Zukunft der Eifelhöhen-KlinikOhne Investor droht das Aus in Marmagen

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Eifelhöhen-Klinik

Die Zukunft der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ist ungewiss. Die GmbH stellte am Montag Insolvenzantrag. Die 300 Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze.

Nettersheim-Marmagen – Nach der Hiobsbotschaft vom Montagabend, dass die Geschäftsführung der Eifelhöhen-Klinik Marmagen GmbH wegen der fehlenden positiven Fortführungsprognose Insolvenz angemeldet hatte, konnten die 300 Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, am Dienstag wieder Mut schöpfen. Erklärtes Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters ist es, die Reha-Klinik in Marmagen zu erhalten und fortzuführen.Zum Insolvenzantrag war es gekommen, nachdem die Bezirksregierung Köln in Abstimmung mit dem NRW-Gesundheitsministerium wegen gravierender Hygienemängel zunächst einen Patientenaufnahmestopp und kurze Zeit später die vorläufige Schließung des Patientenbetriebs verfügt hatte.

Der vom Amtsgericht Aachen eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Mark Boddenberg von der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte informierte am Montag in einer Betriebsversammlung die Mitarbeiter über das Insolvenzverfahren und die weiteren Schritte. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über drei Monate im Insolvenzgeldzeitraum gesichert. „Mein Ziel ist es, die Eifelhöhen-Klinik Marmagen zu stabilisieren, die Arbeitsplätze zu erhalten und den Klinikbetrieb fortzuführen. Mir sind die Hygieneprobleme bewusst, aber ich bin sicher, dass wir diese Probleme sehr zeitnah in den Griff bekommen werden“, sagte Dr. Mark Boddenberg. Nur wenige Stunden nach der Einsetzung durch das Amtsgericht Aachen hatte sich der Experte für Insolvenzrecht mit seinem Team am Montag schon vor Ort einen Eindruck verschafft und Gespräche mit der Klinikleitung über die Lösung der Probleme aufgenommen.

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Prof. Dr. Claus Weiss, der Ärztliche Direktor der Eifelhöhen-Klinik, hat hierzu den Hygieneexperten Prof. Dr. Martin Exner als Sachverständigen hinzugezogen. Exner ist Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uni-Klinik Bonn. Der namhafte Bonner Experte, so Boddenberg, werde die Reha-Einrichtung als unabhängiger Sachverständiger bei den anstehenden hygienerelevanten Maßnahmen und zu kliniküblichen Systemen beraten. In Kürze, so Boddenberg, solle im Zuge des Qualitätsmanagements das Personal zu den gezielten Hygienemaßnahmen weiter geschult werden.

Ärzte, Pflegekräfte, Mitarbeiter aus den Therapiebereichen, aber auch das Reinigungs- oder Küchenpersonal würden konkrete Anweisungen erhalten, wie sie die Hygienevorgaben künftig anwenden und konsequent umsetzen sollen. Bestehende Systeme zur Qualitätssicherung würden überarbeitet und rigoros in die Praxis umgesetzt.

Dünne Personaldecke sorgt für schlechte Situation

Allerdings ist offenbar auch Boddenberg bewusst, dass die Probleme der Klinik vor allem durch die dünne Personaldecke und die daraus resultierende quantitative Überforderung verursacht wurden. Boddenberg: „Uns ist bewusst, dass die aktuelle Personaldichte am Patienten erhöht werden muss. Eine nicht ausreichende Besetzung ist eine wesentliche Ursache für die Probleme, die wir derzeit haben.“ Die Mitarbeiter treffe keine Schuld. „Mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz erbringen sie für die Patienten eine enorm wichtige und unverzichtbare Aufgabe.“ Stephan Potthoff, seit fünf Monaten Verwaltungsleiter und noch in der Probephase, hatte wegen der krankheitsbedingten Abwesenheit des Geschäftsführers die Klinik in der schwierigen Phase seit Verhängung des Aufnahmestopps geleitet.

„Mehr Personal wird helfen, die Probleme zu beheben. Aber wir werden auch schauen, wie wir Prozesse optimieren und effizienter gestalten können“, sagte Potthoff. Der Ärztliche Direktor Claus Weiss, Verwaltungsleiter Stephan Potthoff und der vorläufige Insolvenzverwalter Mark Boddenberg wollen in enger Absprache mit dem Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht nach Lösungen suchen, damit die temporäre Verfügung über die Schließung des Patientenbetriebs kurzfristig aufgehoben werden kann. Dies, so Boddenberg, wäre auch ein wichtiges Signal an die Beschäftigten. Denn bei der Fortführung des Geschäftsbetriebs der Reha-Einrichtung gehe es um den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region.

Die Stimmung innerhalb der Belegschaft schwankte gestern zwischen Hoffen und Bangen. Nach der Betriebsversammlung wirkten die Gesichter ein wenig entspannter. Mike Milz, der Betriebsratsvorsitzende, war dagegen von den Ereignissen der letzten Tage so mitgenommen, dass er froh war, keine weiteren öffentlichen Erklärungen mehr abgeben zu müssen. „Ich bitte da um Verständnis. Ich habe dem Insolvenzverwalter versprochen, mich erst einmal nicht mehr zu äußern. Er vertritt ab sofort die Eifelhöhen-Klinik in der Öffentlichkeit, und das ist gut so“, sagte Milz im Gespräch mit dieser Zeitung.

Medien von Betriebsversammlung ausgeschlossen

Medien waren bei der gestrigen Betriebsversammlung nicht zugelassen. Allerdings konnte man im Foyer der Klinik immer mal wieder Applaus aus dem großen Veranstaltungssaal hören.

„Es geht uns jetzt erst einmal darum, die von der Bezirksregierung angemahnten Hygienemängel so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen“, sagte Boddenberg nach der Versammlung im Interview mit dieser Zeitung. Am Wochenende werde es bereits eine Begehung der Klinik mit dem Bonner Experten Martin Exner geben, bei der erste Maßnahmen zur Verbesserung des Hygienestatus besprochen würden.

Für den Insolvenzverwalter stehen eigenen Angaben zufolge zunächst die Mitarbeiter im Mittelpunkt der Bemühungen. „Die Gehälter sind ja für die nächsten drei Monate gesichert“, so Boddenberg. Um die Auflagen der Bezirksregierung zu erfüllen, habe er schon frisches Geld besorgt. „Ich bin sicher, dass wir schon in kurzer Zeit eine Betriebserlaubnis bekommen und die Leute wieder alle an ihren Arbeitsplatz zurückkehren werden“, versicherte Boddenberg.

Die Eifelhöhen-Klinik auf Dauer am Markt zu halten, wird seiner Einschätzung nach schon deutlich schwieriger werden, denn es werden beträchtliche Investitionen nötig sein, um das lange vernachlässigte Haus in einen Zustand zu versetzen, der einer modernen, gut ausgestatteten Reha-Klinik entspreche. Die Frage, mit der sich Boddenberg auch auseinandersetzen muss, ist die des Personals. Je länger die Zukunft der Eifelhöhen-Klinik ungewiss sei, desto schwieriger werde es, auf dem ohnehin umkämpften Pflegekräfte-Markt neue Mitarbeiter anzuwerben. „Wir werden Schritt für Schritt vorgehen. Sobald die Betriebserlaubnis wieder erteilt ist, versuchen wir, die Patientenbelegung langsam wieder nach oben zu fahren, allerdings nur in einen Bereich, der mit dem vorhandenen Personal machbar ist“, sagte Boddenberg.

Dass die Klinik personell seit langem unterbesetzt ist, weiß natürlich auch der Insolvenzverwalter. Aber er zeigt sich optimistisch, neue Mitarbeiter einstellen zu können, sobald die gröbste Krise überwunden ist. Mit dem Konzernvorstand, der die Schieflage der Klinik nicht verhindert hat, hat der Insolvenzverwalter bislang noch keinen Kontakt gehabt. Auf lange Sicht wird das Haus seiner Ansicht nach nur eine Überlebenschance haben, wenn neue Investoren gefunden werden. „Wir kennen uns auf dem Markt sehr gut aus und haben Verbindungen zu möglichen Geldgebern“, betonte Mark Boddenberg, bevor er zu einer Unterredung mit Landrat Günter Rosenke enteilte.

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