Bürgermeister Norbert Crump präsentierte den Haushaltsentwurf für 2026. Die Zeit der schwarzen Zahlen in der Eifelgemeinde ist vorbei.
HaushaltsdefizitSteuern sollen steigen – Leben in Nettersheim wird teurer

Allein im Bereich des Naturerlebnisdorfes sollen in Nettersheim 150.000 Euro gespart werden.
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Schon seit Monaten macht Bürgermeister Norbert Crump keinen Hehl daraus, dass die Gemeinde Nettersheim finanziell auf schwere Zeiten zusteuert. Als er jetzt dem Haupt- und Finanzausschuss den Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 vorlegte, wurde deutlich, wie schwer es sein wird. Denn statt schwarzer Zahlen, wie sie in früheren Jahren oft aus dem Zingsheimer Rathaus vermeldet werden konnten, kündigt sich ein erhebliches Minus an. Rund 2,5 Millionen Euro Defizit werden es 2026 laut dem Entwurf werden, der den Ratsvertretern vorgelegt wurde.
Schon für das laufende Jahr sei damit zu rechnen, dass das Defizit höher als erwartet ausfällt: Denn statt der kalkulierten 1,4 Millionen Euro werden am Jahresende 3 Millionen Euro Minus zu Buche stehen. Die sind allerdings über die Ausgleichsrücklage von rund 3,8 Millionen gedeckt.
Die Gewerbesteuereinnahmen in Nettersheim sind gesunken
Verantwortlich für das schlechte Ergebnis seien geringere Grundstücksverkäufe und gesunkene Gewerbesteuereinnahmen gegenüber der Erwartungen in dem vor einem Jahr verabschiedeten Haushaltsplan.
Mit einem Blick in die Vergangenheit verdeutlichte Norbert Crump in seiner Haushaltsrede, wie sich die finanzielle Situation der Gemeinde entwickelt habe. „Über Jahre war Nettersheim im ganzen Land für seinen ausgeglichenen Haushalt bekannt“, sagte er. So habe noch 2020 ein Überschuss von rund 780.000 Euro erwirtschaftet werden können. Doch schon damals habe das auf tönernen Füßen gestanden, da in diesem Jahr Corona-Schäden in Höhe von 760.000 Euro bilanziell isoliert werden konnten und Bauland für rund 1,4 Millionen Euro verkauft wurde.
Höhere Personalkosten, höhere Kreisumlage
Im Vergleich zu 2020 sei zwar 2026 die Ertragsseite um rund 7,75 Millionen Euro durch gute Steuereinnahmen und gestiegene Personal- und Sachkostenerstattungen gewachsen, doch die Ausgabenseite sei im gleichen Zeitraum um rund 10 Millionen Euro angestiegen – ein Minus von rund 2,25 Millionen Euro. Verantwortlich dafür seien vor allem die Kosten für Personal, die um 3,6 Millionen Euro gestiegen seien, sowie die um 2,8 Millionen Euro gewachsene Kreisumlage.
Im Rathaus gebe es zwar nicht mehr Stellen, aber die Tariferhöhungen hätten sich ausgewirkt. Und zum anderen hätten durch den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und den Ausbau der OGS 25 neue Vollzeitstellen geschaffen werden müssen, ohne dass die Finanzausstattung durch das Land ausreichend sei. Der jährliche Fehlbetrag im Bereich Kita/OGS liege bei rund 1,3 Millionen Euro.
Das Leben in Nettersheim wird teurer werden.
„Wir bekommen immer mehr Aufgaben von oben zugewiesen, aber gleichzeitig nicht die benötigte finanzielle Ausstattung“, monierte Crump. Die Finanzlage der Städte und Gemeinden in NRW sei katastrophal, das Land müsse jetzt die großen Räder drehen.
Seit Jahrzehnten seien die Gebühren in Nettersheim nicht mehr angepasst worden. Dadurch sei ein Finanzierungsvakuum entstanden. Deshalb müssten in Zukunft Steuern, Gebühren und Beiträge merklich angehoben werden. „Das Leben in Nettersheim wird teurer werden“, kündigte Crump an. So sollen die Grundsteuer A auf 430 Prozent, die Grundsteuer B auf 680 Prozent und die Gewerbesteuer auf 50 Prozent erhöht werden. Doch das sei noch nicht das Ende: Bis zum Ende des Jahrzehnts könne die Grundsteuer B perspektivisch auf 900 Prozent anwachsen, befürchtet Crump.
Nettersheim will die Haushaltskonsolidierung in Ruhe angehen
300.000 Euro sollen im Haushalt eingespart werden. Über Stellenstreichungen und andere Maßnahmen soll allein im Bereich des Naturerlebnisdorfes ein Betrag von rund 150.000 Euro eingespart werden. Vor allem aber müsse ein Haushaltssicherungskonzept vermieden werden. Mithilfe eines Verlustvortrages über drei Jahre solle die Haushaltskonsolidierung in Ruhe angegangen werden. Bis nennenswerte Beträge aus der Windkraft den Haushalt entlasten könnten, würde der Verkauf von Bauland in den Neubaugebieten helfen, die Talsohle zu durchschreiten.
Auch in den gemeindeeigenen Betrieben stehen die Zeichen auf Veränderung. So wird der technische Betrieb des Wasserwerks bereits im kommenden Jahr vom Wasserverband Oleftal übernommen. Damit ist der erste Schritt getan, um eine Übernahme des Nettersheimer Wasserwerks durch den Verband vorzubereiten. So stehen auch Erhöhungen bei den Wasser- und Abwassergebühren an.
Wir werden so nicht zustimmen.
Verabschiedet wurde der Haushalt in dieser Sitzung nicht. Denn außer der UNA und der AfD sahen alle Fraktionen noch Beratungsbedarf bis zur abschließenden Beratung im Rat. Vor dem Abrutschen in ein Haushaltssicherungskonzept warnten alle Redner. „Wir werden so nicht zustimmen“, sagte Guido Kurth (CDU). Seine Fraktion tue sich schwer mit den Realsteuererhöhungen. Es müssten Einspareffekte diskutiert werden, die bis zu den Sommerferien erarbeitet werden sollten.
Auch Andreas Winkler (Bürgervereinigung Eifel) mahnte den kritischen Blick auf die Ausgabenseite an. Die Bürger sollten nicht übermäßig belastet werden. Es gebe Chancen auf zusätzliche Einnahmen, aber das löse kein strukturelles Defizit von der Größe.
Alle Ausführungen gingen in die richtige Richtung, sagte Sebastian Schubert (UNA). Wie Crump hob er die Bedeutung der Kommunen für die Demokratie hervor, da das Regierungshandeln dort spürbar werde. Es müsse gefragt werden, ob alle geplanten Investitionen in Angriff genommen würden, da das Ausgaben seien, die den Haushalt belasteten, sagte Gerhard Mayer (SPD). Die Frage sei, wo gespart werden könne.
Die Abstimmung über den Haushalt wurde einstimmig auf die Ratssitzung in der kommenden Woche verschoben.

