Bei den regionalen Verlagen erfreut sich die Buchmesse in Nettersheim großer Beliebtheit. In ihrem Rahmen wurde auch diesmal der Eifeler Jugendliteraturpreis verliehen.
Eifeler BuchmesseNRW-Kulturministerin Ina Brandes lobt das Konzept der Lit.Eifel

Über die vielfältigen Angebote der Buchhändler informierte sich NRW-Kulturministerin Ina Brandes (3.v.r.) zusammen mit weiteren Ehrengästen bei einem Rundgang auf der Eifeler Literaturmesse.
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Den Zauber, den eine Literaturmesse auf die Leser genauso wie auf die schreibende Zunft ausübt, fasste Claudia Hoffmann von der Jury des Eifeler Jugendliteraturpreises treffend zusammen. Es sei der „wunderbare Ort, an dem aus Ideen und Geschichten Begegnungen werden“, sagte sie in ihrer Begrüßungsrede anlässlich der Preisverleihung. Denn für die Freunde der Literatur sei ein Buch mehr als ein Stapel bedrucktes Papier. Es sei Zufluchtsort, Traumwerkstatt, Gefühlsheimat, aber manchmal auch einfach Zeitvertreib oder Wissensvermittlung.
Und für die Verlage und Buchhandlungen ist so eine Messe ganz profan auch eine attraktive Veranstaltung, denn das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Jetzt gilt es, die Kundschaft auf die eigenen Neuerscheinungen aufmerksam zu machen.
Sei 2013 bildet die Messe den Abschluss des Lesefestivals Lit.Eifel
Seit 2013 findet die Messe regelmäßig im November als Abschlussveranstaltung des Lesefestivals „Lit. Eifel“ statt – sofern kein böses Virus durch das Land zieht. Für die Verlage ist sie allerdings mehr als eine Handelsplattform, wie Sven Nieder aus Daun sagte, der gleich mit sechs Verlagen aus der Vulkaneifel angereist war.
„Ich erinnere mich noch, wie wir uns im Jahr 2016 beworben haben, um das erste Mal dabei zu sein“, erzählte er. Damals habe er Gemeindebibliothekarin Kerstin Wolff angerufen und ganz vorsichtig gefragt, ob der Eifelbildverlag vielleicht auch teilnehmen dürfe. Kleines Problem: Der Verlag hatte nur ein Buch am Start. „Doch wir konnten mitmachen, und jetzt haben wir mehr als 300 Bücher im Programm“, sagte er.

Besuch aus Düsseldorf: Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, begrüßte die Teilnehmer des Jugendliteraturpreises.
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Die Messe sei so etwas wie das Familientreffen der Eifeler Verlage, führte er aus. „Mit dem Weihnachtsgeschäft haben wir, anders als die Buchhandlungen, nicht mehr so viel zu tun, denn die Bücher sind ausgeliefert, die Barsortimente bestückt“, so Nieder. Doch hier sei es möglich, die Kollegen zu treffen. „Da ist zum Beispiel Ralf Kramp mit seinem KBV-Verlag aus Hillesheim, der uns bei unserem Start ganz viel geholfen hat, oder da sind die befreundeten Verlage aus dem,Netzwerk Schöne Bücher', von denen zum Beispiel der Verlag ,Tasten und Typen' aus dem thüringischen Bad Tabarz über 400 Kilometer hierhergefahren ist“, freute sich Nieder.
Auch Künstler und freie Autoren gehören dazu
Von Anfang an hat die Eifeler Literaturmesse auch Künstler und freie Autoren mit ins Boot genommen. Und so waren auch diesmal nicht nur die Schreibwerkstatt der Lit.Eifel, der Künstlertreff Nettersheim und Bildende Künstler mit ihren Ständen vertreten, sondern mit Jana Engels und den früheren Preisträgerinnen des Jugendliteraturpreises, Sarah Binzenbach und Marta Sproll, gleich mehrere Autorinnen, die im Eigenverlag ihre Bücher präsentierten. Auch Hassan Deldjoue Shahir stellte sich in einer Leseveranstaltung wie andere Autoren mit seinen Gedichten vor und beantwortete in prächtigem persischen Gewand Fragen von Besuchern.
Wir haben zugesagt, die Lit.Eifel dauerhaft zu fördern, weil wir tatsächlich sehr überzeugt sind von dem Konzept.
Einer der Schriftsteller, die ihre Bücher dem Publikum vorstellten, war Marzellus Boos aus Marmagen. „Ich möchte die Menschen für die Natur begeistern, damit sie sie schützen“, sagte er. Jeden Tag sei er in der Landschaft unterwegs und notiere, was er dort beobachte. Als Imker habe er ein geschultes Auge, dem so einiges auffalle, was sonst verborgen bleibe. Als ehemaliger Lehrer für Deutsch und Literatur würden ihm häufig Bezüge zu Werken aus der klassischen Literatur einfallen. „Ich möchte nicht trocken oder belehrend meine Beobachtungen berichten, sondern ich will die Faszination wecken“, betonte er.

Ein Buch über eine grönländische Eisbärenfabel veröffentlichte Sven Nieder im Inuit-Verlag.
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Die Begeisterung für Bücher war zumindest bei Petra Holz aus Euskirchen bereits vorhanden, die zum ersten Mal bei der Messe in Nettersheim war. „Wir hatten ein Treffen der ,Mörderischen Schwestern', der Vereinigung von Krimiautorinnen, in Hillesheim, von denen heute einige hier sind. Und da bin ich gekommen, um einmal einige Verlage kennenzulernen“, sagte sie. Sie sei positiv überrascht, wie vielfältig die Verlagswelt der Eifel sei. „Ich bin dankbar, dass es so viele Menschen gibt, die an das Buch glauben“, sagte sie.
Zum Jahresbeginn stand die Landesförderung für die Lit.Eifel auf der Kippe
Überregionale Wertschätzung der Eifeler Literaturmesse und der Lit.Eifel wurde durch den Besuch von Ina Brandes, der NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, ausgedrückt, die an der Verleihung des 12. Jugendliteraturpreises teilnahm. Noch zum Jahresbeginn hatte es so ausgesehen, als müsste das Lesefestival mit einem Notprogramm stattfinden, da die einkalkulierte Landesförderung gestrichen wurde.
Dann allerdings habe, auch auf Intervention des Landtagsabgeordneten Klaus Voussem, ein Umdenken stattgefunden, erläuterte die Lit.Eifel-Vorsitzende Margareta Ritter. So sei die Unterstützung aus einem anderen Topf geflossen, und dann auch noch auf drei Jahre festgeschrieben worden, sodass Planungssicherheit bestand. „Wir haben Frau Brandes dann zu der Eröffnungsveranstaltung eingeladen, was aber nicht geklappt hatte“, so Ritter. Also sei es die Abschlussveranstaltung, die Literaturmesse, geworden.
Das Land will die Lit.Eifel dauerhaft fördern
Es sei bereits ihr fünfter Aufenthalt in Nettersheim, sagte Brandes. So oft sei sie in kaum einem anderen Ort im ländlichen Raum gewesen, betonte sie: „Es ist wirklich eine Kulturkommune geworden.“ Kultur sei unheimlich integrierend und bringe die Menschen zusammen.

Will mit seinen Büchern die Menschen für die Natur begeistern: Marzellus Boos.
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„Wir haben zugesagt, die Lit.Eifel dauerhaft zu fördern, weil wir tatsächlich sehr überzeugt sind von dem Konzept“, sagte Brandes. Sie finde es schön, dass die Lit.Eifel die ganze Region zusammenbinde, an unterschiedlichen Orten Angebote mit unterschiedlichen Inhalten mache, bei denen Menschen sich mit der Literatur und mit dem Lesen beschäftigen könnten.
Wichtig sei auch die Förderung über das Programm „Dritte Orte“, die an das Literaturhaus geflossen sei. „Hier ist aus dem Programm alles gemacht worden, was möglich ist“, lobte sie. Da sei dann auch plötzlich ein Kino aufgetaucht, „das südlichste Kino in NRW“, sagte sie über das „Kino 42“.
Eifeler Nachwuchsautoren wurden ausgezeichnet
Zum zwölften Mal war in diesem Jahr der Eifeler Jugendliteraturpreis ausgeschrieben worden, diesmal mit dem Thema „Du hast die Wahl – oder auch nicht“.
Bei der Eifeler Literaturmesse wurden die Preise in den vier Altersgruppen vergeben. Bei den Sechs- bis Neunjährigen gewann Janne Klinkenberg aus Dahlem vor Philias Papadopoulos aus Blumenthal. Siegerin in der Altersgruppe von zehn bis zwölf Jahren wurde Cira Pütz aus Aachen vor Miriam Jestädt aus Simmerath und Klara Ziemons aus Aachen, die sich den zweiten Platz teilten. Vierte wurde Anna Engels aus Kall.

Teilnehmer, Juroren und Ehrengäste freuten sich über die Verleihung des Jugendliteraturpreises im Rahmen der Buchmesse.
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Bei den 13- bis 15-Jährigen siegte Emilie Huveneers aus Alsdorf vor dem Duo aus Ronja Koenn und Nele Müller aus Nettersheim sowie Enie Schirk und Leni Schröder aus Mechernich. Maja Hölz wurde als Siegerin der Altersgruppe 16 bis 19 Jahre gekürt vor Luzie Wedeking aus Stolberg und Luisa Marie Pütz aus Mechernich.
Horst-Konejung-Preis geht an Grafiker, Zeichner und Lyriker Franz Peters
Während der Literaturmesse wurde darüber hinaus der diesjährige Horst-Konejung-Preis verliehen. Die Auszeichnung geht diesmal an den Grafiker, Zeichner und Lyriker Franz Peters. Seine künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur und der Geschichte unserer Region, sein scharfer, zeichnerischer Blick und sein umfassendes Wissen seien eine Bereicherung für das kulturaffine Publikum im ganzen Rheinland, lautete die Begründung der auslobenden Konejung-Stiftung Kultur. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Keldenicher Autor Norbert Scheuer.

