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MachbarkeitsstudieEin Plan für die Zukunft der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen soll her

Lesezeit 3 Minuten
Die ehemalige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen.

Wie eine Trutzburg thront die Eifelhöhen-Klinik auf einem Hügel gegenüber von Marmagen. Derzeit zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt, ist ihre künftige Verwendung völlig unklar.

Für die Zeit nach der Nutzung als Geflüchtetenunterkunft will die Gemeinde eine Machbarkeitsstudie für die ehemalige Eifelhöhen-Klinik.

Was ist machbar in der Eifelhöhen-Klinik Marmagen, und was nicht? Eine Frage, die die Menschen in der Gemeinde umtreibt, seit der Betrieb der Klinik 2020 eingestellt wurde.

Trutzig wie eine Burg steht das schwarze Klinikgebäude auf dem Hügel gegenüber von Marmagen und erinnert an die wechselvolle Geschichte. Erst Impfzentrum, dann Impfstelle, jetzt Unterbringungsort von Geflüchteten – als Notstopfen für die gesellschaftlichen Probleme der letzten Jahre hat die Eifelhöhen-Klinik bisher gute Dienste geleistet. Doch ob das bis in alle Zukunft so sein wird, ist fraglich. So hat die Gemeindeverwaltung die Initiative ergriffen, um eine Machbarkeitsstudie für die Zukunft der Einrichtung in Auftrag zu geben. Rund 100.000 Euro werden für eine derartige Studie fällig, die bereits im Haushalt eingeplant sind. Sie soll über das Programm „STARK“ gefördert werden, mit dem der Umbau der Kohleregionen nach dem Ende der Braunkohlenförderung unterstützt werden soll.

Crump spricht von Sanierungsbedarf von 15 bis 20 Millionen Euro

Doch vor die Erstellung der Studie haben die Architekten der Förderungsbürokratie eine Projektskizze gestellt, mit der sich die Gemeinde um die Förderung bewerben kann. Dann würden immerhin 90 Prozent der Kosten übernommen werden. Erarbeitet werden soll die Projektskizze mit drei Partnerfirmen: dem Architekturbüro Lepel und Lepel aus Köln, wahrZeichen aus Köln und MWM Städtebau, Verkehr und Entwässerung aus Aachen.

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Allerdings ist die Gemeinde nicht Herr des Verfahrens. Besitzer von Gebäude und Grundstück ist die Eifelhöhenklinik AG, die sich zuletzt mit Investitionen in die Liegenschaft zurückgehalten hat. In Gesprächen mit der Gemeinde habe sie zugestimmt, 50 Prozent der Kosten für die Projektskizze zu übernehmen, deren Kosten unter 20.000 Euro liegen sollen, teilte Bürgermeister Norbert Crump mit. „Die Klinik war größter Arbeitgeber der Gemeinde“, sagte er. Wenn die derzeitige Nutzung vorbei sei, könne eine Brache nicht im Sinne der Gemeinde sein. „Wenn man einen Sanierungsbedarf von 15 bis 20 Millionen Euro hat, wird es nicht einfach sein, das in Wert zu setzen“, so Crump im Haupt- und Finanzausschuss.

Auch ein Abriss oder Teilabriss werden „mitgedacht“

„Prinzipiell ist das eine Sache der AG, aber wir sehen zu, was passiert“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Bürger würden erwarten, dass das Thema der Verwaltung nicht egal sei. Die Studie solle aufzeigen, wo Fördermöglichkeiten liegen könnten. Wenn die Gemeinde jetzt nicht tätig werde, drohe eine negative Entwicklung.

So habe Nettersheim es auch beim Kloster gemacht, das acht Jahre leer gestanden habe und zu einer Erfolgsgeschichte geworden sei. „ Das war nur Spaß und Freude am Entwickeln. Wer hätte gedacht, dass wir einmal eine Kinderärztin im Ort haben würden“, freute er sich.

Doch bei der Eifelhöhen-Klinik gehe es um eine andere Dimension. „Wir haben ein Riesenbrett zu bohren“, äußerte er angesichts einer Nutzfläche von 20.000 Quadratmetern im Vergleich zu 3500 beim Kloster. Immerhin handele es sich um einen 1970er-Jahre-Bau, voller Schadstoffe und energetisch gesehen eine Katastrophe. „Wir müssen uns auf einen jahrelangen Prozess einstellen“, sagte er angesichts der schieren Größe des Gebäudes. Der Prozess sei ergebnisoffen. Auch ein Abriss oder Teilabriss müsse mitgedacht werden. „Die Studie soll kein Werk für die Schublade sein“, betonte Crump.


Wechselnde Nutzungen

  • 1975 begann die Eifelhöhen-Klinik ihren Betrieb als Reha-Klinik.
  • Im Oktober 2019 ordnete die Bezirksregierung Köln die vorläufige Schließung der Eifelhöhenklinik Marmagen wegen schwerwiegender Hygienemängel an. Im November wurde ein vorläufiger Weiterbetrieb gestattet.
  • Im Februar 2020 wurde der Betrieb endgültig geschlossen, die rund 230 Mitarbeiter entlassen.
  • Im Dezember 2020 erhielt das Gebäude eine neue Funktion: Es wurde vom Kreis Euskirchen angemietet und als Corona-Impfzentrum genutzt. 146.587 Impfdosen später schloss das regionale Impfzentrum Ende September 2021.
  • Im November 2021 öffnete es wieder als Impfstelle, in der Boosterimpfungen verabreicht wurden. Damit war endgültig Schluss im Mai 2022.
  • 2022 schnellten die Geflüchtetenzahlen in die Höhe. Die Bezirksregierung Köln  beschloss im Juni, die ehemalige Klinik als Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung anzumieten. Bereits im September 2022 sollte der Betrieb starten. Doch bevor ein Flüchtling einziehen konnte, wurde der Vertrag mit der Betreiberfirma BOS 112 gekündigt. Mit dem DRK-Kreisverband Euskirchen konnte das Projekt realisiert werden.
  • Zum Jahresanfang 2023 wurde die Eifelhöhen-Klinik Geflüchtetenunterkunft. Mittlerweile leben dort rund 700 Geflüchtete verschiedener Nationen. (sev)
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