshooting ist der Künstler mittlerweile auf die Hilfe anderer Fotografen angewiesen.
Ich mache sehr vieles. Ich muss nicht alles machen.
Seit seiner Jugend leidet er an einer neurologisch-muskulären Erkrankung. Lange stehen oder gar auf den Katzensteinen herumklettern kann er nicht mehr. Seine Schaffenskraft ist aber ungebrochen: „Nur zu Hause rumsitzen möchte ich nicht.“ Dass er nicht selbst hinter der Kamera steht, sieht er gelassen. Er sei seit 32 Jahren Künstler, war sogar Deutscher Meister im Bodypainting.
„Ich mache sehr vieles“, sagt er. „Ich muss nicht alles machen.“ Also dirigiert er Model und Fotograf gewissermaßen von der Seitenlinie aus. Es ist ein milder Tag geworden, Glück für Carolina Müller-Neuhaus. Denn sie ist lediglich mit einem knappen Slip bekleidet. Und selbst der ist nicht zu sehen, weil Düsterwald ihn ebenfalls bemalt hat.

Im Laufe des Tages hat die Bemalung gelitten. Jörg Düsterwald trägt neue Farbe auf die Haut seines Models auf.
Copyright: Ulla Jürgensonn
In stundenlanger Arbeit hat er mit Pinsel und Schwamm die Farben auf Carolinas Körper aufgetragen. Die eine Hälfte ist mit Strichen, Flächen, Mustern in Braun- und Rottönen bedeckt, die andere in Grüntönen. Denn die Katzensteine bestehen ja aus rötlichem Sandstein, der aber stellenweise mit Moosen und Flechten bewachsen ist. Je nachdem, welche Pose das Model einnimmt, verschmilzt es nahezu perfekt mit dem Hintergrund.
„Wer mit mir zusammenarbeitet, darf nicht zimperlich sein“, sagt der Künstler. Das ist charmant untertrieben. Die junge Frau muss Nerven wie Drahtseile haben. Wie ein Shakespearscher Naturgeist bewegt sie sich anmutig zwischen den Bäumen, schmiegt sich in Gesteinsspalten, kauert sich an Felsbrocken. Immer verfolgt von den Anweisungen des Künstlers. „Nimm das grüne Bein mehr vor. Nein, mehr nach hinten.“ „Leg den Kopf in den Nacken, dreh ihn zu mir, dreh ihn weg.“
Die Farbe ist für Carolina Müller-Neuhaus wie eine zweite Haut
Manche Posen sehen mitleiderregend unbequem aus, andere lassen einen Absturz fürchten. Doch Carolina bleibt gelassen, geschmeidig, kooperativ. Sie ist eigentlich Mediengestalterin, wie sie erzählt, auf der Suche nach einem Bodypainter für eine Veranstaltung hat sie Düsterwald kennengelernt. Der hat sie gleich als Model verpflichtet.
„Zwischen uns stimmt die Chemie, wir haben den gleichen Humor“, sagt sie. Mit ihrer Nacktheit geht sie völlig unbefangen um: „Mit dem ersten Pinselstrich fühle ich mich wie angezogen.“ Die Farbe sei wie eine zweite Haut. Seltsamerweise werde ihr auch bei schlechterem Wetter nicht kalt, wenn sie bemalt sei.
Vielleicht komme das aber auch daher, dass sie bei so einem Fotoshooting auch für acht Stunden „im Tunnel“ sei. Nur auf Drängen Düsterwalds hüllt sie sich zwischendurch in einen dicken grünen Bademantel, zieht auch die gestrickten Socken an, die seit langem ihr Talisman sind. Ein bisschen stolz erzählt sie, dass es ein Foto mit ihr in einen der Kunstkalender geschafft hat: „Ich war Miss September.“
Als am späten Nachmittag dann doch dicke Wolken aufziehen, beendet Jörg Düsterwald das Shooting an den Katzensteinen. Seine Arbeit geht am nächsten Tag weiter, wenn er die zahllosen Fotos, die Michael Zoephel gemacht hat, sichtet, sortiert und bearbeitet. Und dann beginnt die Suche nach dem nächsten Ort, an dem er Mensch und Natur verschmelzen lassen kann: „Es gibt so viele schöne Orte, die in Szene gesetzt werden möchten.“