Warnstreik in der Eifelhöhen-Klinik90 Beschäftigte legen ihre Arbeit nieder

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Mit Warnwesten und Trillerpfeifen ausgestattet, trafen sich die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter zum Warnstreik.

Mit Warnwesten und Trillerpfeifen ausgestattet, trafen sich die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter zum Warnstreik.

Netersheim-Marmagen – Es ist in den vergangenen Jahren fast schon ein gewohntes Bild geworden: Mit gelben Warnwesten und Trillerpfeifen hatten sich knapp 90 gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte der Eifelhöhen-Klinik am Donnerstagmorgen vor dem Gebäude der Reha-Einrichtung zu einem Warnstreik eingefunden. Damit wollten sie ihre Entschlossenheit demonstrieren, ihre Forderungen in den aktuellen Tarifverhandlungen durchzusetzen.

„Das Angebot der Arbeitgeber war eine Provokation“, sagte Arno Appelhoff, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Bonn. In drei Verhandlungsrunden haben Arbeitgeber und Vertreter der Gewerkschaft bereits zusammengesessen, doch Angebot und Forderung liegen noch weit auseinander. Während die Arbeitgeber laut Appelhoff zuletzt eine Erhöhung von 2,6 Prozent im ersten und 1,0 Prozent im zweiten Jahr bei einer Laufzeit des Haustarifvertrages von 18 Monaten zugestanden hatten, verlangt die Gewerkschaft 10 Prozent, mindestens 240 Euro.

In Bonn neun Tage gestreikt

Strittig ist außerdem, ab wann die Gehaltserhöhung gelten soll. Während die Gewerkschaft als Stichtag den 1. März 2019 anpeile – den Tag, an dem sie den Tarifvertrag kündigte – , rechne die Geschäftsführung mit dem Inkrafttreten am 1. Juli, so Appelhoff. Einigkeit habe dagegen bei der Höherstufung der examinierten Pflegekräfte geherrscht, die in Zukunft genauso wie die Therapeuten bezahlt werden sollen. Dass Verdi immer wieder in Marmagen zu Warnstreiks aufrufe, sei kein Zufall, erklärte er. In der Branche der Reha-Kliniken gebe es keinen Flächentarifvertrag, die meisten Häuser gehörten zu Aktiengesellschaften, die bestimmte Gewinnerwartungen haben.

Auf den Klinikfluren hatte Maria Messmann (vorne) Unterschriften gesammelt, die sie den Streikenden als Solidaritätszeichen übergab.

Auf den Klinikfluren hatte Maria Messmann (vorne) Unterschriften gesammelt, die sie den Streikenden als Solidaritätszeichen übergab.

In der Kaiser-Karl-Klinik in Bonn, die auch zum Eifelhöhen-Klinik-Konzern gehöre, sei bei den Tarifverhandlungen 2018 neun Tage gestreikt worden, davon fünf in Folge. „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es in dem jetzigen Tarifkonflikt über den Warnstreik hinausgeht“, mutmaßte Appelhoff.

Standort mittel- bis langfristig gefährdet

Die Befürchtungen des Betriebsratsvorsitzenden Mike Milz sind konkret. „Uns verlassen Fachkräfte“, hat er festgestellt. Um 20 Prozent sei die Entlohnung in der Klinik geringer als im öffentlichen Dienst: „Wenn die Schere zu groß wird, gibt es keine Konkurrenzfähigkeit.“ Das gefährde mittel- bis langfristig den Standort. „Es war immer besser als heute, auch die Stimmung im Haus“, sagte Milz.

Auch Patienten zeigten ihre Solidarität. Maria Messmann hatte auf den Fluren Unterschriften gesammelt und brachte sie den Streikenden. „Das Personal ist unterbezahlt, das finde ich eine Frechheit“, sagte Hans-Joachim Schmidt aus Siegburg. Es verrichtete Arbeiten, die der Gesellschaft zugute kommen. Die Tarife würden wohl von Menschen ausgehandelt, die profitorientiert seien oder die noch nie eine Pflege benötigt hätten. „Allen, die in der Pflege sind, müsste mehr bezahlt werden“, forderte Emil Reesen aus Erftstadt. In seiner Zeit im Eisenwerk Brühl habe er auch gestreikt, jetzt unterstütze er hier die Angestellten. „Das Personal ist wunderbar, ich bin bereits das zweite Mal hier“, sagte er.

Der Geschäftsführer der Eifelhöhen-Klinik, Detlef Hambücker, konnte am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

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