Krimiautor Ralf Kramp lässt seinen schrulligen Ermittler samt seinem ständigen Begleiter erneut auf die Eifel los.
Lost Places EifelRalf Kramp legt zwölften Band um Ermittler Feldmann und seinen Julius vor

Lost Place Eifel ist der zwölfte Feldmann-Krimi, den Ralf Kramp gerade veröffentlicht hat.
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„Lost Place Eifel“ heißt der neue Eifelkrimi von Ralf Kramp. Es ist der zwölfte Band der Reihe um den schrulligen Ermittler Herbie Feldmann und seinen für Andere unsichtbaren ständigen Begleiter Julius. Dieses mal geht es um einen Hamburger Kiezkönig. Wenn der auf den schönen Namen Bermuda hört und nach 40 Jahren in seine Eifelheimat zurückkehrt, bedeutet das nicht zwangsläufig Gutes.
So ist es bei Bernd „Bermuda“ Muckendahl aus dem Eifeldörfchen Buchscheid. Den findet Hobbyermittler Herbie Feldmann eines Tages angeschossen im Wald. Für die Rettung dankt er Herbie, der eigentlich einen neuen Wanderweg entlang historischer Köhlerstellen im Wald bei Bad Münstereifel markieren will, überschwänglich mit diversen Geschenken. Doch warum versuchte jemand den Hamburger Rotlichtkönig um die Ecke zu bringen? Das ist die Frage in Ralf Kramps neuem Krimi, dessen Ermittlerduo so unwahrscheinlich wirkt, mit der Alter-Ego-Konstruktion aber reale Ursprünge hat.
Die Auflagen der Krimi-Reihe von Ralf Kramp sind stabil
„Ich habe das in Fußgängerzonen beobachtet, kenne es aber auch von mir: Man spricht mit sich selbst. Zum Beispiel, wenn mir ein kleines Missgeschick passiert oder ich was vergessen habe“, sagt Kramp. Nicht weiter bemerkenswert eigentlich, doch Ralf Kramp machte daraus eine literarische Kunstfigur, die als Kommentator des eigentlichen Ermittlers auftritt. Julius – wenn das nicht tragikomisch ist – weiß es in aller Regel besser, kann aber nichts ändern.
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Er habe seinen Hobbyermittler Herbie Feldmann vor Jahren einfach mal testen wollen, so Kramp, und sei überrascht worden: Band eins kam gut beim Publikum an. Seitdem seien die Auflagen der Reihe stabil, so Kramp. Das machte und macht ihm Mut, sie fortzusetzen – aktuell bis zum Band zwölf.
Der Kiezkönig wird in der Eifel angeschossen
In „Lost Place Eifel“ entwickelt sich wie immer bei Kamp die „entspannte Spannungsliteratur“, wie sein Erzählstil einmal von Stefan Keim vom WDR bezeichnet wurde. Diesmal geht es halt auf Suche nach dem, der auf den Kiezkönig aus der Eifel schoss. Damit verbunden ist ein Nebenhandlungsstrang um nicht nur in der Region bekannte Lost Places.
Bekannteste Adresse ist vermutlich die Adenauer-Villa im Kammerwald zwischen Steffeln und Duppach in der Vulkaneifel, eine andere die ehemalige Heimschule bei Nickenich unweit des ‚Laacher Sees‘ in der Osteifel. Es gibt zahlreiche von den meist anonymen Lost-Places-Suchern gefundene Bauten, aufgegebene Wochenendhäuser und Schuppen. Die einstige Nike-Station bei Reetz galt lange Zeit ebenfalls als lohnendes Objekt.
Wenn ich ein tatsächlich existierendes Dorf nehmen würde, gäbe es unter Garantie jemanden, der meint, sich wiederzuerkennen und sich auf den Schlips getreten fühlt.
Apropos: Buchscheid, das fiktive Heimatdorf vom Kiezkönig, an dessen Rand ein vor Jahren scheinbar verlassenes Gärtnerhaus ein Haupthandlungsort ist, taucht nicht zum ersten Mal in einem Feldmann-Krimi auf. Kramp siedelt es irgendwo bei Mahlberg oberhalb von Bad Münstereifel an. Real ist es nicht, denn: „Wenn ich ein tatsächlich existierendes Dorf nehmen würde, gäbe es unter Garantie jemanden, der meint, sich wiederzuerkennen und sich auf den Schlips getreten fühlt.“
Kramp hat bisher „irgendwas zwischen 40 und 50“ Eifelkrimis veröffentlicht oder ist Herausgeber von Eifelkrimi-Kurzgeschichtenanthologien. Für ihn sind nicht erfundene, aber skurrile Hobbys ideales Material für seine Eifelkrimis. Im jüngsten Buch sind es die „Lost-Places-Sucher“.
Bald erscheint ein Band mit Weihnachtsgeschichten
Die wohl schrägsten Freizeitfreunde, die sich für Kramps gerne schwarzen Humor bestens eigneten, waren die Nacktwanderer in der Eifel. Die einen meinen dazu: frei erfunden. Die anderen: von wegen! Auf der Frankfurter Buchmesse kann Kramp am Stand seines KBV-Verlags mit „Lost Place Eifel“ bereits die zweite eigene Neuerscheinung in diesem Jahr präsentieren.
Im Frühjahr wurde die „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ veröffentlicht. Das Buch, das die gesamte Region im Blick hat, ist gerade in zweiter Auflage erschienen. „Das freut mich wirklich“, so Kramp zum Verkaufserfolg. Noch vor Weihnachten erscheint zudem „Drei Kopfschüsse für Aschenbrödel“. Weihnachtsgeschichten und Weihnachtsgedichte verspricht Kramp darin – zu viel Idylle sollte man aber besser nicht erwarten.
Und wie ist die Marktlage des einzigen Krimibuchverlags der Region? Jährlich verlege man 20 bis 25 Neuerscheinungen, so Kramp. Mit den Umsätzen sei er zufrieden. Der Verlag hat seinen Sitz im Hillesheimer Kriminalhaus, wo Kramp und seine Ehefrau Monika auch das Deutsche Krimiarchiv und das bundesweit bekannte Café Sherlock betreiben. Monika Kramp hat zudem im Nachbarhaus die Buchhandlung Lesezeichen.
KBV stehe dabei für ein klares Verlagsprofil, sagt Kramp: „Wir haben in der Region verankerte Krimis, nicht nur in der Eifel, auch etwa im Münsterland.“ Dazu gehöre, dass man auf die Präsenz der Autoren beim Publikum mit zahlreichen Autorenlesungen in der jeweiligen Region, aber auch mit Beteiligungen an Krimifestivals in ganz Deutschland setze. Alleine Kramp hat da um die 50 Termine pro Jahr.
Früher hatte, wer in der Eifel lebt, einen Makel. Heute ist es fast ein Privileg.
So wechselt der aus Euskirchen stammende Kramp, Jahrgang 1963, der im kleinen Dorf Flesten bei Hillesheim lebt, immer wieder die Rollen. Keinen Wechsel verspricht er bei den Orten und Landschaften, in denen seine Eifelkrimis spielen. Das gilt auch für Herbie Feldmann und Julius. „Lost Place Eifel“ ist dabei scheinbar eine spöttische Beschreibung des Landstrichs, wie sie Städtern wie Bermuda einfallen, der eine Art Kurzzeit-Eifel-Heimkehrer ist.
Tatsächlich aber passt der Begriff zur Selbstironie, die viele Eifeler praktizieren. Da müssen sie nicht erst an die Ewigkeitsbaustelle Lückenschluss der A1 oder die Verzögerungen bei der Fertigstellung der Eifelexpress-Strecke der Bahn denken. Einerseits. Andererseits, so Kramp: „Früher hatte, wer in der Eifel lebt, einen Makel. Heute ist es fast ein Privileg.“
Buchbranche hat Probleme
Um die Buchbranche insgesamt stehe es derzeit nicht zum Besten, sagt Ralf Kramp, der den Markt als Verleger seit Jahrzehnten beobachtet. Die Zahl der stationären Buchhandlungen sinke weiter deutlich. Und: „Alle Verlage, auch die großen, haben Probleme mit den fehlenden Druckereien“, so Kramp. Es gebe sogar für die Bücher der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises, Dorothee Elmiger, lange Lieferzeiten.
Ein Grund dafür sei auch der Fachkräftemangel. Papiermangel wie im Zuge der Pandemie und damit verbunden hohe Papierpreise seien derzeit weniger das Problem. Die wenigen großen Druckereien verfügten zudem über eine Marktposition, mit der sie erhebliche Rabatte beim Buchhandel durchsetzen könnten.