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StreuobstwieseIn Wachendorf entsteht ein neuer Lebensraum für den Steinkauz

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer und zwei Frauen stehen auf einer ungemähten Wiese zwischen jungen Obstbäumen.

Auf der Streuobstwiese stellten Thorsten Volkmann (v.l.), Christian Chwallek, Marion Zöller und Julia Hüllbrock das Projekt vor.

Das Euskirchener Unternehmen F&S concept hat der Nabu-Stiftung Naturerbe NRW zwei Flächen geschenkt. Beide sind Ausgleichsflächen.

Manchmal gibt es tatsächlich nur Gewinner. Das Euskirchener Unternehmen F&S concept hat der Nabu-Stiftung Naturerbe NRW zwei Flächen geschenkt: eine Brache bei Schwerfen und eine Streuobstwiese bei Wachendorf.

Beide Areale sind Ausgleichsflächen für Projekte von F&S concept, beispielsweise das Baugebiet Seeterrassen in Zülpich. 30 Jahre lang muss das Unternehmen garantieren, dass diese Ausgleichsflächen der Natur zur Verfügung stehen. Nachhaltigkeit sei F&S concept ein Anliegen, betonte Geschäftsführer Thorsten Volkmann. Dafür, dass die Flächen zu wertvollen Biotopen werden, sorgt nun die Nabu-Gruppe Euskirchen im Auftrag der Stiftung Naturerbe NRW.

Birne, Apfel, Kirsche und Pflaume wachsen auf Streuobstwiese

Auf der Streuobstwiese bei Wachendorf übergab Volkmann dem Stiftungsvorsitzenden Christian Chwallek die Schenkungsurkunde. 20 Obstbäume – Birne, Apfel, Kirsche, Pflaume – sind dort bereits gepflanzt worden. Im Grundbuch ist ein Pflegekonzept eingetragen, das bis zum Jahr 2052 gilt.

Marion Zöller, Vorsitzende des Euskirchener Nabu, erläuterte, wie es weitergeht auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Gelände. Schon in den kommenden Wochen soll dort ein Schäfer seine Heidschnucken weiden lassen. „Wir wollen auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Schäfer nicht aussterben“, erklärte Marion Zöller. Die Fläche gehe in den Vertragsnaturschutz über, daher schreibe die Biologische Station vor, wie viele Schafe dort grasen dürften.

Nistkästen für Steinkäuze sollen natürliche Höhlen ersetzen

Dass die Wiese abgefressen statt abgemäht wird, kommt vor allem einem Tier zugute, das dort einziehen soll: dem Steinkauz. „Der hat lange Beine, er jagt im Gehen“, berichtete Christian Chwallek. Wobei „lange Beine“ relativ ist, denn die Eulenart ist nur wenig größer als 20 Zentimeter. Jedenfalls hat er im hohen Gras wenig Chancen auf Beute, und das kann verhängnisvoll sein, wenn die Jungen dringend Nahrung brauchen, während noch nicht gemäht worden ist. Der Steinkauz jagt zwar auch vom Ansitz aus, beispielsweise von Zaunpfählen, aber auch da stehen die Chancen schlecht, eine Maus im hohen Gras zu erwischen.

Ein ausgestopfter Steinkauz steht auf einem Stein.

Der Steinkauz ist eine kleine Eulenart. Damit er jagen kann, darf das Gras nicht hochstehen. Dafür sollen Schafe sorgen.

Da es laut Marion Zöller bei Wachendorf bereits eine Steinkauzpopulation gibt, dürfte die Streuobstwiese eine willkommene Erweiterung des Lebensraums sein. Damit die nachtaktiven Vögel brüten können, muss der Mensch allerdings in der heutigen Landschaft ein bisschen nachhelfen. Weil es kaum noch natürliche Höhlen in Bäumen gibt, werden Kästen aufgehängt. Normalerweise in den Obstbäumen, doch weil die Bäumchen in diesem Fall noch ziemlich klein sind, werden die künstlichen Bruthöhlen auf Gestellen befestigt.

Streuobstwiese soll dem Erhalt alter Sorten dienen

Die Nabu-Vorsitzende hofft auf einen weiteren positiven Effekt der Streuobstwiese: Die Obstbaumwarte des Vereins hätten es sich zur Aufgabe gemacht, alte Sorten zu erhalten. Auf der Wiese sei noch reichlich Platz, um den einen oder anderen Obstbaum zu pflanzen, so dass alte Apfel- oder Zwetschgensorten vor dem Aussterben bewahrt werden könnten.

Der vorher brachliegende Acker bei Schwerfen hat sein Gesicht bereits verändert. Dort wurde eine regionale Saatgutmischung ausgebracht, die Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten soll. Die Pflanzen bleiben über Winter stehen, so dass die Tiere dort auch in den kalten Monaten Deckung finden. Erst im Frühjahr wird gemäht.

„Streuobstwiesen mit ihrer außerordentlichen Artenvielfalt stehen auf der europaweiten Roten Liste der Biotypen“, so Christian Chwallek. Und auch Ackerbrachen gebe es immer weniger, weil die Landwirtschaft immer mehr industrialisiert werde. Deshalb seien beide Flächen von großer Bedeutung.

Letztlich profitieren auch die Bürger von den Naturschutzmaßnahmen, in dem sie seltene Tierarten beobachten können. Oder niedliche Schäfchen streicheln. Oder, ganz handfest: indem sie Äpfel oder Birnen von den Bäumen naschen können.